Print logo

Seminar zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Vorbereitet lässt es sich leichter improvisieren

Eine schwere Tür öffnet sich. Helle Blitzlichter flackern auf. Ein konfuses Durcheinander von Fragen bricht aus. Allein mit guter Präparation bewahrt man nun Ruhe. Um solche und ähnlich schwierige Situationen erfolgreich zu meistern, erhielten die Stipendiaten vom 12. bis 14. Dezember 2014 in Wildbad Kreuth Einblicke in die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Pressekonferenz

Pressekonferenz

Isabel Küfer

Täglich begegnen uns Ausschnitte von Politikern, Unternehmern und berühmten Persönlichkeiten, die haben, was man im Volksmund einen "Aussetzer" nennt. Wem eine solche Blamage erspart bleibt, der hatte Glück. Oder aber eine gute Vorbereitung. "'GutwetterPR' kann jeder machen. Steht aber erst einmal das 'KrisenGewitter' vor der Tür, zeigt sich, wer seinen Job wirklich beherrscht." Gabriele Goderbauer-Marchner, Professorin für Print-und OnlineJournalismus, weiß, wie unflätig Journalisten in Zeiten werden, in denen es nicht gut steht um die Reputation eines Vernommenen. "Wer sich nun in Lügen flüchtet, der hat schon verloren", ergänzt sie Journalist Thomas Kießling. "Denn haben wir den Braten erst einmal gerochen, und das tun wir früher oder später immer, ist es mit der Nettigkeit vorbei."

Praxistraining vor laufender Kamera

Praxistraining vor laufender Kamera

Isabel Küfer

Doch wer sitzt sich da überhaupt gegenüber? Wer ist Öffenlichkeitsarbeiter, wer Journalist? Die Wissenschaft trenne da eindeutig, erläutert Goderbauer-Marchner. Öffentlichkeitsarbeiter ist der, der die Vorstellung einer Persönlichkeit oder einer Unternehmung in den Köpfen der Öffentlichkeit zu beeinflussen versuche. "Imagepflege" nenne man das landläufig. "Interessengeleitete Auftragskommunikation" in der Wissenschaft. Der Journalist ist zwar ebenfalls einem Auftragsgeber, dem Verleger, verpflichtet, strebt jedoch nach einer möglichst unabhängigen Berichterstattung.

Wer heute noch vom "guten" Journalisten auf der einen und vom "bösen" Öffentlichkeitsarbeiter auf der anderen Seite spreche, habe den letzten Schuss nicht gehört. So, wie ein linker Journalist nicht für die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibe, vertrete in der Öffentlichkeitsarbeit ein Kernkraftgegner keinen Kernkrafterzeuger. Deplatziert seien auch die Kommentare der ewigen Moralisten, die noch immer einen Wechsel vom einen in den anderen Beruf verteufelten. "Eine Profession betreibt man professionell. Das gilt für den Journalisten wie für den Öffentlichkeitsarbeiter", bekräftigt Goderbauer-Marchner. "Die heute besten Öffentlichkeitsarbeiter sind die Journalisten von gestern."

Pressekonferenz

Pressekonferenz

Isabel Küfer

Öffentlichkeitsarbeit ist Handarbeit, erlernt in vielen, intensiven Trainingsstunden. Nur wer auf die Fragen der Journalisten perfekt vorbereitet ist, kann im entscheidenden Augenblick nicht aus der Ruhe gebracht werden. "Wer die Regeln des Frage-Antwort-Spiels nicht kennt, unterliegt den Journalisten", ermahnt Kießling die Stipendiaten. Antworten müssten kurz und knackig sein. Pausen, die Journalisten nach einer Antwort absichtlich ließen, um ihr Gegenüber zu verunsichern, dürften nicht gefüllt werden, nur weil man die Stille fürchte. "Nach dem ersten 'und‘ sagt man immer etwas, was man kurz darauf bereut." Im Gespräch mit den Journalisten behalte ein guter Öffentlichkeitsarbeiter stets die Oberhand. "Die Gestik, die Mimik, die Atmung und damit die Stimme – das alles wird nicht einfach dem Zufall überlassen." Vor allem dürfe es dem Öffentlichkeitsarbeiter aber nicht an Menschlichkeit fehlen. Schon gar nicht in seinen Aussagen.

Wie schwierig es ist, all dies zu beachten, merken die Stipendiaten schnell in einer ersten praktischen Übung selbst. Transpirierende Hände, zittrige Stimmen und verschämte Blicke in die Leere. Bei der Analyse der Stipendiaten-Interviews vor laufender Kamera offenbart sich, was einen Profi vom Laien unterscheidet. "Fehler zum jetzigen Zeitpunkt sind wichtig. Wo ihr heute positive Konsequenzen für eure Arbeit ziehen könnt, werden morgen für euch negative Konsequenzen vom Arbeitgeber gezogen", ermutigt Kießling die Stipendiaten. Nicht nur die Situation vor der Kamera gehört jedoch zum Beruf des Öffentlichkeitsarbeiters. Gute Beziehungen zu Journalisten zu unterhalten, sei insbesondere vor und nach Drehschluss wichtig. Der Öffentlichkeitsarbeiter steht im ständigen Austausch mit den Redaktionen, streckt seine Fühler aus und fragt, wie das angekommen ist, was er kommuniziert hat, korrigiert sich gegebenenfalls und räumt eventuelle Unklarheiten aus dem Weg.

Eine gute Vorbereitung, das A und O der Öffentlichkeitsarbeit

Eine gute Vorbereitung, das A und O der Öffentlichkeitsarbeit

Isabel Küfer

Außerdem gibt es noch eine ganze Menge anderer Wege, mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Pressemitteilungen, Social Media-Kanäle, Hintergrundgespräche und Pressekonferenzen sind nur einige wenige Instrumente aus dem Werkzeugkasten eines Öffentlichkeitsarbeiters. Gerade Pressemitteilungen würden häufig in ihrer Wirkung unterschätzt, gibt Ulrike Aigner, ebenfalls Journalistin, den Stipendiaten zu bedenken. „Wenn ihr hier sauber arbeitet, lest ihr eure Pressemitteilung am nächsten Tag genau so in der Zeitung.“ Die täglich unter Zeitdruck stehenden Journalisten seien dankbar für jede Pressemitteilung, die ihnen alles Notwendige an die Hand gebe für einen guten Artikel.

Eine gute Vorbereitung, die das A und O eines jeden Öffentlichkeitsarbeiters ist, fängt nicht erst bei den Fragen der Journalisten an. Zwar seien Journalisten unbestechlich, macht Goderbauer-Marchner deutlich, doch wenn bei einer Pressekonferenz durch Getränke und kleine Häppchen eine angenehme Arbeitsatmosphäre geschaffen würde, verübelten einem dies die Journalisten auch nicht. Hilfreiche und in ausreichender Anzahl ausliegende Pressemappen, alle relevante Kontaktdaten auf der Einladung sowie ein offenes Ohr im Anschluss an die Veranstaltung dürften ganz einfach nicht fehlen. Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit basiere auf einem freundlichen, aber professionell-distanzierten Miteinander. „Reine Übungssache“, schließt der Journalist Kießling ab und entlässt die Stipendiaten aus einem intensiven Seminar.

André Kannenberg

Das Journalistische Förderprogramm für Stipendiaten (JFS) bietet Studierenden an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) und Universitäten eine studienbegleitende Aus- und Weiterbildung mit praxisbezogenen Seminaren und Fachtagungen in den Sparten Zeitungs-, Bild-, Onlinejournalismus, Hörfunk und Fernsehen sowie Veranstaltungen zu gesellschaftspolitisch relevanten Themen an. Die Förderung ist nicht an bestimmte Studiengänge gebunden, jedoch sollte bei den Bewerbern als Berufsziel eine spätere Tätigkeit im Bereich der Medien gegeben sein.

Universitätsförderung MINT und Medizin
Isabel Küfer, M.A.
Leiterin
Telefon: 
E-Mail: