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Interview mit VivaVoce-Manager Thomas Schimm
Lieder auf Banz - ein Abend mit Freunden

In der einmaligen Atmosphäre von Kloster Banz, hoch über dem Maintal, findet am 7. und 8. Juli das Musikfestival „Lieder auf Banz, ein Abend mit Freunden“ statt. Mit dabei sind Berühmtheiten wie Konstantin Wecker oder Willy Astor und das bayerische Liedermacher-Urgestein Werner Schmidbauer. Sie treten gemeinsam mit den Gewinnern des „Förderpreises für junge Liedermacher“ auf, der von der Hanns-Seidel-Stiftung ausgelobt wird und mit 5000 Euro dotiert ist. Heuer gibt die A cappella-Band "VivaVoce“ den Gastgeber bei dem Event und führt moderierend durch die beiden Abende. Wir haben Thomas Schimm, Bandmanager von VivaVoce, für Sie interviewt.

„Einfach auf der Wiese sitzen und ganz entspannt neue Freundschaften schließen“ (Thomas Schimm über „Lieder auf Banz“)

„Einfach auf der Wiese sitzen und ganz entspannt neue Freundschaften schließen“ (Thomas Schimm über „Lieder auf Banz“)

Jim Albright; Künstleragentur Vivo GmbH

HSS: Thomas Schimm, wie nett, dass Sie sich die Zeit nehmen. Gemeinsam mit Ihrer Band VivaVoce haben Sie bereits 2004 den Förderpreis der Hanns-Seidel-Stiftung gewonnen, heute sind sie Bandmanager und Sprachrohr zu den Medien. Wie gründet man eigentlich eine „a cappella-Band“?

Losgelegt haben wir bereits zu Schulzeiten. Damals war ich 19 und mit den übrigen Jungs aus der Band im Windsbacher Knabenchor. Wir kennen uns aber schon von klein auf, seit über 30 Jahren. Jetzt bin ich 38 und die Band ist mir eine Familie geworden. Deshalb hat unsere Band auch so lange gehalten. Wir sind wie Brüder und können gemeinsam durch Höhen und Tiefen gehen.  Ein solches Tief kam Beispiel kurz vor dem Abi, am Ende der Knabenchorzeit. Da haben wir richtig Torschlusspanik bekommen. Wie sollte es jetzt weiter gehen mit der Singerei? Also haben wir VivaVoce gegründet. Anfangs haben wir als Quartett auf Geburtstagen, Jubiläen und bei privaten Veranstaltern gesunden. Irgendwie war ich dann auf einmal Manager.

HSS: Gab es für VivaVoce einen Durchbruch? Einen Moment, an dem Sie sagen konnten: „Jetzt haben wir es geschafft“?

Es lief von Anfang an ganz gut. Wir haben immer mehr Gigs bekommen, immer mehr Auftritte, damals noch besonders in Erlangen. Eines Abends gab es dort eine „offene Bühne“ und die Stimmung war toll. Unser Auftritt kam super an. Danach kam der Veranstalter zu uns: „Also, wenn ihr damit einen ganzen Abend füllen könnt, dann dürft ihr hier auftreten“. Das war für uns der Impuls für unser Bühnenprogramm. Ohne diese Chance wären wir wohl nie auf die Idee gekommen. Das war 2001. Von da an ging es aufwärts und schon 2004 haben wir im Kloster Banz den Förderpreis der Hanns-Seidel-Stiftung gewonnen.

A cappella kann so cool sein: VivaVoce hat Erfolg und Bodenhaftung. Die „Jungs“ kennen sich schon seit 30 Jahren. „Wir sind wie Brüder“ (Thomas Schimm)

A cappella kann so cool sein: VivaVoce hat Erfolg und Bodenhaftung. Die „Jungs“ kennen sich schon seit 30 Jahren. „Wir sind wie Brüder“ (Thomas Schimm)

Thorsten Wingenfelder; Künstleragentur Vivo GmbH

HSS: Jetzt sind sie als Moderatoren des Festivals „Lieder auf Banz“ wieder mit dabei. Was verbinden Sie mit diesem Musikereignis?

Es ging so los, dass unser erster Auftritt bei dem Festival auf Kloster Banz sehr gut angekommen ist. Das Publikum durfte sich damals wünschen, welche Bands das nächste Mal wieder kommen sollten. So sind wir überhaupt ins Hauptprogramm gerutscht. Seitdem sind wir etwa alle zwei Jahre mit an Bord. Über die Jahre sind wir natürlich mit dem Festival ganz eng zusammengewachsen. Ein solches Liedermacherfestival über mehrere Tage ist in dieser Form in Deutschland einmalig. Auch dass an beiden Abenden dasselbe Programm gespielt wird, macht „Lieder auf Banz“ so leicht zugänglich. Man kann sich den Abend aussuchen, der einem am besten passt. Als Künstler gibt einem das extra Zeit und man kann sich mit den Gästen treffen, auf der Wiese sitzen, dem Soundcheck der anderen Künstler zuhören und ganz entspannt neue Freundschaften schließen. Das ist das Besondere bei der Veranstaltung in Banz. Das Festival hat ja nicht ohne Grund den Untertitel „Ein Abend mit Freunden“. Dieses Motto gilt sowohl hinter als auch vor der Bühne. 

HSS: Hat für Sie „Lieder auf Banz“ auch eine politische Dimension? 

Ich bezeichne mich selbst nicht als einen politischen Menschen, aber bei Gesang geht es nie nur um den schönen Klang, sondern immer auch um Inhalte. Ich würde sagen, diese Musik ist überpolitisch. Es geht mehr darum, dass die Menschen berührt werden und zwar tief im Inneren, auf emotionale Weise. Musik ist eine internationale Sprache, die das Herz berührt. Ob jetzt politische Themen fallen oder nicht: Die Musik bewirkt Gemeinschaft unter den Künstlern und zwischen Künstlern und dem Publikum. Das ist doch genau das, was Politik gerne können möchte, aber selten schafft. Dass Verbindungen zwischen Menschen entstehen und zwar nicht motiviert durch Angst oder Provokation, sondern durch Kunst, das geschieht an den Abenden auf Kloster Banz. Es ist wunderschön, wenn die Menschen nach einem solchen Abend glücklich, Arm in Arm, mit einem Lächeln im Gesicht nach hause gehen. Es ist daher die Pflicht der Politik, Kultur und Kunst in ihrer ganzen Breite zu fördern. Es hilft dem  Zusammenhalt der Gesellschaft, bewirkt Friedfertigkeit und schafft Empathie.

HSS: Was machen Sie, wenn es genau an diesem Wochenende regnen sollte?

Das macht dann gar nichts. Es ist wirklich unglaublich, mit welchem Equipment die Leute anreisen. Die haben eigene Zeltplanen dabei, die sie dann aufspannen und sind sofort geschützt. Großartig ist auch: es bringt keinerlei Stimmungsabbruch, wenn es regnet. Ganz im Gegenteil. Da rücken die Leute noch enger zusammen. Einmal, als Reinhard Mey in Banz auf der Bühne steht, fängt es auf einmal an zu regnen: „Wisst ihr was, wenn ihr im Regen steht, dann kann ich auch im Regen singen.“ Solche Momente sprechen sehr für das Motto „Ein Abend mit Freunden“.

HSS: Was ist für Sie der Wert eines solchen Förderpreises für junge Liedermacher?

Also, für uns war das damals ein riesiger Motivationsschub. Anerkennung für seine Arbeit zu bekommen ist besonders für junge Musiker sehr wichtig. Es gibt einen tollen Impuls, zu wissen, dass man mit dem, was man tut, auf dem richtigen Weg ist. Es ist doch ein Unterschied, ob die Öffentlichkeit die eigene Arbeit honoriert oder „nur“ man selber. Immerhin werden ja nur drei oder vier Künstler unter etwa hundert ausgewählt. Das lässt einen schon ein bisschen größer werden in dem Moment. Es war schlicht und einfach großartig: als Türöffner, Argument und Qualitätsmerkmal, gerade wenn man noch nicht so bühnenerfahren ist und keine Referenzen hat. Nach 20 Jahren VivaVoce ist es toll zu sagen: Das hat uns weitergeholfen auf unserem Weg. Gerade, wenn man am Anfang steht, muss man ja froh sein, überhaupt auftreten zu dürfen. Die Finanzspritze hat natürlich auch gut getan, denn Musizieren kostet viel Geld. Man steckt sein ganzes Einkommen in die Band. Damals  war das Preisgeld „nur“ etwa halb so hoch wie die heutigen 5000 Euro. Wir konnten es sehr gut gebrauchen!

HSS: Was können Sie uns schon über das diesjährige Festival verraten?

Diesmal werden wir eine Mischung aus jungen, unbekannten und etablierten Künstlern haben. Die Jungen müssen nicht mehr im Vorprogramm auftreten, sondern zusammen mit den Stars. Die Nachwuchspreisträger sollen in den Abend verwoben werden. Die Jungen geben den Alten die Klinke in die Hand. Das wollen wir fördern, dass künstlerische und musikalische Freundschaften entstehen. Bei uns war das so. Vor einigen Jahren haben wir in Banz Bodo Wartke kennengelernt, der damals das Festival moderiert hat. Daraus ist eine sehr enge Freundschaft entstanden. Wir besuchen uns gegenseitig und wir treten als Special Guests bei seiner DVD-Produktion auf. Das ist alles durch Banz entstanden. Ungewöhnlich an dem Festival in diesem Jahr ist: Es war unglaublich schwer, die preistragenden Künstler auszuwählen, weil das generelle Niveau so hoch war. So viel Qualität auf einmal habe ich selten erlebt.

HSS: Herr Schimm, vielen Dank für das Gespräch und viel Spaß bei „Lieder auf Banz“!

Leiterin Institut für Begabtenförderung

Dr. Jutta Möhringer