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Was haben Sie von der EU?
Kultur im Blick

Autor: Andreas von Delhaes-Guenther

„Kultur ist nicht alles, aber ohne Kultur ist alles nichts.“ Dieses Zitat von Karl Valentin beschreibt, wie wichtig Kultur für eine Gesellschaft ist. Deshalb fördert die EU Kunst und Kreativwirtschaft in Europa und sorgt dafür, dass das gemeinsame kulturelle Erbe Europas bewahrt wird.

Altes Backsteingebäude, frisch renoviert. Über dem Eingang hängt ein Banner mit einer, auf dem eine künstlerische Maske abgebildet ist.

Mit EU-Mitteln saniert: Der Lokschuppen Rosenheim ist heute ein Ausstellungszentrum.

imageBROKER/ThomasxRobbin; IMAGO

Das Kulturerbe umfasst Kultur- und archäologische Ausgrabungsstätten, Museen, Theater, Denkmäler, Kunstwerke, historische Städte, literarische, musikalische und audiovisuelle Werke sowie Wissen, Gebräuche und Traditionen der europäischen Bürger. Auch Naturschutzgebiete werden dazu gerechnet.

Zwar sind meist die Einzelstaaten für Kultur zuständig, dabei insbesondere deren Regionen und Kommunen. Aber die EU unterstützt finanziell verschiedene Projekte, Veranstaltungen und Maßnahmen.

  • „CERV“ (Citizens, Equality, Rights and Values) soll unter anderem interkulturellen Austausch, das demokratische Engagement und das Geschichtsbewusstsein der Europäer stärken.
  • „Digital Europe“ soll den digitalen Wandel in Europa vorantreiben, natürlich auch im Kultur- und Kreativsektor.
  • Der Fonds „Interreg“ fördert die Zusammenarbeit innerhalb und zwischen den EU-Mitgliedsstaaten und deren Regionen, aber auch über EU-Grenzen hinweg, etwa für kulturellen Austausch, Denkmalschutz, Stadtentwicklung und Tourismus.
  • Der „Europäische Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) fördert Projekte im Kulturbereich, wenn sie die spezifischen Herausforderungen einer Region aufgreifen, etwa indem sie kulturelle Infrastrukturen verbessern oder kulturelles Erbe erhalten.
  • Das EU-Programm „LEADER“ zur Stärkung und Entwicklung ländlicher Regionen fördert seit mehr als 30 Jahren unter anderem ortsansässige Akteure beim Schutz von kulturellem Erbe, die Verbesserung lokaler kultureller Infrastrukturen oder Tourismus in ländlichen Räumen.
  • Das Kulturförderprogramm der EU „Kreatives Europa“ unterstützt explizit den europäischen Kultur- und Kreativsektor sowie die audiovisuellen Branchen. Das Programm will die kulturelle und sprachliche Vielfalt Europas, sein Kulturerbe sowie die Wettbewerbsfähigkeit in den drei Säulen Kultur, Medien (wozu auch Gaming gehört) und in einem übergreifenden Aktionsbereich (wie besonders innovative Digitalprojekte und journalistische Projekte) stärken. Das Gesamtbudget für die Laufzeit 2021 bis 2027 beträgt rund 2,4 Milliarden Euro.

In Bayern gefördert

Auch Bayern profitierte und profitiert von dieser kulturellen Förderung der EU ganz konkret. Mit EFRE-Unterstützung konnte beispielsweise das „Waldmuseum Zwiesel“ seinen neuen Standort beziehen, das „Stadtmuseum Lindau“ saniert und neugestaltet werden sowie das „Gerätemuseum des Coburger Landes“ in Ahorn ein Depot errichten.

Für Sanierung und Umbau des „Industriedenkmals Glasschleif“ in Marktredwitz zu einer Veranstaltungshalle stellte die EU rund eine Million Euro bereit. Die Universität Bamberg wurde für das Projekt „Archäozentrum Bayern-Böhmen - Gemeinsamen Kulturraum bewahren und vermitteln“ von der EU unterstützt, was archäologische Exkursionen, Workshops, Ausstellungen und Vorträge ermöglichte.

EFRE-Mittel gab es für die dreiteilige Gartenschau „Natur in Wassertrüdingen 2019“, die Landesgartenschauen in Bamberg 2012 und in Bayreuth 2016, die jeweils auch viele kulturelle Aspekte beinhalteten.

Über „LEADER“ wurden im Raum Schweinfurt der „Bürgerpark Röthlein“ sowie die „Natur- und Kulturgastronomie am Naturbadeplatz“am See in Gerolzhofen gefördert. In Teugn bei Kelheim konnten die mehr als 100 Jahre alten Theaterkulissen fachgerecht restauriert, im unterfränkischen Rothenfels die technische Ausstattung des Theatersaals im „Krimikeller“ erneuert und im mittelfränkischen Lauf an der Pegnitz die regionale Identität des Industriemuseums gestärkt werden.

Das „Museumsnetzwerk Rosenheim“ konnte mit LEADER-Mitteln zum Gedenken an das Ende des Ersten Weltkrieges den Ausstellungszyklus „Heimat 1918“ organisieren. Die EU förderte auch das2022 aufgeführte Freilichttheater „Der 30jährige Krieg im Allgäu und Vorarlberg“ in Markt Weiler-Simmerberg und die Modernisierung des „EISENREICH-Bergbaumuseums Achthal“ in Teisendorf. Zur nachhaltigen Stärkung des ländlichen Raums förderte die EU den „Musikbahnhof Weißenburg“ mit seinen für die Musikschule und für Konzerte vorgesehen Räumen, die Errichtung des „Gewürzmuseums Kulmbach“ sowie des „Kulturhauses Stein“ sowie die Restaurierung der ehemaligen Synagoge Lichtenfels.

LEADER-Fördermittel erhielten auch die Ausstellung „Zeichnen in Cranachs Werkstatt" in der „Fränkischen Galerie“ in der Festung Rosenberg, das „Deutsche Dampflokmuseum Neuenmarkt“ für sein multimediales Informationssystem, das Bergbau- und Industriemuseum in Theuern in der Oberpfalz sowie eine Veranstaltungsreihe in Pfaffenhofen zur Vernetzung und Wissensvermittlung, um die Kultur- und Kreativbranche zu stärken.

Weitere EU-Unterstützung erhielt Lindau mit 4,1 Millionen Euro für Sanierung und Neugestaltung des Stadtmuseums, Rosenheim mit 2,5 Millionen Euro für die Sanierung des denkmalgeschützten Lokschuppens und Bad Königshofen für sein archäologisches Museum. Die EU bezuschusste auch die Ausstattung der zu einer Kultur- und Bildungsstätte umgebauten alten Scheune in Langenzenn sowie Ausstattung und Einrichtung des Museums „Pioniere der Lüfte“ in Leutershausen.

Speziell kulturell

Neben der finanziellen Förderung gibt es spezielle EU-Initiativen wie Europas Kulturhauptstadt, das „Europäische Jahr des Kulturerbes“ oder das „Europäische Kulturerbe-Siegel“.

Seit 1985 werden jedes Jahr ein oder zwei europäische Städte als Europas Kulturhauptstädte ausgewählt, was der Wirtschaft vor Ort zusätzliche Impulse gibt und lokale Kunst und Kultur ins Rampenlicht rückt. In Deutschland waren das bisher Essen und das Ruhrgebiet 2010, Weimar 1999 und (West-)Berlin 1988, 2025 wird Chemnitz dran sein. Während der „Europäischen Tage des Kulturerbes“ öffnen kostenlos tausende Denkmäler und Kulturstätten in der EU ihre Türen, von denen einige normalerweise für den Rest des Jahres für die Öffentlichkeit geschlossen sind. Mit dem Kulturerbe-Siegel werden europäische Kulturerbestätten ausgezeichnet, die Meilensteine auf dem Weg zur Schaffung des heutigen Europas sind.

Mehr Information über Kulturförderung der EU

Über die Reihe: Was haben Sie von der EU?

„Gäbe es die Europäische Union nicht, wir müssten sie jetzt erfinden“, hat Österreichs Bundeskanzler a.D. Wolfgang Schüssel (ÖVP) einmal gesagt. Die Europäische Union (EU) ist ein Erfolgsprojekt. Es wird viel zu wenig über ihre Vorteile und Leistungen gesprochen. Dabei sind diese beachtlich, gerade auch für Bayern. Jeder einzelne Bürger profitiert von der EU.
Europa ist aus dem Alltag der Menschen nicht mehr wegzudenken: Die EU beeinflusst inzwischen einen großen Teil der Bundesgesetze – und somit auch Bayern. Die EU ist ohne Zweifel oft bürokratisch und detailverliebt. 
Aber sie ist für unser Leben und für unser Zusammenleben ohne echte Alternative.
 

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Redakteur: Andreas von Delhaes-Guenther
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