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Zehnjähriges Jubiläum
Einzigartige Polizeikooperation zwischen Karnataka und Bayern

Um den Frauen- und Opferschutz in Indien steht es weiterhin schlecht. Im Rahmen der zehnjährigen Kooperation zwischen dem Bundesstaat Karnataka und dem Freistaat Bayern engagiert sich die HSS für eine bessere Polizeiarbeit vor Ort. Nun besuchte der Landespolizeipräsident Bayerns, Prof. Wilhelm Schmidbauer, das Projekt und besprach mit seiner indischen Amtskollegin, Neelamani Raju, die Kooperation für die nächsten Jahre.

Dr. Wolfgang Sommer erklärt den Kadetten in Karnataka Grundlagen der bayerischen Polizeiarbeit

Dr. Wolfgang Sommer erklärt den Kadetten in Karnataka Grundlagen der bayerischen Polizeiarbeit

In indischen Zeitungen häufen sich die Meldungen über Übergriffe auf Mädchen und Frauen, bei denen die Polizei nicht aktiv wurde. Erst vor wenigen Wochen tötete sich ein 15-jähriges Mädchen, das Opfer einer Massenvergewaltigung geworden war. Nach dem Übergriff wollte sie mit ihren Eltern bei der Polizei Anzeige erstatten wollte, doch diese riet der Familie davon ab.

Seit 2015 nimmt die Zahl der sexuellen Straftaten wieder zu, ebenso wie die Intensität der Straftaten gegenüber Frauen und Kindern. Sogar Kinder im Vorschulalter werden Opfer. Dass die Polizei in vielen Fällen mit in der Kritik steht, ist keine Seltenheit. Ursachen sind etwa mangelhafte Ausbildung und fehlende Sensibilität oder geringe Bildungsanforderungen an Polizisten. Dabei prägen Millionen von ihnen das allgegenwärtige Gesicht der indischen Polizei. Dabei sind für sie die massiven Probleme in den schnell wachsenden Städten Indiens eine gewaltige Herausforderung. In Karnataka hat man daher begonnen, den Polizeidienst bürgernaher zu gestalten.

Innenminister Reddy (links) empfing zum ersten Mal in seiner Amtszeit deutsche Besucher

Innenminister Reddy (links) empfing zum ersten Mal in seiner Amtszeit deutsche Besucher

Partnerschaft zwischen Bayern und Karnataka

Seit 2016 unterstützt die Hanns-Seidel-Stiftung den Austausch zwischen Bayern und Karnataka beim Frauen- und Opferschutz sowie bei der Polizeiausbildung. Zum zehnjährigen Jubiläum der Partnerschaft zwischen den beiden Bundesstaaten reiste Prof. Wilhelm Schmidbauer, Landespolizeipräsident von Bayern, vom 2. bis zum 5. November 2017 nach Karnataka. Begleitet wurde er von Wolfgang Sommer, dem Präsidenten der Bayerischen Bereitschaftspolizei, welche für die Ausbildung der bayerischen Polizisten zuständig ist, und Polizeihauptkommissar Markus Trebes. Die bayerische Delegation traf den Innenminister von Karnataka, Ramalinga Reddy, und die Polizeipräsidentin Neelamani Raju zum Informationsaustausch.

Ramalinga Reddy – seit diesem Sommer der Innenminister von Bayerns Partnerstaat – betonte den einzigartigen Charakter dieser Kooperation:

„Mit keinem anderen Bundesstaat in der Welt existiert ein so produktiver und intensiver Austausch“.

Karnataka sei finanziell gut ausgestattet und investiere – wie Bayern – vermehrt in Sicherheit und damit in die Polizei. In manchen Bereichen aber, gab Reddy zu, müsse und könne man noch mehr tun – hier sei der Erfahrungsaustausch mit anderen Ländern wichtig. Wissen könne man nicht einfach einkaufen.

Landespolizeipräsident Wilhelm Schmidbauer im Gespräch mit Polizeipräsidentin Neelamani  Raju

Landespolizeipräsident Wilhelm Schmidbauer im Gespräch mit Polizeipräsidentin Neelamani Raju

Zusammenarbeit wird vertieft

Auch Neelamani Raju – wenige Tage zuvor zur ersten Polizeipräsidentin Karnatakas ernannt – zeigte sich über das  Gespräch mit dem Landespolizeipräsidenten und von dem Projekt der Stiftung erfreut. Gerade der direkte Austausch zwischen beiden Ländern ermögliche eine effektive Zusammenarbeit. Professor Schmidbauer ergänzte, dass man in der Vergangenheit Erfahrungen in ähnlichen Gebieten gesammelt habe und man sei gerne bereit, diese mit Karnataka zu teilen.

Ein Aktionsplan über die kommende Zusammenarbeit wurde verabschiedet. Dieser konkretisiert die weitere Zusammenarbeit zwischen beiden Behörden. Besonders Ausbildung, Frauen- und Opferschutz, psychologische Betreuung und Forensik interessierte die indische Seite.

Die Hanns-Seidel-Stiftung wird diesen Austausch weiter unterstützen und mit eigenen Projekten ergänzen. Für den ganzheitlichen Ansatz bindet die Hanns-Seidel-Stiftung auch Rechtsinstitutionen und Nichtregierungsorganisationen mit ein.