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Was haben Sie von der EU?
Schutz von Umwelt, Natur und Klima

Autor: Andreas von Delhaes-Guenther

„Zurück zur Natur“, so lautet ein oft verwendeter Spruch. Die Europäische Union hat ihn sich zu Herzen genommen und unternimmt vielfältige Anstrengungen, um gefährdete Arten und Naturräume in der EU zu schützen. Sie sorgt für sauberes Trinkwasser, frische Badegewässer, bessere Luftqualität und effizientes Recycling. Sie reduziert Risiken für die menschliche Gesundheit sowie die Auswirkungen schädlicher Chemikalien.

Blick zum Wettersteingebirge über das Murnauer Moos, das flächenmäßig größte zusammenhängende und qualitativ bedeutendste Moor Mitteleuropas mit vielen seltenen und gefährdeten Tieren und Pflanzen. Die EU fördert seinen Erhalt.

Blick zum Wettersteingebirge über das Murnauer Moos, das flächenmäßig größte zusammenhängende und qualitativ bedeutendste Moor Mitteleuropas mit vielen seltenen und gefährdeten Tieren und Pflanzen. Die EU fördert seinen Erhalt.

IMAGEBROKER; HSS; IMAGO

Im Bereich Natur-, Klima- und Umweltschutz fördert die EU mit mehreren Programmen verschiedene Maßnahmen, finanziert Forschung und Innovationen, und setzt Umweltstandards, die zu den höchsten der Welt gehören.

Zu den Fördertöpfen gehören beispielweise

  • der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)
  • das Förderprogramm zur Stärkung und Entwicklung ländlicher Regionen (LEADER)
  • der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER)
  • das Programm für die Zusammenarbeit innerhalb und zwischen den EU-Mitgliedsstaaten und deren Regionen (INTERREG).

Mithilfe des „Green Deals“ soll Europa zudem bis 2050 als erster Kontinent klimaneutral werden, mindestens 55 Prozent weniger Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 (im Vergleich zu 1990) ausstoßen sowie eine moderne, ressourceneffiziente und wettbewerbsfähige Wirtschaft gestalten.

An diesem „Green Deal“ gibt es zwar auch viel Kritik, etwa an zu viel Bürokratie, zu strengen Grenzwerten, zu engen zeitlichen Zielen, zu vielen Verboten, fehlender Technologieoffenheit und schlicht am Realitätsbezug der geplanten Maßnahmen, dennoch kann die EU beim Natur- und Umweltschutz auf viele positive Maßnahmen verweisen.

Ganz allgemein konnte europaweit die Qualität von Luft, Wasser, Wald und Boden entscheidend verbessert werden – schon vor dem „Green Deal“. Mit dem Emissionshandel hat nun jede Tonne ausgestoßenes CO2 ihren Preis, Plastikmüll und der Einsatz von Pestiziden wurden reduziert, emissionsarme Technologien und energetische Sanierung von Gebäuden gefördert. Aktuell startet ein Programm, das die Pflanzung von drei Milliarden Bäumen bis 2030 finanziert.

 

Arten- und Biotopschutz

Mit „Natura-2000“ hat die EU ein Netz von Naturschutzgebieten geschaffen, in denen der Mensch nur tätig werden darf, wenn dies nachhaltig geschieht und seltene sowie gefährdete Arten und Lebensräume nicht beeinträchtigt werden. „Natura-2000“ wird überwiegend durch das Förderprogramm „LIVE Natur“ finanziert. Es unterstützt Maßnahmen im Bereich Umwelt- und Klimaschutz.

Die „Natura 2000-Vielfalt“ in Bayern ist mit rund 60 Lebensraumtypen und 370 Arten so groß wie in keinem anderen Bundesland. Sie verteilt sich auf 745 Gebiete mit einer Fläche von rund 800.000 Hektar. Im Freistaat wurden bisher über 25 „LIFE Natur-Projekte in Natura 2000-Gebieten“ umgesetzt. Beispiele sind das „Murnauer Moos“ in Oberbayern, eines der bedeutendsten mitteleuropäischen Moorgebiete und die Isarmündung in Niederbayern. Das Projekt „Mainmuschelkalk“ schützt Weinberge und Streuobstwiesen auf Muschelkalk in neun unterfränkischen sogenannten FFH-Gebieten, Regionen, in denen Fauna und Flora im besonderen Maß geschützt werden, nämlich nach der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie.

Schutz der Gewässer

Auch jeder Badegast an Seen, Flüssen und Meeren erlebt den konkreten Nutzen der EU: 85,7 Prozent der rund 22.000 Badegewässer in der Europäischen Union, in Albanien und der Schweiz hatten 2022 eine ausgezeichnete Wasserqualität – dank der seit 1975 geltenden und 2006 erneuerten EU-Badegewässerrichtlinie, die indirekt für Investitionen in Kanalisation, Kläranlagen, Filter an Industrieanlagen und Schadstoffbeseitigung gesorgt hat. Weitere 10 Prozent erfüllten die Mindestqualitätsanforderungen. In Bayern wurden 2023 mehr als 97 Prozent der bayerischen Badegewässer als „ausgezeichnet" oder „gut" eingestuft, nur drei Badestellen als ausreichend, zwei als schlecht. Für gesundheitlich unbedenkliches Schwimmen sorgte die EU auch mit der Wasserrahmenrichtlinie, der Richtlinie über Umweltqualitätsnormen, der Grundwasserrichtlinie, der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie und der Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser.

Fokus Bayern

Konkret für Bayern stehen in der aktuellen Förderperiode bis 2027 unter anderem diese Mittel zur Verfügung:  

  • Rund 1,4 Milliarden Euro nur für die Förderung der Landwirtschaft und die Entwicklung des Ländlichen Raums (ELER)
  • 670 Millionen Euro allein für regionale Entwicklung (EFRE). Selbst wenn davon auch nur ein Teil für Umwelt- und Klimaschutz ausgegeben wird, so ist Naturschutz immerhin einer der Schwerpunkte des aktuellen EFRE-Förderbereichs.

Zudem leistet der EFRE wichtige Beiträge zu den „EU-Strategien für den Donauraum“ (EUSDR) und den Alpenraum (EUSALP).

Das geschieht durch

  • „Verbesserung der grünen Infrastruktur“ (beispielsweise Errichtung und Ausbau von Grün- und Erholungsanlagen, Renaturierung von Mooren, Schaffung von Biotopverbundstrukturen)
  • „Sanierung von Industrie- und kontaminierten Standorten“
  • „Verbesserung des Hochwasserschutzes“.

Hinzu kommen weitere Programme der Europäischen Union. Konkret wurden und werden beispielsweise diese Maßnahmen gefördert:

  • die Hochwasserschutzprojekte bei Kulmbach (Oberfranken) und Weilheim (Oberbayern)
  • der innovative Klima- und Moorschutz im Ostallgäu
  • eine Hackschnitzelanlage im Münchner Umland oder
  • die Neuerrichtung eines energieeffizienten Hotelgebäudes im schwäbischen Dietmannsried

Auch Forschungsvorhaben

  • wie die Modellberechnungen zur Speicherintegration für Photovoltaik-Anlagen im Kraftwerksmaßstab an der Hochschule Ansbach
  • oder das Projekt „Wärme&Wohnen“ über Technologien zur dezentralen Wärmeerzeugung und -speicherung in Wohngebäuden der TH Ingolstadt

stehen auf der Förderliste.

Zudem unterstützt die EU Kommunen wie

  • den „Oberpfälzer Markt Konnersreuth“ mit 600.000 Euro bei der Errichtung eines kommunalen Nahwärmenetzes mit erneuerbaren Energien
  • Bayreuth mit 7,2 Millionen für die „Landesgartenschau 2016“ sowie
  • Immenstadt im Allgäu bei der Errichtung des Naturerlebniszentrums „AlpSeeHaus“ über den Naturpark Nagelfluhkette.

Über die Reihe: Was haben Sie von der EU?

„Gäbe es die Europäische Union nicht, wir müssten sie jetzt erfinden“, hat Österreichs Bundeskanzler a.D. Wolfgang Schüssel (ÖVP) einmal gesagt. Die Europäische Union (EU) ist ein Erfolgsprojekt. Es wird viel zu wenig über ihre Vorteile und Leistungen gesprochen. Dabei sind diese beachtlich, gerade auch für Bayern. Jeder einzelne Bürger profitiert von der EU.
Europa ist aus dem Alltag der Menschen nicht mehr wegzudenken: Die EU beeinflusst inzwischen einen großen Teil der Bundesgesetze – und somit auch Bayern. Die EU ist ohne Zweifel oft bürokratisch und detailverliebt. 
Aber sie ist für unser Leben und für unser Zusammenleben ohne echte Alternative.
 

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Redakteur: Andreas von Delhaes-Guenther
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