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Umstrittene Religionsfreiheit
Perspektiven auf das Menschenrecht zum friedlichen und freien Zusammenleben der Religionen

Basierend auf einer gemeinsamen Konferenz von Hanns-Seidel-Stiftung und Europäischer Akademie der Wissenschaften ist nun ein Band erschienen, der die Diskussion um das umstrittene Menschenrecht Religionsfreiheit aufgreift und aus unterschiedlichen Perspektiven Kontur, Reichweite und Geltungsanspruch der Trias von Glaubens-, Gewissens- und Religionsfreiheit in den Blick nimmt.

Der 250-seitige Tagungsband erschien 2016 im Peter Lang Verlag.

Der 250-seitige Tagungsband erschien 2016 im Peter Lang Verlag.

Die Trias aus Glaubens-, Gewissens- und Religionsfreiheit gehört heute zum elementaren Bestand menschenrechtlicher Gewährleistungen, in nahezu allen Staatsverfassungen ist sie verbürgt. Zahlreiche regionale wie internationale Menschenrechtspakte schreiben sie fest. Historisch gesehen war die Entwicklung zum heutigen Status quo allerdings keine Selbstverständlichkeit und global betrachtet bleibt eben dieser Status quo in vielen Ländern deutlich hinter dem rechtlich Gebotenen zurück. Selbst wenn freie religiöse Selbstbestimmung gesetzlich verankert ist, entspricht ihr die herrschende Praxis nicht zwangsläufig, was auch insbesondere christliche Minderheiten weltweit schmerzhaft zu spüren bekommen. 

Noch bis vor kurzem schien unvorstellbar, dass der menschenrechtliche Charakter der Religionsfreiheit gerade auch in demokratischen Kernländern wieder ernsthaft zur Debatte stehen könne.  Der universalistische Geltungsanspruch dieses fundamentalen Menschenrechts kollidiert jedoch gegenwärtig in westlichen Breitengraden zunehmend mit einem religionspolitischen Klientelismus, der religiöse und weltanschauliche Vielfalt in die Antithese des Eigenen und des Fremden einspannt und dazu neigt, einseitig Partei zu ergreifen, man denke an die Einführung restriktiver Vorschriften zur Anerkennung religiöser Organisationen in Ländern wie Frankreich, Belgien, Ungarn oder der Schweiz. 

Angesichts der vielschichtigen Bedrohung dieses elementaren Menschenrechts  war eine interdisziplinär angelegte Diskussion um Kontur, Reichweite und Geltungsanspruch der Trias von Glaubens-, Gewissens- und Religionsfreiheit drängend und wichtig. Der vorliegende Band ging aus den Ergebnissen einer zweitägigen Expertentagung hervor, die auf Einladung der Hanns-Seidel-Stiftung und der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste an der Katholischen Akademie in Berlin durchgeführt wurde. Philosophische, theologische, historische, anthropologisch-sozialwissenschaftliche, juristische und politische Dimensionen des Grundrechts auf Religionsfreiheit werden in dem Band zur Debatte gestellt.

"Leben der Religionen", so Hans Maier, dem der Band anlässlich seines 85. Geburtstags in diesem Jahr gewidmet ist, "das heißt im 21. Jahrhundert zunächst und vor allem: Zusammenleben der Religionen. In der kleiner gewordenen Welt leben die Religionen nicht mehr - wie vielfach in früherer Zeit - in geschlossenen Kulturräumen, ohne große Berührungen miteinander, ohne intensive wechselseitige Kontakte ihrer Mitglieder. An vielen Stellen der Erde, vor allem in den großen Städten Amerikas, Europas, Asiens, Afrikas, siedeln sie heute nebeneinander, ja miteinander." Darum war sie nie so wichtig und wertvoll wie heute: die Gewährung der Trias von Glaubens-, Gewissens- und Religionsfreiheit.

Der nun vorliegende Band "Umstrittene Religionsfreiheit. Zur Diskussion um ein Menschenrecht" - mit Beiträgen von Udo Di Fabio, Christian Schmidt, Annette Schavan, Günter Nooke, Hans Maier, Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz und anderen - will seinen Beitrag hierzu leisten. 2016 ist er im Peter Lang Verlag in der Reihe "Berliner Bibliothek. Religion - Kultur - Wissenschaft" erschienen. Einen detailierteren Überblick zu Inhalt und Gliederung der Neuerscheinung gibt es auf der Seite des Verlags.