Der Nikolaustag ist heute der 6. Dezember. Erstmals schriftlich erwähnt wurde er auf dem Marmorkalender in der Kirche San Giovanni Maggiore in Neapel. Von dort konnte sich der Brauch des Gabenbringers Nikolaus bis ins 11. Jahrhundert auf ganz Europa verbreiten. Besonders Italien schätzte den heiligen Mann. Hier wurde im Jahr 1087 die erste Kirche zu St. Nikolaus geweiht – St. Nikolaus in Bari. Bis heute werden hier die Gebeine des Bischofs von Myra verehrt. Italienische Kaufleute und Ritter hatten sie aus Myra entwendet und nach Apulien gebracht.
Obwohl seine genaue Identität bislang nicht geklärt ist, zählt Nikolaus zu den beliebtesten Heiligen. Besonders verehrt wird er in der Ostkirche. Ikonen zieren sein Bild. Viele Zaren des russischen Reiches trugen seinen Namen.
In Nikolauskirchen wird der Heilige auch als Schutzpatron der Schiffer verehrt. Dies geht auf die Legende zurück, dass Nikolaus für die Armen Getreide beschaffte, das auf Schiffen geladen war. Nikolauskirchen findet man deshalb bevorzugt in der Nähe von Flüssen und Seen, so beispielsweise am Inn und an der Salzach.
Auf dem Land war es früher üblich, dass der Nikolaus die Weihnachtsgeschenke bringt. Bescherung fand also am 6., nicht am 24. Dezember statt. Wenn „der Nikolaus kommt“ ist er wie ein Bischof gekleidet, mit weißem Chorrock, Rauchmantel, Mitra und Bischofsstab. Aus seinem goldenen Buch liest er Gutes und Böses vor, ermahnt die Kinder oder lobt sie auch. Dann holt er aus seinem mitgebrachten Sack Süßigkeiten, Lebkuchen, Äpfel und Nüsse heraus und verteilt sie. Wenn er nicht persönlich anwesend ist, findet man etwas in Schuhen, Schüsseln oder Tellern, die am Vorabend vor die Tür gestellt werden müssen.
Oft trägt der Nikolaus den Sack nicht selbst, sondern hat dafür einen Helfer dabei. Dieser flößt durch seine Gestalt schon beim Anblick Furcht und Schrecken ein. Die Figuren heißen je nach Gegend Knecht Ruprecht, Krampus, Pelzmärtel, Klaubauf oder Butz und symbolisieren das Finstere und Böse. Oft tragen sie eine Kette dabei, die zeigen soll, dass sie wie Luzifer in der Hölle angekettet und für immer verdammt sind. Wenn sie Buckelkörbe tragen, dann um die gefallenen Seelen einzusammeln und mitzunehmen. Eine schreckliche Vorstellung!
Möchte man heute an Nikolaus einen echten Bischof aus Schokolade verschenken, tut man sich schwer. Die Kommerzialisierung des Nikolaus hat die Fantasiefigur des Weihnachtsmannes hervorgebracht und ihn fast gänzlich verdrängt. Geblieben ist ein Geschenkebringer, der in Ausmaß und Umfang ähnlich beleibt ist wie seine Gaben.