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Interview
Dos and Dont‘s in Bewerbungen

Das erste Vorstellungsgespräch steht an und du weißt nicht, wie du dich am besten vorbereiten sollst? Wir haben mit unserer Kollegin Teresa Pfaffinger gesprochen. Sie leitet das HSS-Referat „Jugend, Bildung und Generationen“ und hat ein paar hilfreiche Tipps und Ratschläge für euch.

Theresa Pfaffinger lächelt freundlich in die Kamera.

Teresa Pfaffinger hat Politikwissenschaften studiert, hält regelmäßig Rhetorikseminare an Schulen und bietet Trainings für Bewerbungsgespräche an.

©HSS; Theresa Pfaffinger

HSS: Viele Menschen sind sehr nervös, wenn sie ein Bewerbungsgespräch haben. Hast du Tipps, wie man diese Nervosität in den Griff bekommt?

Teresa Pfaffinger, HSS: Nervosität lässt sich leider nicht immer so steuern, wie man es gerne möchte. Meiner Erfahrung nach hilft es aber, wenn man gut vorbereitet ist. Am besten, man beschäftigt sich die Wochen vorher intensiv mit dem potentiellen neuen Arbeitgeber und stellt sich vor, was man einerseits alles gefragt werden könnte, andererseits, welche Fragen man selbst hat. Ein Gespräch ist ja nicht nur einseitig, sondern dafür da, dass man auch selbst herausfindet, ob man gut zu dem neuen Arbeitsgeber passt.

Umso besser die Vorbereitung, desto sicherer das Gespräch ­- wobei ein bisschen Grundnervosität sicherlich bleibt. Das ist letztlich aber gut für die Konzentration.

HSS: Stichwort Kleidung, Gestik, Mimik, Sprache… was muss ich beachten?

Es ist wichtig, sich ein Outfit zu suchen, in dem man sich wohl fühlt, das aber auch zu der neuen Stelle passt. Im Büro einer großen Firma zieht man sich anders an, als Ärztin oder Arzt beispielsweise. Das Outfit sollte durchaus widerspiegeln, dass einem das Gespräch wichtig ist, und dass man die Möglichkeit wertschätzt, das Gespräch führen zu können.

Auch in Bezug auf Mimik, Gestik und Sprache sollte man authentisch bleiben. Wenn man sich wohlfühlt und nicht verstellt, merkt das dein Gesprächspartner und wird das positiv bewerten. Wie bei fast allem im Leben jedoch ist ein Mittelweg ganz gut. Mimik und Gestik sollten freundlich sein, aber nicht zu übertrieben. Falls du Dialekt sprichst, ist das sympathisch, aber versuche so zu sprechen, dass dein Gegenüber dich verstehen kann.

Allgemein ist es wichtig, dass man eine positive Einstellung hat und sich auf das Gespräch freut - dann läuft der Rest eigentlich automatisch.

©HSS

HSS: Was ist für dich ein absolutes No-Go im Bewerbungsgespräch?

No-Gos sind für mich zum Beispiel extreme Unpünktlichkeit, ein nicht wertschätzendes Auftreten und wenn ich merke, dass die Bewerberin oder der Bewerber sich nicht vorbereitet oder informiert hat. Ich habe natürlich Verständnis für Nervosität, das ist für mich auch ein Zeichen, dass es einem wichtig ist. Dabei hoffe ich trotzdem, dass ein Gespräch zustande kommt und es nicht nur eine einseitige Befragung wird. Wenn sich jemand sehr verstellt, merkt man dies schnell. Und das wäre für mich ebenfalls ein Ausschlusskriterium.

HSS: Du bietest Bewerbungsseminare an. Um was geht es dort konkret?

In den Seminaren wird vor allem geübt. Natürlich werden auch allgemeine Grundlagen vermittelt, aber der Schwerpunkt liegt auf dem Praktischen. Umso öfter man Situationen durchspielt oder in verschiedenen Szenarien Erfahrungen sammelt, desto sicherer ist man dann im tatsächlichen Gespräch. In Kloster Banz haben wir sogar die Möglichkeit, die Teilnehmenden zu filmen. Es ist zwar zunächst immer etwas komisch, sich danach im Video zu sehen, aber so hat man die Möglichkeit, sich einmal aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten, und kann daraus auch nochmal ein paar Anregungen mitnehmen.

Im Allgemeinen sollen die Seminare dazu dienen, dass die Teilnehmenden verstehen und fühlen können, wie so eine Bewerbungssituation sein könnte - ohne, dass es Konsequenzen hat. Ich möchte jungen Menschen die Möglichkeit bieten, sich in einem sicheren Rahmen ausprobieren zu können und so auf Zukünftiges gut vorbereitet zu sein.

HSS: Wie empfinden die Teilnehmer den Unterschied zwischen Beginn des Seminars und Ende? Also: Was haben sie tatsächlich gelernt? Wird ihnen am Ende des Seminars bewusst, was sie nicht wussten.

Die Teilnehmenden fühlen sich nach dem Seminar besser vorbereitet und sicherer, da sie nun ungefähr wissen, was in einem Bewerbungsgespräch auf sie zukommen kann. Sie haben gelernt, wie man gut und sicher auftritt und haben die Werkzeuge, sich gut zu präsentieren. Es gibt immer Menschen, die sich mit solchen Situationen nicht so schwertun und auch nicht nervös sind. Die meisten sind aber dankbar für das Training und erleben einen großen Unterschied zwischen Beginn und Ende des Seminars.

HSS: Wie sind die Seminare aufgebaut?

Die Seminare haben, wie oben erwähnt, einen theoretischen und einen praktischen Teil. Der Schwerpunkt liegt aber definitiv auf der Praxis. Man hat selten die Möglichkeit, Bewerbungsgespräche zu proben, und noch seltener ist ein Profi dabei, der einen mit Tipps versorgen kann. Deshalb ist der praktische Part sehr wichtig.

HSS: Sollte doch etwas schieflaufen während des Bewerbungsgespräches: Wie kann ich es doch noch retten?

Sollte etwas schieflaufen, versuche bitte, einen kühlen Kopf zu bewahren, und sofort Maßnahmen zu ergreifen. Wenn beispielsweise trotz großzügigen Zeitpuffers absehbar ist, dass man zu spät kommt, weil einfach alle Bahnen ausfallen, ruf sofort an und gib Bescheid! Falls du deinen Faden mitten im Gespräch verlierst, kommuniziere es. Dein Gegenüber wird Verständnis zeigen. Sei immer offen und authentisch. Es ist nicht schlimm, wenn etwas nicht nach Plan läuft, das hat jeder schon erlebt.

HSS: Frau Pfaffinger, vielen Dank für das Gespräch.

Autorin: Albina Gashi, Auszubildende bei der Hanns-Seidel-Stiftung

Kontakt

Leiterin: Teresa Pfaffinger
Jugend, Bildung, Generationen
Leiterin
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