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Transatlantic Innovation Week
Bayerische Innovationsbrücke in die USA

Für mehr Cybersicherheit, für besseren Schutz geistigen Eigentums: gemeinsam mit den USA wollen bayerische Unternehmen innovative Lösungen für die Herausforderungen von morgen entwickeln. In welchen Bereichen können sich unsere Stärken besonders gut ergänzen? Im HSS-Doppel-Interview: US-Generalkonsulin Meghan Gregonis und Anna Kopp, Head of IT bei Microsoft Deutschland.

Meghan Gregonis, in einer Parkanlage, blickt ernst in die Kamera.

Meghan Gregonis ist seit Juli 2018 Generalkonsulin der Vereinigten Staaten in München. Vorherige Stationen ihrer diplomatischen Laufbahn waren das US-Außenministerium, der Nationale Sicherheitsrat im Weißen Haus sowie Auslandseinsätze in Islamabad, Riad, Rom, Bagdad und Jerusalem. Vor ihrem Eintritt in den Auswärtigen Dienst im Jahr 2001 war die studierte BWLerin bei einer Venture-Capital Gesellschaft in ihrer Heimatstadt Philadelphia tätig.

Meghan Gregonis

HSS: Frau Gerneralkonsulin, das US-amerikanische Generalkonsulat organisiert die „Transatlantic Innovation Week“  (TIW). Was dürfen wir von dieser Woche erwarten?

Meghan Gregonis: Die Idee hinter #TIW2021 ist es, unsere "Innovationsbrücke" zu verstärken. Wir hoffen, mehr junge Menschen und junge Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks zu inspirieren, gemeinsam innovative Lösungen für die Herausforderungen von morgen zu erarbeiten.  Ich denke, dass bayerische und amerikanische Innovatoren komplementäre Stärken haben und die Investitionsmöglichkeiten beiden Seiten zugutekommen können.  Während die deutsch-amerikanische Partnerschaft bereits stark und in unzähligen Bereichen aktiv ist, müssen wir unsere gemeinsame Führungsposition beibehalten. Wir müssen auch die weitreichenden Bedrohungen für Innovationen erkennen und uns dagegen schützen. Zum Beispiel müssen geistiges Eigentum, Cybersicherheit und Lieferketten vor Diebstahl oder Korruption geschützt werden. Wir können zusammenarbeiten, um ein Umfeld zu schaffen, in dem unsere Innovationen gedeihen können, und gleichzeitig sicherstellen, dass die Innovationen von morgen unsere westlichen Werte widerspiegeln.

HSS: Was erwarten Sie sich in Bezug auf die Beziehungen zwischen Bayern und den USA?

Die Start-up-Szene hier in Bayern - im Isar Valley! - ist wirklich spannend.  Der unternehmerische Funke, den ich bei Treffen mit bayerischen Innovatoren sehe, erinnert mich an den amerikanischen Unternehmergeist.  Wir haben viele Gemeinsamkeiten. Warum also nicht die Kräfte bündeln, die Synergien finden und gemeinsam die Zukunft gestalten?  Wir arbeiten bereits bei einer Vielzahl von politischen, sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Initiativen eng zusammen. Mein "Pitch" lautet: Noch enger zusammenarbeiten, um die glänzende Zukunft zu gestalten, die wir uns für unsere Länder wünschen!

US-Generalkonsulat München

HSS: In welchen Bereichen sehen Sie besonderes Potential zur Zusammenarbeit?

Unser Konzept für #TIW2021 ist es, die Möglichkeiten der Partnerschaft aufzuzeigen und damit hoffentlich unsere Innovatoren zu inspirieren. Die transatlantische Zusammenarbeit ist bereits in Bereichen wie Klimaforschung, Verteidigung und Virologie aktiv. Unsere Programme und Partner werden sich in dieser Woche mit Schlüsselthemen befassen, bei denen wir unsere Partnerschaft vertiefen können: Spitzeninnovationen, die Förderung offener Volkswirtschaften, von denen alle profitieren, die Sicherstellung der Widerstandsfähigkeit unserer sensiblen Lieferketten, die Festlegung von Normen und Standards im Umgang mit neuen Technologien, der Schutz unseres Planeten und die Sanktionierung derer, die die Regeln brechen.  Es ist auch wichtig, die Bedrohungen für Innovationen zu diskutieren, wie zum Beispiel unfaire Handelspraktiken und Sicherheitsrisiken. Wir wissen, dass überall Bedrohungen für Innovationen lauern, aber wir haben gelernt, dass vielfältigere und integrativere Unternehmen auch innovativer und erfolgreicher sind. Unternehmen profitieren sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich davon, wenn sie eine vielfältige Belegschaft anziehen, entwickeln und an sich binden. Jetzt müssen wir diese Erkenntnis in die breite Praxis umsetzen.      

HSS: Die Begriffe Transatlantisch und Innovativ in einem Atemzug zu nennen - das hat an sich etwas Innovatives. Hat es auch eine politische Komponente?

Auf jeden Fall. Die transatlantische Partnerschaft ist in erster Linie eine politische Partnerschaft. Die #TIW2021 und die Bemühungen zur Stärkung der "transatlantischen Innovationsbrücke" treiben diese Partnerschaft voran, indem sie wirtschaftlichen Wohlstand auf beiden Seiten des Atlantiks schaffen und unsere beiderseitige Sicherheit stärken. Unsere Handelsbeziehungen sind robust, aber das Potenzial für eine noch tiefere wirtschaftliche Partnerschaft ist außerordentlich. Als NATO-Bündnispartner werden wir mit sich verändernden Sicherheitsherausforderungen durch unsere Konkurrenten konfrontiert. Und als westliche Nationen müssen wir gemeinsam sicherstellen, dass die Innovationen, die uns in die Zukunft führen, mit unseren Grundwerten - der Gewährleistung von Grundfreiheiten und dem Schutz der Menschenrechte - vereinbar sind. Ich bin zuversichtlich, dass unsere Innovatoren die notwendigen Wege und Lösungen finden werden, um Handelsbarrieren zu überwinden, vereint gegen Gegner anzutreten und uns gemeinsam gegen Sicherheitsbedrohungen zu schützen. Einfach gesagt: Wir müssen unseren technischen Vorsprung erhalten und ausbauen. Und sollten wir nicht daran arbeiten, dass unsere Ideen geschützt sind, dass unsere Privatsphäre respektiert wird und dass das Innovationsfeld gleiche Chancen für alle bietet? Ja, natürlich. Die Transatlantische Innovationswoche ist eine Gelegenheit, unsere gemeinsame Führungsrolle bei der Bewältigung all dieser komplexen Themen zu demonstrieren und die Partnerschaft gemeinsam voranzutreiben. Ich hoffe, Sie werden sich uns anschließen.  

HSS: Frau Generalkonsulin, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Kopp lächelt in die Kamera.

Anna Kopp ist seit 2015 Head of IT bei Microsoft Deutschland und seit 2004 im Unternehmen. Dazu ist sie Niederlassungsleiterin für das Hauptbüro in München sowie Co-Chair der Women@Microsoft Board und Mitglied der Advisory Board von der Munich Business School. Sie hat diverse Priese im Bereich Technology und Industry gewonnen. Die Spezialistin für die Neue Arbeitswelt (sowohl aus kultureller, wie politischer und praktischer Perspektive) setzt sich für flexible Arbeitsmodelle ein.

Anna Kopp

Interview mit Anna Kopp, Head of IT, Microsoft Deutschland

HSS: Was waren die ausschlaggebenden Faktoren für Microsoft, sich für München als Standort für die Firmenzentrale in Deutschland zu entscheiden?

Anna Kopp: Die Standortzentrale von Microsoft war schon seit vielen Jahren in Bayern und dann langjährig in Unterschleißheim. Mit dem Umzug 2016 in die Stadt, die Parkstadt-Schwabing, haben wir uns aus vielen Gründen für den Standort München entschieden. München ist ein Ort der Trends, treibt die Vernetzung der Digitalwirtschaft voran. Und ähnlich sehen wir Microsoft Deutschland: als Treiber von Innovation und Digitalisierung – mit unserem Smart Workplace-Konzept haben wir in den ersten Jahren über 100.000 Besucherinnen und Besucherin unserer neuen Standort-Zentrale gehabt, um die neue Arbeitswelt im realen Arbeitsleben zu präsentieren. In der Parkstadt Schwabing fühlen wir uns mit anderen Tech-Konzernen, Kunden, Partnern und vielen weiteren innovativen Unternehmen wohl und natürlich tragen auch Dinge wie eine bessere Verkehrsinfrastruktur, neue, alternative Verkehrsmittel der Stadt u.v.m. zu einer hohen Zufriedenheit unserer Angestellten bei. Genau wie sie sehen wir uns als Teil Münchens.

HSS: Wie bewerten Sie die Diversität und den Ausbildungsstandort, den München internationalen Unternehmen bieten kann? Sind wir da international auf Augenhöhe?

Besonders interessant ist, dass München sowohl die LMU als auch die TU München hat. Das bedeutet, dass viele hier viele Tech-Lehrgänge angeboten werden. Dazu gibt es auch zum Beispiel die Munich Business School, in der ich Teil des Boards bin, an der internationale Studierende Applied Sciences und Business Administration studieren. Also wird hier für die Zukunft und Innovation viel geboten. Bayern und München ist als Standort attraktiv und hat viele Talente aus unterschiedlichsten Nationen, natürlich auch aus den USA. Diverse Teams sind ausschlaggebend für Innovation und nur durch u.a. verschiedene Nationalitäten können wir Diversity sicherstellen. Ich selbst würde München bzw. die Parkstadt Schwabing als Silicon Village beschreiben: hier herrscht ein globales Flair mit viel Innovation, aber auch mit einer familiären Atmosphäre. 

HSS: Frau Kopp, wir bedanken uns für das Gespräch.

Wirtschaft und Finanzen
Dr. Claudia Schlembach
Leiterin