80 Jahre CSU
Aus Trümmern und Tränen
Plakat zu den Kommunalwahlen in Bamberg 1946
ACSP; ACSP, Pl S : 4463
Die Botschaft des Plakats
„Aus Trümmern und Tränen“ - angesichts der zurückliegenden, von Zerstörung und Leid geprägten Kriegsjahre gibt es wohl kaum Schlagworte, die den Zeitgeist nach dem Zweiten Weltkrieg in Bayern, in Deutschland und in zahlreichen Orten weltweit prägnanter zusammenfassen. Untermalt wird dies durch brennende, zu Ruinen verkommene städtische Bauten, einer blutgetränkten Regnitz im Vordergrund und einer große Teile des Plakats einnehmenden schwarzen Rauchwolke im Hintergrund. Gleichzeitig wird so der in entsprechend roter Farbe verfasste Ausspruch „aus Trümmern und Tränen“ hervorgehoben. Mit „Glaube, Recht, Freiheit“ werden dem allerdings drei Grundwerte gegenübergestellt, die für die CSU von Beginn an elementar waren. Diese Werte treten aufgrund der Schriftgröße, der Schriftart, der Formatierung und der markanten, sich vom schwarzen Hintergrund deutlich abhebenden goldenen Farbe auch bei einem ersten flüchtigen Blick sofort in Erscheinung. Sie sind über dem Bild der Zerstörung angebracht und überwinden diese gewissermaßen. Das Eintreten der CSU für die demokratischen Prinzipien des Rechtsstaats und der Freiheit des einzelnen auf dem Fundament des christlichen Glaubens wird damit zur Kernbotschaft des Plakats erhoben. Der christliche Aspekt wird zusätzlich durch ein Kreuz im Hintergrund symbolisiert. Dieses erstreckt sich über die Trümmer und die nun angestrebten demokratischen Werte. Der christliche Glaube begleitet und überdauert demnach sinnbildlich die Zeiten. Dass das Plakat mit Schwarz-Rot-Gold die Farben der Deutschlandflagge aufgreift, ist dabei kein Zufall. Die Festlegung auf die Nationalflagge erfolgte zwar erst mit dem Inkrafttreten des Grundgesetzes am 23. Mai 1949. Nachdem diese Trikolore aber bereits während der Weimarer Republik als Nationalflagge verwendet wurde, kann dies als Anknüpfen der CSU an die demokratischen Prinzipien der Weimarer Verfassung verstanden werden.
Ankündigung eines Vortrags von Gerhard Kroll über die Bayerische Verfassung am 25. November 1946
ACSP; ACSP, Pl S : 7635
Der Auftraggeber
In Auftrag gab dieses Plakat Gerhard Kroll. Gerhard Kroll wurde am 20. August 1910 in Breslau geboren und starb am 10. November 1963 in Jerusalem. Er studierte von 1929 bis 1934 Staatswissenschaften und Volkswirtschaft. Nach dem Abschluss seiner Promotion und einem Philosophie-Studium (1936-1938) arbeitete er als Angestellter und Statistiker, ehe er 1941 sowie 1943 bis 1945 Militärdienst im Zweiten Weltkrieg leistete. Anschließend war er Gründungsmitglied des CSU-Kreisverbands Bamberg-Stadt. Dieser entstand am 16. September 1945 und zählt damit zu den ältesten Kreisverbänden der CSU. 1945 verfasste Kroll auch seine Bamberger Denkschrift – ein Grundsatzprogramm, das sich für die Gründungen der CSU und der CDU als richtungsweisend erwies. Politisch engagierte sich Kroll u.a. noch als Vorsitzender des CSU-Bezirksverbands Oberfranken (1946-1947), als Landrat in Staffelstein (1946-1948) sowie als Landtagsabgeordneter für den Stimmkreis Coburg-Stadt-Land/Staffelstein (1946-1950).
Gestalterische Einordnung
Nähere Informationen zum Künstler dieses Plakats oder zur Auflage, in welcher es von der damals in Erlangen beheimateten Firma „Weiersmüller“ gedruckt wurde, liegen leider nicht vor. Bemerkenswert an diesem Plakat ist aber die künstlerische Ausgestaltung, die für die damalige Zeit durchaus ungewöhnlich war. In der von Not und Mangel geprägten Nachkriegszeit stellte ein Plakat eine der wenigen Möglichkeiten dar, politische Botschaften einem breiteren Publikum zu vermitteln. Angesichts des vorherrschenden Papiermangels wurde deshalb oftmals die gesamte Plakatfläche für politische Erläuterungen häufig in der Form eines Fließtexts fernab gestalterischer Ambitionen genutzt. Eine Verschiebung der Akzentuierung von einer meist ausführlichen Information hin zu einer kurzen Wiedergabe politischer Kernbotschaften, die in vielen Fällen einherging mit einer zunehmenden Personalisierung der Plakatwerbung, verfestigte sich erst in den 1950er-Jahren.
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Wissenschaftlicher Mitarbeiter