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Internationales Kloster Banz
Lernen mit Ausblick

Was sind die Ursachen von Populismus? Wie sollen Journalisten berichten? Welche Strategien der Rhetorik helfen beim Umgang mit Stammtischparolen? Und wie schmeckt eigentlich Rauchbier? Nach knapp fünf intensiven Monaten in Berlin, wovon die Stipendiaten/innen des Internationalen Parlaments-Stipendiums (IPS) des Deutschen Bundestages drei Monate in einem Abgeordnetenbüro mitarbeiteten, ging es für eine Gruppe von knapp 30 von ihnen mit der HSS nach Oberfranken.

Auf der vom Büro Berlin organisierten Studienreise Mitte Juli konnten die internationalen Parlamentsstipendiaten/innen vier Tage lang ihr Wissen zum Thema „Medien in Zeiten von Populismus und gesellschaftlicher Spaltung“ vertiefen und nebenbei die Geschichte Frankens sowie die lokale Küche kennenlernen. „Die ganze Zeit war sehr interaktiv gestaltet. Ich fand schön, dass wir verschiedene Städte in Franken besichtigen konnten“, schwärmte eine Stipendiatin am letzten Tag in Bayreuth. Zuvor standen schon Nürnberg und Bamberg auf dem Programm.

Gruppenfoto vor Büschen

Im Hofgarten der Eremitage Bayreuth

HSS

In dem Masterseminar „Medien und Populismus“ an der der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg näherten sich die Studenten dem Thema zunächst aus der Kommunikationsforschung an. Anhand von Wahlplakaten verschiedener europäischer Parteien erklärte Prof. Dr. Holtz-Bacha wie populistische Parteien versuchen, politische Unzufriedenheit zu schüren. Viele der Slogans enthielten Anti-Eliten-Botschaften. „Mir hat der Vortrag in der Uni sehr gut gefallen, der Austausch mit den Studenten dort war sehr gut“, so ein Stipendiat.

Danach ging es wieder zurück nach Banz zu einem Expertengespräch mit der Hauptstadt-Korrespondentin des Deutschlandradios, Katharina Hamberger. Sie berichtete von den Herausforderungen in ihrem Berufsalltag, wann sie in der Vergangenheit schon auf Drohbriefe reagiert hat und wie sie in der Redaktion damit umgehen, wenn es im Team unterschiedliche politische Meinungen gibt. Es gelte bei der Berichterstattung eine Balance zu finden und nicht über jede populistische Provokation zu berichten.

die alten, schön hergerichteten Gebäude der Altstadt. Kopfsteinpflaster, Türmchen, Touristen

Stadtführung durch Bamberg mit dem Historiker Prof. Reinhard Heydenreuter.

HSS

Es müsse jedes Mal aufs Neue abgewogen werden, welche Äußerungen aufgegriffen werden sollten und welche nicht.

Am nächsten Tag besuchte die Gruppe die Mediengruppe Oberfranken in Bamberg. Zunächst gab es eine Führung durch die moderne Zeitungsdruckerei, in der neben dem Fränkischen Tag, eine der größten Tageszeitungen Oberfrankens, noch vier weitere lokale Zeitungen gedruckt werden. Im Gespräch mit dem stellvertretenden Chefredakteur, Christian Holhut, wurde deutlich, dass vor allem das durch die Digitalisierung veränderte Leserverhalten eine große Herausforderung für das regionale Medienhaus sei. Seine Stammleser zu behalten und gleichzeitig junge Leser zu gewinnen sei ein Spagat. Sinkende Auflagen und Schwierigkeiten Nachwuchsjournalisten zu finden, sind weitere Herausforderungen. Um auch in Zukunft stabil aufgestellt sein, hat das Unternehmen bereits in digitale Geschäftsmodelle wie Apps und Onlineportale investiert.

Zurück in Kloster Banz wartete auf die Teilnehmer/innen ein Workshop über bewusstes und wirkungsvolles Sprechen – für die meisten eine ganz neue Erfahrung. „Ein absolutes Highlight war (der Rhetorikcoach) Herr Groß. Ich hatte Glück auch vortragen zu können“, berichtete ein Stipendiat aus Kasachstan.

In einer Druckerei zeigt ein Werker gerade, wie alles funktioniert. Junge Menschen stehen drumrum.

„Die Besichtigung der Mediengruppe Oberfranken war sehr interessant. Etwas Neues und Besonderes zu sehen, ist immer toll!“ (Hier: Führung durch die moderne Zeitungsdruckerei.)

HSS

Bei dem Rhetoriktraining konnten die Stipendiat/innen Vortragstechniken erproben und Erfahrungen sowie Tipps austauschen, wie im Alltag wirkungsvoll argumentiert werden kann. Begegnen uns beispielsweise vorurteilsbeladene oder feindselige Stammtischparolen, gibt es verschiedene Strategien dagegen zu halten: Verständnis signalisieren, Verallgemeinerungen durch eigene Erfahrungen widerlegen und eine Portion Humor erschienen uns als geeignete Mittel. Wenn wir andere Perspektiven aufzeigen, kann das Gegenüber zum nach- und umdenken angeregt werden.

Es sind nämlich weder die Medien noch die Politik in der alleinigen Verantwortung. Demokratie geht uns alle etwas an, sie ist nicht selbstverständlich, sondern muss jeden Tag aufs Neue gelebt und ausgehandelt werden.