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Katholischer Männerfürsorgeverein
Malen ist Hoffnung

Autor: Maximilian Witte

Werke von Künstlern des Katholischen Männerfürsorgevereins werden bis zum 19. August im Konferenzzentrum der Hanns-Seidel-Stiftung in München ausgestellt, darunter auch Exponate eines tauben und eines blinden Künstlers. Wochentags geöffnet zwischen 8 und 17 Uhr in der Lazarettstraße 33 in München. Der Eintritt ist frei.

Bunte Farben leuchten im Foyer der Hanns-Seidel-Stiftung. Zwischen den Aufstellern schlendern Kunstinteressierte von Bild zu Bild, lassen sich von den Künstlern die Hintergründe der Motive erklären. Der Stil ist naiv und ursprünglich. Er spielt mit Elementen abstrakter und surrealistischer Werken Pablo Picassos, Friedensreich Hundertwassers oder von Paul Klee.

Josef Seibl und Kunsttherapeutin Deborah Ranieri betreuen für den Katholischen Männerfürsorgeverein die Bewohner einer Einrichtung in der Waakirchner Straße in München. Sie haben die zweiwöchige Ausstellung organisiert.

Josef Seibl und Deborah Ranieri (stehend) mit den Künstlern Hans Grünleitner (links, sitzend) und Karl Heiz Pietschker (rechts sitzend).

Josef Seibl und Deborah Ranieri (stehend) mit den Künstlern Hans Grünleitner (links, sitzend) und Karl Heiz Pietschker (rechts sitzend).

Witte; HSS

HSS: Frau Ranieri, Herr Seibl, was ist der Männerfürsorgeverein?

Deborah Ranieri: Er wurde nach dem Zweiten Weltkrieg für Männer gegründet, die aus dem Krieg zurückgekehrt sind und obdachlos oder in Schwierigkeiten waren. Seitdem ist das Projekt gewachsen. Es gibt inzwischen viele Häuser, in denen Männer betreut werden. Und es gibt auch ein paar für Frauen. Viele Bewohner waren von Obdachlosigkeit bedroht oder haben sie durchgemacht.

Josef Seibl: Die verschiedenen Einrichtungen des Männerfürsorgevereins sind ganz unterschiedlich. Bei uns in der Waakirchner Straße ist jetzt ein zweites Haus dazugekommen. Hier gibt es jetzt ein paar Plätze für schwerst Pflegebedürftige oder Palliativpatienten. Solche Häuser haben wir nur zwei. Es ist ein großes Glück, dass wir hier in München so ein Angebot machen können.

Ranieri: Ja, dort gibt es fünf Plätze. In unserem Haus gleich daneben, wo die Anforderungen an die Einrichtung natürlich nicht so hoch sind, haben wir Platz für 60 Bewohner.

HSS: Wie funktioniert der kunsttherapeutische Ansatz, der jetzt in dieser Ausstellung gipfelt?

Ranieri: Wenn die Menschen bei uns in der Einrichtung ankommen, sind sie meist zunächst sehr verschlossen und überhaupt sehr vorsichtig im Kontakt mit anderen Menschen. Viele haben Schicksalsschläge und schwere Lebenswege hinter sich. Über das gemeinsame Handeln haben wir in der Kunst- oder Ergotherapie die Möglichkeit einen Kontakt zueinander aufzubauen. Aber auch die Bewohner selber kommen so wieder in Kontakt mit ihrem eigenen Inneren. Da werden dann auf eine kreative Art und Weise Prozesse in Gang gesetzt, die eine persönliche Entwicklung wieder ermöglichen. Das führt oft dazu, dass sich diese Menschen wieder ein bisschen öffnen und vielleicht sogar wieder ein kleines bisschen Vertrauen in ihre Mitmenschen entwickeln. So können sie erfahren, dass das Leben auch positive Aspekte bietet. Das ist auch etwas, das man an den Bildern sehen kann.

Ranieri: Wenn die Menschen bei uns in der Einrichtung ankommen, sind sie meist zunächst sehr verschlossen und überhaupt sehr vorsichtig im Kontakt mit anderen Menschen. Viele haben Schicksalsschläge und schwere Lebenswege hinter sich. Über das gemeinsame Handeln haben wir in der Kunst- oder Ergotherapie die Möglichkeit einen Kontakt zueinander aufzubauen. Aber auch die Bewohner selber kommen so wieder in Kontakt mit ihrem eigenen Inneren. Da kommen dann auf eine kreative Art und Weise Prozesse in Gang, die eine persönliche Entwicklung wieder ermöglichen. Das führt oft dazu, dass sich diese Menschen wieder ein bisschen öffnen und vielleicht sogar wieder ein kleines bisschen Vertrauen in ihre Mitmenschen entwickeln. So können sie erfahren, dass das Leben auch positive Aspekte bietet. Das ist auch etwas, das man an den Bildern sehen kann.

Info:

Der KMFV ist ein primär in der Erzdiözese München und Freising tätiger, caritativer Fachverband. Dem Auftrag seines Gründers Adolf Mathens folgend, wendet sich der Verein an wohnungslose, arbeitslose, suchtkranke und straffällig gewordene Mitbürger. Der KMFV beschäftigt rund 620 Mitarbeiter. In über 20 stationären, teilstationären und ambulanten Einrichtungen sowie Diensten werden insgesamt etwa 1800 Plätze für Hilfesuchende angeboten und jährlich etwa 8000 Menschen betreut.

Für Karl Heinz Pietschker ist die Ausstellung eine Möglichkeit seine ganz persönliche Perspektive auf die Welt mit anderen zu teilen.

Für Karl Heinz Pietschker ist die Ausstellung eine Möglichkeit seine ganz persönliche Perspektive auf die Welt mit anderen zu teilen.

Witte; HSS

Josef Seibl: Die beiden Künstler, die heute hier ausstellen, sind gute Beispiele für den Erfolg unserer Arbeit. Gerade Herr Grünleitner war ein sehr misstrauischer und verschlossener Mensch, der über das Malen angefangen hat, viele der Themen, die ihn beschäftigt haben, zu reflektieren aber auch zu verändern. Wie sie ja sehen, ist er viel zugänglicher geworden und gleichzeitig hat er auch einen Ort gefunden, an dem er sich wohl fühlt.

Ranieri: Einer unserer Gäste ist zum Beispiel jemand, der sehr viel schläft. Als ich ihn kennengelernt habe, ist er immer nur wie aus weiter Ferne in den Kontakt mit mir getreten. Über das Malen hat er sich dann allmählich geöffnet und hat begonnen, in die Gruppe zu kommen und dort sogar zu einer gewissen Sprache zu finden und am Austausch teilzunehmen. Die gestalterischen Möglichkeiten der Kunsttherapie nutzt er etwa dazu, dieses Gefühl der Fragmentierung der Erinnerungen und Gedanken in seinen Bildern auszudrücken und zu halten.

HSS: Was ist das wichtigste, das Sie ihren Gästen vermitteln wollen?

Josef Seibl: Wie schön es ist, soziale Beziehungen einzugehen, raus aus den Zimmern zu kommen, Mitmenschen zu erleben, ins Gespräch zu kommen. Soziale Interaktion eben. Das ist Teilhabe am täglichen Leben, aber auch an der Kultur. Ob das Ausflüge in die Natur sind, gemeinsame Wallfahrten oder die Einkehr in einem schönen Wirtshaus, unsere Gäste sind sehr dankbar auch über kleine Gesten der Zuwendung. Dass diese schönen, bunten Bilder entstanden sind, hat viel Farbe in unseren Alltag gebracht – auch von uns Mitarbeitern.

HSS: Haben Sie vielen Dank für das Gespräch und Ihre wertvolle Arbeit.

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Redakteur: Maximilian Witte
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