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HSS-Thementag
Digitale Finanz- und Wirtschaftswelt

Die Digitalisierung bietet Privatleuten und der Finanz- und Wirtschaftswelt viele neue Möglichkeiten, aber wer kennt schon all die neuen Tech-Lösungen und digitalen Gadgets? Auf unserem großen Thementag gab es am Wochenende fünf Veranstaltungen mit spannenden Diskussionen und Infos rund um Bitcoin, Blockchain, K.I. & Co.

Während sich die etwa 150 erwachsenen Gäste im Konferenzzentrum der Hanns-Seidel-Stiftung in Sachen Kryptowährungen und Blockchain auf den neusten Stand bringen ließen oder sich praxisnah über aktuelle, algorithmusgetriebene Veränderungen in der Finanzwelt informieren ließen, war der Nachwuchs gut versorgt. Für Kinder und Jugendliche bis 14 Jahren war extra eine Digitalwerkstadt eingerichtet worden. Hier wollten Schokokuss-Schleudern gebaut, digitale Spitzhacken programmiert oder 3D-Drucker bestaunt werden. Wie immer bei der Hanns-Seidel-Stiftung: moderne Themen, modernes Betreuungsangebot.

Präsentator deutet auf eine Zeile in einem Schaubild zum Thema Blockchain

Werden auch Zentralbanken ihre eigenen Kryptowährungen schaffen oder bricht die Zeit dezentralen Geldes an?

H.Klingsbögl; HSS

Bitcoin – die Zukunft des Geldes?

Für den Ökonom Manuel Andersch von der BayernLB könnte der Ansatz von Bitcoin & Co. die Zukunft des Bezahlens revolutionieren. Ein wichtiger Punkt für Andersch war dabei, dass bei Bitcoin im Gegensatz zu konventionellen Währungen, die von Zentralbanken gesteuert werden, die „Geldpolitik“ auf lange Zeit festgelegt ist und sich die Geldmenge bis zu einem Maximalwert von 21 Millionen Bitcoins festgelegt ist. Berechenbarkeit ist also ein Trumpf von Bitcoin.

Zudem gibt es durch das Fehlen der die Geldmenge durch den Leitzins und wie durch das Aufkaufen von Unternehmensanleihen steuernden Zentralbanken aktuell keine Möglichkeiten für politische Einflussnahme. Man kann einen zukünftigen Wettbewerb zwischen den gängigen Fiat-Währungen und Bitcoin prognostizieren. Interessant wird der Punkt sein, ob Zentralbanken eigene digitale Währungen schaffen werden. Auf Nachfrage des Referenten erklärten immerhin 10% der Personen im Saal, selbst Bitcoins zu besitzen.

3D-Drucker in Aktion: Werden Alltagsgegenstände bald einfach von jedem zu hause ausgedruckt?

3D-Drucker in Aktion: Werden Alltagsgegenstände bald einfach von jedem zu hause ausgedruckt?

H.Kingsbögl; HSS

Digitale Finanzwelt emanzipiert den Bürger als Anleger

Gleichzeitig ging es im Saal nebenan um ganz praktische Vorteile der digitalen Finanzwelt für Jedermann. Durch die neuen digitalen Werkzeuge hat im Prinzip jeder Zugang zur Finanzwelt . Voraussetzung: der Anleger muss das Prinzip der Anlage verstehen. Es ist nämlich kompliziert genug, die Zukunftsaussichten einzelner Unternehmen richtig einzuschätzen, aber besonders Einzel-Indizes, wie zum „Beispiel DAX“ oder „EuroStoxx 50“ sind ebenso wie Investments etwa in Schiffcontainer schwer zu durchschauen. Digitale Hilfsmittel wie diverse digitale Berater, etwa der „Robo Advisor“(Verlinken) können helfen, den oftmals komplexen Kontext von Anlageentscheidungen besser einzuschätzen. Eine Garantie für Kursgewinne gibt es aber nicht. Für die Fragen des Publikums standen auch hier Fachleute zur Verfügung, nämlich der Betriebswirt Helmut Schmitt und Prof. Dr. Eichhorn von der HAW Würzburg-Schweinfurt.

Auf die Frage, wer der bessere Händler sei, Mensch oder Algorithmus, gaben die Experten eine differenzierte Antwort: Bei steigenden Kursen seien Algorithmen tendenziell effektiver. In einem sogenannten „Bärenmarkt“ hingegen, seien aktiv durch einen Menschen gemanagte Portfolios oder Fonds besser. Das liegt daran, dass breit aufgestellte Portfolios Verluste aus dem Geschäft mit Aktien besser ausgleichen können. Die Entscheidung über die Risikostruktur für sein Vermögen, auch wenn neuen digitale Möglichkeiten bestehen, sollte also jeder gründlich abwägen. Diese persönliche Entscheidung nimmt einem niemand ab.

Drei kleine Spielzeugroboter in Handtellergröße mit blinkenden Dioden auf einem Tisch.

Noch sind es meist Spielzeuge, doch dringen Roboter zunehmend in Unternehmen und Haushalte vor. Kommt die Computersteuer, wenn intelligente Maschinen den Arbeitsplatz effektiver ausfüllen?

H.Klingsbögl; HSS

Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch

Auch in Bayern ist die digitale Revolution in vollem Gange. Wie sich Digitalisierung und der Einsatz von künstlicher Intelligenz und Robotern schon in wenigen Jahren auf Gesellschaft und Wirtschaft auswirken könnten, schilderten René Otto von der Ososoft GmbH, einer IT-Beratung und Softwareschmiede und Journalist Michael Möhnle. Automatisierte Prozesse ersetzen aber schon jetzt klassische Berufsbilder, nicht nur im geringqualifizierten Bereich. So melden etwa Windkraftwerke selbstständig, sobald Verschleißteile an ihre Belastungsgrenzen kommen. Ein Techniker kann diese dann auswechseln, wo in der Vergangenheit unter hohem Personaleinsatz regelmäßige Prüfungen notwendig gewesen waren. Aber auch Roboter zum Spargelstechen werden seit kurzem auf deutschen Äckern eingesetzt, was mittelfristig die meist gering qualifizierten Hilfsarbeiter ersetzen könnte.  

All dies lässt gesellschaftspolitische Fragen aufkommen. Inwiefern werden neue Arbeitsformen im Sozialsicherungssystem erfasst, kommt die „Computersteuer“, wenn die intelligente Maschine effektiver und günstiger den Arbeitsplatz ausfüllt? Fragen an die Politik, die nach Antworten verlangen.  Anders als gemeinhin vermutet, bildet Deutschland im Rennen um die Nutzbarmachung künstlicher Intelligenz keinesfalls das internationale Schlusslicht. In Bayern steht dabei das „ZentrumDigitalisierung.Bayern“ und der Masterplan „BAYERN DIGITAL II“ im Fokus öffentlicher Anstrengungen. BAYERN DIGITAL II ist ein über fünf Jahre (von 2018 bis 2022) angelegtes und umfassendes Investitionsprogramm setzt mit konkreten Maßnahmen und rund drei Milliarden Euro klare Schwerpunkte auf die wichtigen Kernthemen der Digitalisierung.

Drei Symbolbilder für 1. zentrale Informationsspeicherung (von einem Punkt gehen Linien aus), 2. verteiltere Linien 3. gleichmäßige Netzstruktur von Blockchain.

Blockchain garantiert unhackbare Informationsweitergabe. Daten werden nämlich nicht zentral gespeichert, sondern auf vielen Rechnern verteilt abgelegt. Alle beteiligten Rechner zu hacken, scheint kaum möglich.

H.Klingsbögl; HSS

Blockchain – garantiert unveränderlich

Die Technologie hinter Blockchain ist beeindruckend und hat das Potential ganze Berufsfelder umzukrempeln. Dazu gehören unter anderem alle Berufe, die sich mit der Sicherstellung der Erfüllung von Verträgen beschäftigen, also auch hochqualifizierte Berufe wie der Notar, Broker oder Bankangestellte. Eine Blockchain garantiert, dass beispielsweise eine vertragliche Vereinbarung für beide Parteien immer transparent und nachprüfbar bleibt und die Ausführung des Geschäfts zuverlässig abgewickelt wird.

Das beste Beispiel ist der Bankautomat. Ein Gerät, welches automatisiert einen Vertrag abwickelt und die Ausgabe der vereinbarten Geldmenge zuverlässig vollzieht. Welche Rolle wird Blockchain-Technologie zukünftig in der Wirtschaft spielen? Prof. Dr. Gilbert Fridgen vom Fraunhofer-Institut erläuterte, wie Blockchain überhaupt erst die derzeit heiß diskutierten Kryptowährungen wie Bitcoin ermöglicht und welches disruptive Potential in der Technologie steckt. Dabei wurde klar, dass niemand sagen kann, wie genau die unüberblickbar vielen, neuen, hochkomplexen technischen Werkzeuge zukünftig umgesetzt werden.

Fünf junge Menschen vor dem Haupteingang der HSS lächeln in die Kamera.

Damit sich die Kinder nicht langweilen müssen: unser motiviertes HSS-Betreuungsteam vom "Erfindergarden".

H.Klingsbögl; HSS

Digitalwerkstatt für Kinder und Jugendliche

Im „Erfindergarden“ war für die Jüngeren einiges geboten: Kreativ-Technik-Workshop am Morgen, Digital-Workshop am Nachmittag. Da wurden Microbits programmiert, also Computerchips mit Bluetooth Verbindungen oder blinkende LEDs und aus gelaserten Holzteilen eine ziemlich spektakuläre Schokokuss-Schleuder zusammengesetzt und bunt bemalt. Als Testladung dienten Marshmallows. Abgefeuert wurde die Schleuder per Spielzeug-Luftdruck-Pistole, einer sogenannten „Nerf-gun“.  

Für junge Nachwuchshacker gab es auch Angebote, zum Beispiel das Manipulieren des Spiel-Codes des berühmten Computerspiels „Minecraft“. Die Zukunft erahnen konnten die Kinder später beim Anfassen und Ausprobieren eines 3D-Druckers. Damit konnten bayerische Löwen oder auch Mini-Schokoküsse gedruckt werden. Beide allerdings aus Kunststoff und leider nicht essbar.

Der nächste digitale Thementag ist bei der Hanns-Seidel-Stiftung schon in Planung. Besuchen Sie uns bis dahin auf hss.de/veranstaltungen. Wir freuen uns auf Sie!

Wirtschaft, Finanzen, Arbeit, Soziales
Konrad Teichert
Leiter