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Interview
Frauen für Tunesien

"Ich komme ursprünglich aus einer Küstenregion, habe aber dann im benachteiligten Landesinneren gearbeitet". Im HSS-Interview erzählt die tunesische Ingenieurin Safa Abdessalem, warum sie sich bei den Kommunalwahlen 2018 bewerben wird. Sie träumt davon, die gewaltigen Unterschiede im Lebensstandard zwischen den Küstenregionen und dem Hinterland zu lindern.

Safa Abdessalem, ist Ingenieurin im Gesundheitsministerium, kommt ursprünglich aus Hammamet, lebt aber jetzt in Médenine. Interviewt wird sie von Said AlDailami, HSS-Projektleiter in Tunesien.

Safa Abdessalem, ist Ingenieurin im Gesundheitsministerium, kommt ursprünglich aus Hammamet, lebt aber jetzt in Médenine. Interviewt wird sie von Said AlDailami, HSS-Projektleiter in Tunesien.

HSS

Said AlDailami, HSS: Guten Tag. Safa, Sie wollen bei den Kommunalwahlen kandidieren, können Sie sich bitte kurz vorstellen und uns erzählen, warum Sie sich zur Wahl stellen wollen?

Safa Abdessalem: Ich bin Safa Abdessalem, Ingenieurin im Gesundheitsministerium und ich möchte für die Kommunalwahlen 2018 kandidieren. Dieser Traum ist ein Resultat aus meiner bisherigen Berufserfahrung. Ich komme ursprünglich aus einer Küstenregion, habe aber dann im benachteiligten Landesinneren gearbeitet. Hier konnte ich den enormen Unterschied zwischen dem Lebensstandart eines tunesischen Bürgers im Landesinnern und dem eines Bürgers einer Küstenregion feststellen. Man würde es nicht für möglich halten, dass beide im selben Land leben. Als tunesische Bürgerin träume ich von der Gleichheit aller Bürger in allen Regionen vom Norden des Landes bis zum Süden.

HSS: Großartig. Wann haben Sie sich für eine Kandidatur entschieden und welche Beweggründe veranlassen Sie dazu, zu sagen: „Jetzt bin ich bereit für diese Herausforderung!“?

Safa: Eigentlich war ich anfangs nicht bereit, es war nur eine Idee. Ich hatte kein Programm und mir fehlten noch viele weitere Dinge wie zum Beispiel politische Erfahrung. Da ich jung bin, habe ich noch keinerlei Erfahrung sammeln können. In den Veranstaltungen der Hanns-Seidel-Stiftung hatte ich die Möglichkeit, an verschiedenen Fähigkeiten zu arbeiten, von denen ich bis dahin gar nicht wusste, dass ich sie hatte. Wir hatten mehrere Schulungen und Workshops zu verschiedenen Themen wie Kommunikation, öffentliche Reden halten und Verfassen von Gesprächsprotokollen. Diese Erfahrungen mit der Stiftung haben mich viel gelehrt. Ich wurde mir dadurch meiner Fähigkeiten bewusst und konnte herausfinden, was ich erreichen will.

HSS: Sehr gut. Können Sie uns kurz erklären, welche Wahlziele Sie in Ihrer Gemeinde umsetzen möchten?

Safa: Das vorrangige Ziel meines Wahlkampfes - und vielleicht wird dies manche Bürgerinnen und Bürger verärgern - ist die Verbesserung der Situation der Frauen. Ich werde mich für eine positive Diskriminierung einsetzen, da die Frauen nicht ausreichend Chancen haben. Sie müssen sich viel stärker anstrengen als die Männer, um erfolgreich zu sein und überzeugen zu können. Frauen müssen perfekt sein, um erfolgreich zu sein, während es für Männer ausreicht, durchschnittlich zu sein, um Erfolg zu haben. Dies ist der Grund für mein Wahlziel. 

HSS: Vielen Dank, Safa. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei den Kommunalwahlen. 

Safa: Ich danke Ihnen.

Interview im O-Ton

Naher Osten, Nordafrika
Claudia Fackler
Leiterin
Leiterin Institut für Politische Bildung

Stefanie v. Winning