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Heilige Zeiten - Welche religiösen Feste feiern Menschen in Deutschland?
Teil I: Das orthodoxe Osterfest

Das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlichen Glaubens gelingt umso besser, je mehr wir voneinander wissen. In einer kleinen Reihe wollen wir Unwissen mit Wissen begegnen und neugierig machen auf verschiedene Feste, die in Deutschland gefeiert werden. Zum Beispiel: das orthodoxe Osterfest.

Von Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., wird der Satz überliefert: „Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt.“ Ausdruck dieser vielen Wege ist eine bunte Vielfalt religiöser Feste, die Menschen auf ihren Wegen zu Gott in ihren jeweiligen religiösen Gemeinschaften feiern. Auch bei uns in Deutschland, hier in Bayern.

Nun ist das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlichen Glaubens keine Selbstverständlichkeit. Das zeigt ein Blick in viele Länder dieser Erde. Es wird aber auch deutlich, dass das friedliche Zusammenleben besser gelingt, wenn mehr Menschen über den Glauben anderer Bescheid wissen. Denn Unwissenheit weckt Angst und schürt Vorurteile.

Dem will die Hanns-Seidel-Stiftung vorbeugen, in dem sie in loser Folge religiöse Feste vorstellt und erklärt, was und warum es gefeiert wird. Dafür haben wir Vertreter der verschiedenen Glaubensrichtungen gebeten, uns von ihren Festen zu erzählen.

S.E. Weihbischof Sofian bei der Feier des orthodoxen Osterfestes 2018 in Rosenheim. Aktuell ist er beauftragt, eine orthodoxe Kirche in der Stadt München für die hier lebenden orthodoxen Rumänen aufzubauen.

S.E. Weihbischof Sofian bei der Feier des orthodoxen Osterfestes 2018 in Rosenheim. Aktuell ist er beauftragt, eine orthodoxe Kirche in der Stadt München für die hier lebenden orthodoxen Rumänen aufzubauen.

© Rumänische Orthodoxe Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa

„Christus ist auferstanden!“ Das Osterfest der orthodoxen Christen

Die orthodoxen Kirchen feiern Ostern auf der ganzen Welt nach dem julianischen Kalender. Das Fest wird am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling begangen. Was genau gefeiert wird, wie sich das Fest gestaltet und wer genau es feiert, erklärt uns der rumänisch-orthodoxe Weihbischof Sofian von Kronstadt, Rumänische Orthodoxe Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa:

Ostern ist das älteste christliche Fest. Gleich nach der Auferstehung Jesu Christi begann man, dieses Fest zu feiern. Die ersten Feiernden waren die von Jesus selbst berufenen Apostel. Diese ermahnten und ermunterten ihrerseits die Gläubigen, dieses Fest zu begehen. In der Bibel heißt es hierzu: „Lasst uns also das Fest nicht mit dem alten Sauerteig feiern, nicht mit dem Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit den ungesäuerten Broten der Aufrichtigkeit und Wahrheit.“ (1 Kor 5,8) So schrieb es der Apostel Paulus an die Korinther.

Wir, die orthodoxen Christen, feiern Ostern zum Gedächtnis unserer Erlösung durch die Passion, den Tod und die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus. Die Auferstehung des Herrn ist also das Fundament unseres Glaubens und unserer Hoffnung, weil sie die Garantie unserer Erlösung von den Sünden und unserer eigenen Auferstehung ist.

Das Osterfest ist die feierlichste und schönste Feier von allen Festen im Jahreskreis. Dessen Kennzeichen ist die Lichterprozession mit brennenden Kerzen am Anfang der Feier, in der die Freude der Auferstehung zum Ausdruck gebracht wird, die die Herzen der Glaubenden erfüllt und der ganzen Welt verkündet wird. In der Oster-Hymnographie heißt es: „Der Tag der Auferstehung. Licht lasst uns werden, Völker. Lasst uns einander umarmen, und sogar diejenigen, die uns hassen, Brüder nennen. Ob der Auferstehung wollen wir einander alles verzeihen und so rufen: Christus ist von den Toten erstanden. Er hat den Tod durch den Tod vernichtet und denen in den Gräbern das Leben geschenkt.“ 

Das Osterfest wird weltweit von über 250 Millionen orthodoxen Christen gefeiert.

Gesprächspartner: Seine Exzellenz Dr. Sofian von Kronstadt ist Weihbischof der Rumänisch-Orthodoxen Kirche des Erzbistums von Deutschland, Österreich und Luxemburg.