Wie gelingt der perfekte Auftritt? Wir haben uns darüber mit HSS-Rhetorikcoach Winfried Bürzle unterhalten. Er ist studierter Germanist, gelernter Schauspieler, Radioprofi, langjähriger Lehrbeauftragter und Coach für Politik, Wirtschaft und Medien. Er steht auch mit einer eigenen Rhetorikshow namens SPRECHSCHADEN auf der Bühne. Mit diesen vielfältigen Tätigkeiten vereint er fachliches Wissen und Didaktik, Theorie und langjährige Erfahrung. Seit vielen Jahren begleitet er Seminarteilnehmer der Hanns-Seidel-Stiftung und hilft Ihnen auf dem Weg zu einem gelungenen Statement, einer fesselnden Rede oder überzeugenden Präsentation.
Winfried Bürzle: Ich glaube, es ist die nötige Anspannung, die vor jedem Auftritt sein muss, um auf das fokussiert zu sein, was kommt. Schauspieler nennen es Lampenfieber. Und ja, das habe auch ich noch immer. Und das ist gut so!
Nein! Ein guter und gelernter Schauspieler hat zwar einen großen Vorteil, weil er stimmlich, sprachlich und körpersprachlich viel mitbringt. Und auch ein Medienprofi hat den Vorteil, dass er sich über die Außenwirkung eines Auftritts mehr im Klaren ist als ein Laie. Das birgt aber auch die Gefahr, dass man stark auf die rein formale Ebene achtet und dort stecken bleibt. Dann aber fehlt das wichtigste Element für einen überzeugenden Auftritt: Authentizität. Oder nennen wir es auch Glaubwürdigkeit. Das allerhöchste Gut, wenn wir vor Menschen sprechen. Da kann sogar eine kleine persönliche Marotte vorteilhafter sein als ein formal perfekter Auftritt, der zwar unseren Kopf, nicht aber unseren Bauch erreicht.
Wie gesagt: Natürlichkeit, Persönlichkeit und Glaubwürdigkeit sind viel wichtiger als formale Perfektion. Und selbstverständlich gibt es auch beim öffentlichen Auftritt – wie in allen anderen Disziplinen auch – Menschen, die einfach Talent mitbringen. Denen scheinbar alles leicht „von der Hand“ und „von der Zunge“ geht. Die wichtigsten Dinge aber für einen gelungenen Auftritt können wir erlernen.
Das sind alles Aspekte, die die klassische Rhetorik kennt. Angefangen vom souveränen Stand, der sicheren Körperhaltung, den eindeutigen und klaren Gesten, dem klaren Blick, der freundlichen Mimik über eine feste und klare Stimme bis hin zu strukturierten, verständlichen und nachvollziehbaren Botschaften. Das Ganze noch angereichert um Anforderungen, die durch unsere mediale Welt geprägt sind wie der feste Blick in die Kamera oder Webcam, der sichere Umgang mit dem Mikrofon usw.
Ja, die gibt es in der Tat. Ich greife mal drei heraus, die ich gerne in dem folgenden kleinen Videoclip vorstelle:
Das Interview führte Karl-Heinz Keil, Leiter des Referates Medien, Digitale Gesellschaft, Mobilität, Innovation
Den Videoclip verfasste Winfried Bürzle