Hintergrundinformation
Nach den Wahlen 2014
Die Wahlen 2019 waren von Beginn an umstritten, da Evo Morales laut der Verfassung nicht mehr kandidieren durfte. Gestützt auf einen sehr deutlichen Wahlsieg 2014, in dessen Folge der MAS die Zweidrittelmehrheit im Parlament erlangt hatte, begann die Partei, eine – eigentlich verfassungswidrige – Verlängerung der Präsidentschaft von Morales zu planen.
Trotz eines gescheiterten Referendums im Februar 2016, bei dem sich die Bevölkerung mehrheitlich gegen eine Mandatsverlängerung ausgesprochen hatte, wurde die Kandidatur von Morales vom Verfassungsgericht und der Wahlbehörde legitimiert.
Zahlreiche bürgerliche Proteste konnten nicht verhindern, dass Morales im Oktober 2019 zur Wahl antrat. Dennoch gelang es ihm damals nicht, im ersten Wahlgang gegen den stärksten Gegenkandidaten, Carlos Mesa, zu gewinnen. Als bei der Schnellauszählung Unregelmäßigkeiten auftraten, entbrannten massive Proteste, die nach drei Wochen zum Rücktritt und zur Flucht von Morales über Mexiko nach Argentinien führten.
In oppositionellen Kreisen wurde die Bürgerrevolution zur Restaurierung demokratischer Verhältnisse gefeiert, von Morales und seinen Anhängern wurde sie hingegen als Staatsstreich verurteilt.
In der Tat war der Rücktritt Morales einerseits ein demokratischer Sieg, weil er laut Verfassung nicht mehr hätte antreten dürfen. Andererseits verschärfte er die politische Polarisierung der bolivianischen Gesellschaft noch weiter.