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EuroNet-Seminar

Amnesty International ist dagegen, die Briten sind dafür und die Österreicher wieder dagegen – beim Seminar EuroNet vom 28. bis 30. Juli 2016 in Wildbad Kreuth simulierten 35 Stipendiaten der Hanns-Seidel-Stiftung, wie die EU möglicherweise mit der Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine umgehen würde.

Darüber diskutierten an insgesamt zwei Tagen Stipendiaten der Hochschulförderung, der Universitätsförderung, der MINT-Fächer sowie des Journalistischen Förderprogramms. Die unterschiedlichen Studienfächer waren dabei eine große Bereicherung für die verschiedenen Arbeitsgruppen, denn sie eröffneten immer wieder andere Blickwinkel auf die Diskussionsthemen.

Per Los wurden den Stipendiaten zu Beginn zunächst ihre Rollen zugesprochen: Somit wurden sie plötzlich zu Außenministern Großbritanniens oder Frankreichs, zum Hohen Beauftragten für Außen- und Sicherheitspolitik oder zur Vorsitzenden der Europäischen Kommission. Neben den verschiedenen politischen Akteuren der EU und der einzelnen Mitgliedsstaaten vertrat auch die Nicht-Regierungsorganisation Amnesty International ihren Standpunkt in den Gremien. Zwei Vertreter der internationalen Presse bekamen außerdem den Auftrag, über das Geschehen vor Ort zu berichten.

So begann jeder Morgen mit einer kurzen Nachrichtensendung, die alle Teilnehmer wieder auf den aktuellen Stand des Weltgeschehens brachte. Die Aufbereitung der Nachrichten war dabei sehr unterschiedlich: Die Bandbreite erstreckte sich vom aufmerksamkeitsheischenden Boulevardjournalismus bis hin zum hochkorrekten, seriösen Stil der öffentlich-rechtlichen Anbieter – zum Teil mit einer gespielten Liveschaltung aus einem Krisengebiet.

Im Laufe des Seminars wurden in verschiedenen Gremien jeweils Beschlüsse gefasst, Verhandlungen geführt oder in Talkshows der eigene Standpunkt verteidigt, warum schon jetzt Aufnahmeverhandlungen mit der Ukraine begonnen werden sollten oder warum damit zum aktuellen Zeitpunkt besser noch abzuwarten sei. Geleitet wurde das Seminar von Referatsleiter Dr. Rudolf Pfeifenrath sowie dem Diplom-Kaufmann Steffen Mähliß und dem Diplom-Pädagogen Peter Fuss, die den Teilnehmern viel Spielraum für eigene Ideen ließen. Jede Gruppe bekam mit einem Fact-Sheet zwar einen ungefähren Rahmen für ihre Aktivitäten vorgegeben, konnte sich jedoch ansonsten frei nach ihren eigenen Ideen entwickeln.

Am Ende der Simulation wurde in einer Verhandlungsrunde beschlossen, dass mit Aufnahmeverhandlungen mit der Ukraine noch abzuwarten sei, bis sich die derzeitige Krise im Land beruhigt habe. Allerdings waren sich die Vertreter der Europäischen Union auch darin einig, dass die Ukraine darin Unterstützung erhalten solle. Wie schwierig solche Verhandlungen sind, wenn die Verhandlungspartner die unterschiedlichsten Auffassungen vertreten und dabei immer auch ihre eigenen Vorteile im Hinterkopf haben, wurde den Stipendiaten an diesem Wochenende immer wieder bewusst – und auch, warum diese Entscheidungen mitunter so viel Zeit in Anspruch nehmen.

Moritz Scholtysik und Sandra Rothhaar

Hochschulförderung (HAW)
Dr. Rudolf Pfeifenrath
Leiter