Print logo

Interview mit Tanja Schorer-Dremel, MdL
Was macht eine „Bienenpolitische Sprecherin“?

Autor: Silke Franke

Nicht nur professionelle Imker kümmern sich um unsere Honigbienen, auch immer mehr Hobby-Imker gibt es in Deutschland. Wir haben mit der Bienenpolitischen Sprecherin der CSU-Landtagsfraktion, Tanja Schorer Dremel, darüber gesprochen.

Die Honigbiene ist ein Nutztier. Nicht nur, weil sie Honig produziert, sondern auch, weil sie, wie auch die Wildbienen, unsere Pflanzen bestäubt. Sie ist wichtig für die Landwirtschaft und die Artenvielfalt. Ohne menschliche Hilfe würden Honigbienen bei uns allerdings kaum mehr vorkommen. Es ist deshalb wichtig, dass es Menschen gibt, die sich mit Bienen befassen. Wir haben mit der „Bienenpolitischen Sprecherin“ der CSU, Tanja Schorer-Dremel, über ihre Aufgabe gesprochen.

Frau Schorer-Dremel an einem Tisch, die Hände übereinandergelegt, freundlich lächelnd.

Tanja Schorer-Dremel, MdL, ist nicht nur stellvertretende Generalsekretärin der CSU und stellvertretende Vorsitzende der CSU-Landtagsfraktion, sondern auch deren "Bienenpolitische Sprecherin".

S.Franke; ©HSS; HSS

HSS: Frau Schorer-Dremel, Sie sind "Bienenpolitische Sprecherin" der CSU-Landtagsfraktion. Was für Aufgaben sind denn damit verbunden?

Tanja Schorer-Dremel: Als "Bienenpolitische Sprecherin" bin ich seit November 2013 aktiv – wohlgemerkt also noch vor dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“. Diese Funktion gibt es übrigens auch in den anderen Landtagsfraktionen, genauso wie beispielsweise Jagd- oder Forstpolitische Sprecher. Ich wurde wohl gefragt, weil ich früher als Rektorin an meiner Grundschule bereits ein Bienenprojekt hatte.

Was mache ich als "Bienenpolitische Sprecherin"? Ich bin im Landwirtschaftsausschuss des Landtags für alle die Themen zuständig, die direkt oder indirekt mit Bienen zu tun haben, ich bin Ansprechpartnerin für Imker und für alle, die sich für Bienen interessieren. Das bedeutet auch, dass ich mich fachlich auf dem Laufenden halten muss. Daher bin ich zum Beispiel immer beim „Starnberger Imkergespräch“, dabei, das einmal im Jahr stattfindet, und pflege den Kontakt zum Tiergesundheitsdienst und zu Wissenschaftlern, beispielsweise um zu erfahren, ob es Neuigkeiten zur Varroa-Bekämpfung gibt – das ist eine Milbenart, die die Bienenvölker befällt. Es gibt noch weitere Gefahren, etwa die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse, die die heimischen Bienen frisst. In Frankreich hat sie bereits große Schäden verursacht. Ich habe gerade einen Antrag gestellt, damit sich der Landtag damit befasst, sodass wir einen Überblick über die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse erhalten und uns über Bekämpfungsstrategien informieren können.

Wie geht es denn den Bienen aktuell?

Der Winter war sehr mild. Das kann für die Bienen ein Problem werden, wenn die Bienenkönigin wegen der warmen Temperaturen mit dem Eierlegen anfängt und die Bienenarbeiterinnen auf Nahrungssuche gehen, viele Pflanzen aber noch nicht blühen.
Ansonsten warten wir schon gespannt auf den nächsten Bienenbericht von Dr. Stefan Berg vom Institut für Bienenkunde und Imkerei in Veitshöchheim. Er hat alle aktuelle Daten über den Zustand der Bienenvölker und wie gut die Honigernte zuletzt war.

Die beiden Damen sitzen an einem kleinen runden Tisch, haben sich offenbar gerade unterhalten und lächeln freundlich in die Kamera.

Silke Franke, HSS, (links) und Tanja Schorer-Dremel, MdL, in ihrem Büro im Bayerischen Landtag

S.Franke; ©HSS; HSS

Produzieren wir überhaupt genug einheimischen Honig?

Die Honigausbeute schwankt von Jahr zu Jahr. Wir können uns im Schnitt zu etwa 30% mit Honig selbst versorgen. Das heißt, es wird auch Honig importiert, um die Nachfrage zu decken.  Ein Problem dabei ist, dass Honig aus nicht-EU-Ländern oft mit Wasser gestreckt wird. Daher habe ich – zusammen mit Landtagskollegin Petra Högl – einen Antrag gestellt, um die Honigkennzeichnung zu verbessern. Derzeit ist bei Honigmischungen nicht eindeutig nachvollziehbar, was genau drin ist, woher überall der Honig stammt.

An sich ist Honig ein gesundes Lebensmittel, das gut schmeckt und auch antibakteriell wirkt. Er wird von unseren Imkern mit viel Arbeitsleistung, Fachkenntnis und Liebe gewonnen. Es wäre schön, wenn sich noch mehr dafür begeistern würden.

Kann denn jeder Bienen halten und imkern?

Im Grunde ja. Es gibt eine Berufsausbildung zur „Tierwirtin bzw. zum Tierwirt Fachrichtung Imkerei“. Aber man kann das auch als Hobby betreiben, das spannend ist und Spaß macht und bei dem man viel über die Natur und die Umwelt lernt - und ein Stück Verantwortung übernimmt.

Grundsätzlich hat jeder das Recht, auf seinem Grundstück oder einem passenden anderen Standort Imkerei zu betreiben. Aber jeder, der Bienen hält, muss das bei der zuständigen Behörde anzeigen, das ist das Veterinäramt - das hat mit dem Schutz vor Bienenseuchen zu tun. Um Konflikte mit Nachbarn zu vermeiden, sollte der Bienenstand ein paar Meter Abstand zum Nachbargrundstück einhalten und die Völkerzahl sollte auch an die Grundstücksgröße angepasst sein.

Bienen fliegen zum Eingangsspalt in ihrem Bienenkasten.

Beim "Imkern auf Probe" bekommt man einen erfahrenen Imker als "Paten" an die Hand. So gelingt der Einstieg ins neue Hobby leichter.

S.Franke; ©HSS; HSS

Wer sich dafür interessiert, meldet sich am besten bei einem Imkerverein in seiner Nähe. Die sind sehr gut organisiert und auch entsprechend versichert. Es empfiehlt sich, sich hier anzuschließen und sein Hobby in einem guten Umfeld zu betreiben. Eine tolle Aktion ist dabei das „Imkern auf Probe“, das viele Vereine anbieten: hier bekommt man Ausrüstung bezuschusst und wird von einem erfahrenen Imker als „Pate“ fachlich und praktisch begleitet. Durch diese Initiative ist die Anzahl der Bienenhalter tatsächlich wieder gestiegen – und es sind mittlerweile übrigens mehr Frauen als Männer, die sich dafür interessieren. Was mich persönlich ganz besonders freut, ist das Projekt „Imkern an Schulen“, da können Kinder und Jugendliche in Arbeitsgruppen an ihren Schulen imkern und werden frühzeitig sensibilisiert.

Was konnten Sie noch erreichen: Gibt es Erfolge, etwa bei strittigen Themen?

In meiner Heimat habe ich ein Imkergespräch ins Leben gerufen, das immer im November stattfindet. Aus der ganzen Region - das ist die „Planungsregion 10 Ingolstadt-Eichstätt“ -  kommen immer etwa 100 Teilnehmer. Referenten informieren über aktuelle Entwicklungen und Forschungsergebnisse, zum Beispiel aus Veitshöchheim. Ein aktuelles Thema ist etwa das Verhältnis zwischen Honigbienen und Wildbienen. Geht die Haltung von Honigbienen zulasten der Wildbienen? Nach allem, was ich bislang weiß, stehen sie manchmal tatsächlich in Konkurrenz zueinander, manchmal helfen sie sich aber auch gegenseitig.

Ein Klick aufs Bild führt Sie zum Kurz-Video

Ein Klick aufs Bild führt Sie zum Kurz-Video

Zentral ist, dass man gemeinsam ins Gespräch kommt. Nicht streiten, sondern Menschen zusammenbringen, das ist mir immer wichtig. Für Imker sind Pflanzenschutzmittel ein strittiges Thema. Ich selbst habe tatsächlich auch eine eher strenge Haltung gegenüber dem Einsatz von Glyphosat und Neonikotinioden, auch parteiintern. Wir werden nicht gänzlich ohne sie auskommen, aber wir müssen umdenken. Ich werbe immer wieder für gegenseitiges Verständnis. Daher habe ich viele Gespräche geführt, Imker und Landwirte zusammengeführt und kommunikative Basis geschaffen. Darauf bin ich schon stolz.

Was möchten Sie in Zukunft noch erreichen?

Ich bin ja auch zugleich Vorsitzende eines Landschaftspflegeverbands und Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Wir setzen uns dafür ein, Lebensräume für Pflanzen und Tiere zu ermöglichen. Blühflächen sind extrem wichtig. Auch im Wald kann man Blühflächen schaffen, ich habe zum Beispiel gelernt, dass Buchweizen dabei sehr geeignet ist – sowohl für Rehe wie auch für Insekten. Ich glaube, wir brauchen insgesamt mehr Diversität. Auch bei den Honigbienen lässt sich die Bienenzucht weiterentwickeln, wie man an der „Buckfastbiene“ gesehen hat, die durch Kreuzung verschiedener Bienen entstand.

Es gibt als „Bienenbeauftragte“ immer wieder Neues zu entdecken. Man kann viel von der Umwelt lernen. Ich mache das aus Überzeugung. Und ich hoffe, es machen viele weitere mit, indem Sie auch Bienen halten, Imker unterstützen oder für Blühflächen sorgen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Bienen- und Artenschutz

Wollen Sie mehr über Bienen wissen? Auch auf dem Gelände der Hanns-Seidel-Stiftung in München werden Bienenvölker gehalten – wir haben Sie nach ihren Einzug ein Jahr lang begleitet und beim Imker regelmäßig nachgehakt, wie es den Bienen geht. Mehr hier zu unseren Bienen und anderen Artenschutzprojekten.

Tatsächlich haben unsere Bienen das Interesse weiterer Naturfreunde geweckt:  zwei Kolleginnen starten das „Imkern auf Probe“. Auch für die Wildbienen haben wir uns eingesetzt, wie sie in diesem Beitrag lesen können.

Nützliche Links

Der Landesverband bayerischer Imker bietet u.a. Informationen zu Imkern auf Probe  (auch bei Imker-Bayern.de).

Das Institut für Bienenkunde und Imkerei (vormals Fachzentrum Bienen) an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim ist Forschungseinrichtung und Kompetenzzentrum.

Landschaftspflegeverbände setzen sich für die Erhaltung der vielfältigen Kulturlandschaft ein.

Kontakt

Leiterin: Silke Franke
Umwelt und Energie, Städte, Ländlicher Raum
Silke Franke
Leiterin
Telefon: 
Fax: 
E-Mail: