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Podiumsdiskussion der Hanns-Seidel-Stiftung in Berlin
Internationaler Systemkonflikt – Risiken, Herausforderungen und Chancen für Deutschland

Autor: Dr. Alexander Wolf

In den letzten Jahren hat sich das internationale Gefüge durch den relativen Machtverlust der USA und den gleichzeitigen Aufstieg Chinas erheblich verändert. Diese Verschiebung in den globalen Machtverhältnissen, gepaart mit strategischen Fehlern des Westens seit 1990, hat eine unsichere internationale Landschaft geschaffen. In diesem neuen Umfeld agieren verschiedene Mittel- und Regionalmächte zunehmend pragmatisch, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Auch wenn nicht alle Entwicklungen den westlichen Staaten genehm sind, so müssen sie dennoch lernen, in diesem komplexen Gefüge zu navigieren.

Multipolarität als "Etikett"

Die einstige Nachkriegsordnung, die auf klaren Prinzipien und Institutionen beruhte, existiert nicht mehr in ihrer früheren Form. Die oft zitierte "Multipolarität" wird häufig missverstanden und fehlinterpretiert. Sie dient nicht als Garant für ein ausbalanciertes und gerechtes System, sondern vielmehr als Etikett, um die eigenständige Verfolgung nationaler Interessen zu rechtfertigen. In der aktuellen geopolitischen Situation befinden wir uns in einem Interregnum - einer Phase, in der die Zukunft des internationalen Systems noch nicht endgültig festgeschrieben ist. Im Rahmen der Veranstaltung „Internationaler Systemkonflikt – Risiken, Herausforderungen und Chancen für Deutschland“, welche am 9. November in der Bayerischen Vertretung in Berlin stattfand, teilten Experten aus Politik und Wissenschaft ihre Einschätzungen zu diesem Thema. An der Podiumsdiskussion, die von der Journalistin Mariam Lau moderiert wurde, nahmen Dr. Norbert Röttgen, MdB, Dr. Carlo Masala, Professor an der Universität der Bundeswehr München, die Politikwissenschaftlerin Dr. Gerlinde Groitl, Cathryn Clüver Ashbrook, Politologin der Bertelsmann Stiftung und Dr. Alexander Wolf, Leiter des Hauptstadtbüro Berlin der Hanns-Seidel-Stiftung teil.

HSS

Der Westen muss seine Außenpolitik neu denken

Der relative Machtverlust der USA lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen: darunter wirtschaftliche Herausforderungen, innenpolitische Unstabilität und die Verschiebung globaler Machtzentren. Gleichzeitig hat China durch kontinuierliches wirtschaftliches Wachstum und strategische Investitionen seine Position gestärkt. Diese Veränderungen haben dazu geführt, dass andere Staaten und Akteure ihre außenpolitischen Strategien neu überdenken und flexibler gestalten. Der Westen hat seit 1990 auch durch strategische Fehler zur aktuellen Situation beigetragen. Die Annahme, dass sich alle Staaten in Richtung liberaler Demokratie entwickeln würden, erwies sich als zu optimistisch. Interventionspolitik und unklare Allianzen haben zu regionalen Konflikten und Instabilität beigetragen. Die jüngsten Ereignisse haben gezeigt, dass der Westen seine Strategie überdenken und auf die vielfältigen Herausforderungen reagieren muss. In diesem Kontext ist es entscheidend zu betonen, dass Demokratien trotz der Veränderungen ihre Grundwerte nicht preisgeben dürfen. Selbstbewusst sollten sie sich gegen autokratische Systeme behaupten und ihre Prinzipien verteidigen. Der Schutz von Menschenrechten, Meinungsfreiheit und demokratischen Institutionen muss weiterhin im Zentrum demokratischer Politik stehen.

Die Gegenwart als Zeit des Umbruchs

Es ist entscheidend zu erkennen, dass wir uns in einer Zeit des Umbruchs befinden, in der die alten Regeln nicht mehr zwangsläufig gelten. Die Zukunft des internationalen Systems wird von den Entscheidungen und Handlungen der Akteure in den kommenden Jahren geprägt sein. Die Notwendigkeit, mit dieser Unsicherheit umzugehen und effektive Strategien zu entwickeln, um die eigenen Interessen zu wahren, sollte im Mittelpunkt jeder internationalen Politik stehen. In diesem Interregnum ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Staaten nicht nur auf ihre eigenen Interessen bedacht sind, sondern auch auf die Bedürfnisse der globalen Gemeinschaft achten. Kooperation und Dialog werden weiterhin entscheidende Instrumente sein, um eine stabilere und gerechtere internationale Ordnung zu schaffen oder um globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel erfolgreich begegnen zu können. Der Weg in die Zukunft erfordert nicht nur Anpassungsfähigkeit, sondern auch eine gemeinsame Anstrengung, um die Grundlagen für ein kooperatives und nachhaltiges internationales System zu schaffen.

Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion (v.l.n.r.):  Dr. Alexander Wolf, Leiter des Hauptstadtbüro Berlin der Hanns-Seidel-Stiftung, , Cathryn Clüver Ashbrook, Politologin der Bertelsmann Stiftung, Dr. Norbert Röttgen, MdB, die Politikwissenschaftlerin Dr. Gerlinde Groitl, Dr. Carlo Masala, Professor an der Universität der Bundeswehr München und die Journalisten der ZEIT, Mariiam Lau.

Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion (v.l.n.r.): Dr. Alexander Wolf, Leiter des Hauptstadtbüro Berlin der Hanns-Seidel-Stiftung, , Cathryn Clüver Ashbrook, Politologin der Bertelsmann Stiftung, Dr. Norbert Röttgen, MdB, die Politikwissenschaftlerin Dr. Gerlinde Groitl, Dr. Carlo Masala, Professor an der Universität der Bundeswehr München und die Journalisten der ZEIT, Mariiam Lau.

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