Randgruppen der Gesellschaft
Trotz des relativ hohen BIP pro Kopf im Vergleich zu den Nachbarstaaten denken viele Kasachen heute, dass sie von dem wirtschaftlichen Aufschwung des Landes bisher nicht genügend profitieren konnten.
Beispielhaft können hier genannt werden
- Ethnische kasachische Rückkehrer (kasachisch: Oralmane bzw. Kandas), deren offizielle Zahl Ende 2016 mit 972.719 beziffert worden ist (3): Mit großen Versprechungen waren diese nach der Unabhängigkeit 1991 aus Ländern wie Russland, der Mongolei oder auch China in ihr Heimatland zurückgerufen worden, aber bis heute gilt ihre gesellschaftliche und sozio-ökonomische Integration als nicht erfolgreich.
- Opfer der Weltwirtschaftskrise (Banken- und Finanzkrise) von 2007 und deren späteren Auswirkungen sind in Kasachstan viele anzutreffen. Nachdem kasachische Banken im Vorfeld dieser Krise jede Art von (Devisen-)Krediten (Wohnung, Automobil …) sehr großzügig vergeben und sich viele Kasachen erheblich verschuldet hatten, haben viele Bürger durch Zahlungsunfähigkeit ihre Existenz verloren (unter anderem wurden ihre Wohnungen zwangsversteigert) und kämpfen noch heute mit den persönlichen wirtschaftlichen Folgen.
- Die kasachischen Bürger hatten die letzten beiden Jahre stark unter den Folgen von COVID-19 zu leiden (Stand 10. Januar 2022: Insgesamt 997.438 Infizierte und 13.055 Tote (4). Ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen haben sich dadurch sichtlich erschwert (Einkommensverluste, Kranken- und Todesfälle in der Familie). Oft wurde der kasachische Staat in seiner COVID-Politik wegen ungenügender sozialer Hilfen für benachteiligte gesellschaftliche Gruppen kritisiert.
- Kasachische Arbeitsmigration ins Ausland: Kasachstan nimmt nicht nur Gastarbeiter vor allem aus Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan auf, sondern verliert wegen mangelnder Beschäftigungsmöglichkeiten im eigenen Lande gut ausgebildete und qualifizierte Arbeitskräfte. 45.231 waren dies im Jahre 2019 (5). Sie suchten weltweit nach besseren beruflichen Möglichkeiten, nachdem ihnen ihr Heimatland selbst mit seiner monostrukturellen Öl- und Gasindustrie, die als wenig beschäftigungsintensiv gilt, diese nicht bieten konnte.