Mazedoniens „Namensstreit“ mit Griechenland
Mazedonien (deutsch auch: Makedonien) wurde als eine der sechs Teilrepubliken der zerfallenen Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien im Anschluss an ein Referendum 1991 unabhängig. Mit rund 25.000 km² ist das Land, das im Norden an Kosovo und Serbien, im Osten an Bulgarien, im Süden an Griechenland und im Westen an Albanien grenzt, etwa so groß wie das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Von den 2,1 Mio. Einwohnern sind ca. 64% ethnische Mazedonier (südslawische Sprache, nahe verwandt mit Bulgarisch), 25% Albaner, etwa 4% Türken, 3% Roma und 2% Serben. Die Errichtung der unabhängigen „Republika Makedonija“ führte sofort zu Spannungen mit dem südlichen Nachbarn Griechenland, da dieses bei der Verwendung der Bezeichnung Mazedonien bzw. Makedonien irredentistische Ansprüche auf die gleichnamige griechische Provinz, das Herkunftsland Alexanders des Großen, befürchtete. Einer der Gründe dafür war die Verfassung des Landes: In Artikel 49 wurde erklärt, dass sich die neue Republik für den Status und die Rechte der Mazedonier in den Nachbarländern einsetzt. Griechenland interpretierte dies als Ermutigung zum Separatismus gegenüber seiner Minderheit der mazedonischen Slawen und befürchtete potenzielle territoriale Ansprüche.
Unter dem als provisorisch angesehenen Kompromissnamen „Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien“ (Akronym: F.Y.R.0.M.) stimmte schließlich Griechenland 1992 der Aufnahme des Nachbarlandes in die UNO zu. Seither schwelte aber der Konflikt trotz vieler internationaler Vermittlungsversuche zur Festlegung eines von allen Seiten akzeptablen Staatsnamens weiter und Griechenland blockierte bisher unter anderem den von Mazedonien angestrebten Beitritt zur NATO und die Aufnahme von Verhandlungen zum EU-Beitritt. Nach einer Handelsblockade durch Griechenland (Sperrung des Hafens von Thessaloniki für den Warenverkehr mit Mazedonien) im Jahr 1994/95 hat Mazedonien seine Verfassung geändert und ausdrücklich erklärt, dass es keinerlei territoriale Ansprüche gegenüber den Nachbarstaaten habe. Ebenso hat es seine Flagge, die ursprünglich den sechzehnstrahligen Stern von Vergina darstellte – das Symbol des antiken Makedonien – geändert. Wirtschaftlich waren schon seit etlichen Jahren die Auswirkungen des Namensstreits auf Mazedonien kaum noch wahrnehmbar: Griechische Unternehmen haben nirgendwo sonst im Ausland vergleichbar viel investiert und sind der wichtigste Investor im Land, speziell in der Hauptstadt Skopje.
Autor: Armin Höller, HSS