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Informationen aus dem Innenministerium
Keine "normale Katastrophe"

Aktuelle Zahlen, die Landkreise Coburg und Rosenheim reißen die 50er-Marke, Corona-Krise anders als andere Katastrophen, THW, Feuerwehren und viele andere leisten Herausragendes und ein großer Dank an alle, die im Hintergrund den Laden am Laufen halten.

+++ Stets aktualisierte Informationen zum Thema Corona finden Sie auf dieser eigens geschaltetten Webseite https://www.corona-katastrophenschutz.bayern.de/ +++

Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration - KIM - Kommunales aus dem Innenministerium vom 14. Mai 2020

  • Zu viele Neuinfektionen in den Landkreisen Cobur und Rosenheim
  • Keine „normale“ Katastrophe
  • Kämpfer gegen Corona leisten Herausragendes
  • Auswirkungen, die wir so nicht erwartet hatten
  • Dank an alle, die im Hintergrund den Laden am Laufen halten
Herrmann am Rednerpult. Eindringlich.

Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister des Innern, für Sport und Integration

Michael Lucan; ©SA 3.0; Wikimedia Commons

Liebe Leserinnen und Leser, 

auch diesen Newsletter darf ich mit einem kurzen statistischen Überblick zur Corona-Lage in Bayern einleiten. Stand heute, Donnerstag, 10:00 Uhr, haben wir 45.352 bestätigte Corona-Infektionen zu verzeichnen. Das sind im Vergleich zum Vortag + 198 mehr (vorgestern auf gestern + 221) oder + 0,4 Prozent. Bezogen auf 100.000 Einwohner sind in Bayern statistisch bisher 347 Menschen bestätigt an COVID-19 erkrankt.

Wieder genesen sind amtlich ausgewiesen 39.140 Personen oder 370 mehr als gestern (+ 1,0 Prozent). Aktuell leiden in Bayern 3.960 Personen an COVID-19, das sind ca. 190 weniger als gestern (- 4,2 Prozent). Dieser Rückgang drückt deren Zahl erstmals seit Wochen wieder unter die Marke von 4.000. Bezogen auf 100.000 Einwohner sind aktuell noch 30 Bewohner Bayerns erkrankt (gestern 32).

An bzw. mit einer Corona-Infektion verstorben sind mittlerweile 2.250 Personen, das sind im Vergleich zum Vortag + 19 (vorgestern auf gestern + 29) oder insgesamt + 0,9 Prozent mehr.

Die (geglättete) Reproduktionszahl R, die angibt, wie viele weitere Personen ein Infizierter statistisch ansteckt, ehe er selbst gesundet oder verstirbt, bemisst sich entsprechend der mathematischen Betrachtungen des Robert Koch-Instituts (RKI) heute für Deutschland auf R=0,96, für Bayern auf R=0,98.

Zu viele Neuinfektionen in den Landkreisen Coburg und Rosenheim

Und auch die 7-Tage-Inzidenzraten will ich Ihnen für die derzeit am stärksten betroffenen Landkreise und kreisfreien Städte in Bayern nicht vorenthalten. Wie aus dem Nichts ist der Landkreis Coburg mit einem Wert von 59 neu an die Spitze der Reihung getreten und liegt damit deutlich jenseits der „roten Linie“, die bei kumuliert 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern binnen 7 Tagen liegt. Nach ersten Erkenntnissen liegt dieser sprunghafte Anstieg an den Ergebnissen mehrerer Reihentests in Pflegeinrichtungen, in denen es zuvor konkrete Verdachtsfälle gegeben hatte. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hat seine Task Force bereits in den Landkreis Coburg entsandt und arbeitet mit den vor Ort Verantwortlichen unter Hochdruck an Konzepten, die Infektionsfälle umgehend einzudämmen.

Die Stadt Rosenheim liegt mit einer 7-Tage-Inzidenzrate von 54 leider weiter über der kritischen Marke. Ein wesentlicher Beitrag hierfür kommt aus einem Asylbewerberheim mit Dependance, beide Unterkünfte stehen unter Quarantäne.

Keine „normale“ Katastrophe

Den dritthöchsten Wert für die 7-Tage-Inzidenz muss im bayernweiten Vergleich der
Landkreis Rosenheim hinnehmen, für den ein Wert von 30,0 ermittelt wurde. Nachdem dieser gestern noch bei 36 und damit jenseits einer ersten internen Meldegrenze lag, deutet sich für den nach Einwohnern zweitgrößten Landkreis Bayerns eine substanzielle Entspannung an.

Die Bewältigung des Katastrophenfalles ist nicht nur die Domäne der Katastrophenschutzbehörden, sondern auch der sog. Blaulichtorganisationen. Das gilt auch für einen eher untypischen Katastrophenfall, wie wir ihn aktuell erleben. Eine „normale“ Katastrophe ist regelmäßig von apokalyptisch wirkenden Naturgewalten oder technisch bedingten großen Schadensereignissen mit enormen Zerstörungen an der öffentlichen Infrastruktur und dem Hab und Gut der Menschen geprägt. Die aktuelle, vom Corona-Virus ausgelöste Katastrophe ist „atypisch“, kommt sie doch auf lautlosen Sohlen daher. Sie ist aber nicht minder brutal und „gewaltig“ und kostet im Vergleich sogar weit mehr Menschenleben, als all ihre „lauten“ Verwandten in den letzten Jahrzehnten zusammen.

Kämpfer gegen Corona leisten Herausragendes

Feuerwehren, Technisches Hilfswerk, Bayerisches Rotes Kreuz mit seinen Untergliederungen, Malteser Hilfsdienst, Johanniter Unfallhilfe, Arbeiter-Samariter-Bund, Deutsche Lebensrettungsgesellschaft und Medizinisches Katastrophen-Hilfswerk Deutschland helfen allesamt nach Kräften mit, den Katastrophenfall bestmöglich zu bewältigen. Jeder leistet an seinem jeweiligen Platz Herausragendes, um die Folgen der Pandemie einzudämmen und in größtmöglichem Umfang Schaden von den Erkrankten abzuwenden.

Dieser Dienst ist trotz, oder vielleicht sogar wegen der vielfach klinisch reinen Bedingungen, unter denen er versehen wird, besonders fordernd und belastend. Denn es kann einem schon Angst machen, in einer von Desinfektionsmitteln, Schutzbrillen, Kitteln, Schutzmasken und peniblen Handlungsanleitungen geprägten Umgebung mit einer Situation umgehen zu müssen, in der ein unsichtbarer Gegner die Spielregeln diktiert und der auch immer wieder Helferinnen und Helfer angreift und krankmacht.

Aber auch dort, wo es keinen unmittelbaren Kontakt mit Kranken gibt, sind die Belastungen hoch. Es kann gerade für ehrenamtliche Helfer ein erheblicher Stress sein, zu wissen, dass mit der Qualität der eigenen Leistung z.B. der Betrieb des Zentrallagers für Schutzausstattungen steht und fällt. Einer Einrichtung, die lange Zeit nur den Mangel verwalten konnte und auf die dennoch Kliniken, Alten- und Pflegeheime sowie Rettungsdienste größtes Vertrauen gesetzt und eine hohe Erwartungshaltung gelegt haben. Gleiches kann man für die Beschaffung, den Betrieb der FüGKen und für viele andere Arbeitsbereiche sagen, an denen Ehrenamtler maßgeblich wirken.

Und nicht zu vergessen ist auch die Dauer des Einsatzes, die besonders belastet. Während eine „normale“ Katastrophe selbst mit großflächig schweren Schadensbildern nach Unglücksfällen, mit massiven Sturm- oder Hochwasserschäden oder riesigen Schneemassen spätestens nach zwei bis drei Wochen so weit abgeklungen ist, dass die Hilfsorganisationen abrücken und den Leuten vom Wiederaufbau das Feld überlassen können, geht der aktuelle K-Fall nun schon über zwei Monate. Und ein Ende ist noch nicht abzusehen.

Deshalb ist es einmal mehr an der Zeit, bei all den genannten Organisationen und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Herzen Vergelt`s Gott zu sagen für ihren großartigen Dienst an der Allgemeinheit. Ihnen gebührt unser aller Respekt. Denn obwohl das gesellschaftliche Klima rauer wird und die öffentliche Wahrnehmung sich immer mehr weg von den „helfenden Händen“ hin zu Fakenewsmachern, Selbstverwaltern, kategorischen Impfgegnern, Esoterikern und darüber hinaus manch obskuren Gestalten verlagert, machen die Helferinnen und Helfer aus den Blaulichtorganisationen in ihrem Dienst für die Allgemeinheit einfach weiter.

Auswirkungen, die wir so nicht erwartet hatten

Dass deren organisationsinterne Normalität nicht nur vom Einsatzgeschehen geprägt wird, sondern das Virus unmittelbar auch in die internen Abläufe der Organisationen hineinwirkt, war mir zunächst gar nicht so klar. Darauf wurde ich erst durch ein Gespräch mit Organisationsvertretern aufmerksam. Denn die ab März angeordneten Beschränkungen des öffentlichen Lebens und weitere Maßgaben haben schlagartig auch den Übungs-, Trainings- und Weiterbildungsbetrieb von Feuerwehren und Hilfsorganisationen jedenfalls in den Teilen zum Erliegen gebracht, die nicht systemrelevant sind. Damit sind bis auf Weiteres nicht nur die „klassische“ Feuerwehrübung und die Ausbildung für Leistungsabzeichen verschiedener Stufen ausgefallen. Betroffen waren auch Erste-Hilfe-Kurse, technische Schulungen sowie die theoretische Ausbildung im Lehrsaal. Anders formuliert: Das, was das alltägliche Leben in den Organisationen und in diesen die Pflege des Gemeinschaftsgefühls ausmacht, ist mit einem Schlag auf Wochen weitgehend zum Erliegen gekommen.   

Umso freudiger haben mir kürzlich Vertreter der Blaulichtorganisationen im Rahmen einer Sitzung der Führungsgruppe Katastrophenschutz Bayern berichtet, dass sie nun angesichts der von der Staatsregierung generell verfügten Lockerungen schrittweise wieder den Aus- und Weiterbildungsbetrieb aufnehmen. Dies geschieht natürlich unter Beachtung der üblichen Hygienestandards, wie der Einhaltung des Mindestabstandes von 1,5 Metern, dem Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung, der Verwendung von Desinfektionsmittel u.v.a.m. Ich freue mich mit den Blaulichtorganisationen über diesen Fortschritt im Übungsbetrieb und die damit einhergehende kameradschaftsfördernde Wirkung, die für den Zusammenhalt der Helferinnen und Helfer in den einzelnen Verbänden und Einheiten von entscheidender Bedeutung ist.  

Dank an alle, die im Hintergrund den Laden am Laufen halten

Ich darf aber heute auch die Gelegenheit nutzen, mich bei all denen zu bedanken, die zwar weder über Uniform, einheitliche Dienstkleidung oder Fahrzeuge mit Blaulicht und Martinshorn verfügen, ohne deren Mithilfe aber das Gelingen des Pandemie-Einsatzes sowie die Aufrechterhaltung des allgemeinen Dienstbetriebes zumindest in Frage gestellt, wenn nicht unmöglich wäre.

Ich rede von all jenen, die oft im Hintergrund und nicht selten außerhalb der üblichen Dienstzeiten dafür sorgen, dass „der Laden läuft“. Das sind z.B. die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Innenministerium, in anderen Ministerien und in weiteren Behörden, die in personeller und technischer Hinsicht die FüGK-Strukturen und die zahlreichen Homeoffice-Konstellationen eingerichtet haben.

Ich rede weiterhin von all jenen, die in kürzester Frist in großer Zahl Personalverfügungen vorgenommen haben, damit u.a. den Gesundheitsbehörden ca. 4.000 zusätzliche Dienstkräfte zugewiesen werden konnten, um dort die Corona Tracing Teams aufzustellen, täglich die Krankenhauskapazitäten festzustellen oder Quarantäneverfügungen auszufertigen.

Und ich rede von all jenen, die z.B. in den Regierungen und Kreisverwaltungsbehörden, aber längst nicht nur dort, neben ihren originären Aufgaben auch die Fördersachgebiete dabei unterstützen, zigtausende, von Unternehmern in wirtschaftlich existenzieller Not gestellte Soforthilfeanträge zu bearbeiten. 

Ganz sicher ist diese Aufzählung nicht vollständig, und ich kann nur all jene, die ich nicht ausdrücklich erwähnt habe, bitten, mir dies zu verzeihen. Sie mögen sich zumindest in meiner generellen Einschätzung wiederfinden, dass – wie schon 2015 zu Zeiten der Flüchtlingskrise – die bayerische Staatsverwaltung und der gesamte öffentliche Dienst in Bayern einmal mehr ihr außergewöhnliches Leistungsvermögen und ihre weit überdurchschnittliche Dienstauffassung unter Beweis gestellt haben. Darum beneiden uns viele politisch Verantwortliche im Bund und in den anderen Ländern und darauf dürfen wir und dürfen Sie mit Recht stolz sein.

Mit besten Grüßen und wir lassen uns nicht beirren!

Ihr

Joachim Herrmann, MdL
Staatsminister

Leiterin Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit, Onlineredakion

Susanne Hornberger