Als Politische Stiftung, die einer Partei mit dem „C“ im Namen nahe steht und ihre eigene Arbeit in rund 60 Ländern dieser Erde dezidiert auf christlicher Grundlage verortet, macht die Hanns-Seidel-Stiftung sich immer wieder Gedanken über das Verhältnis zwischen Politik und Religion, Politik und Kirchen sowie die Umsetzung christlicher Werte in politischen Prozessen. Gerade in der gegenwärtigen Zeit stellt sich zunehmend die Frage, auf welcher Grundlage und durch welche Werte gesellschaftliche und politische Prozesse in unserem Land geprägt werden? Was bedeutet es, ein Christ in der Politik, ein christlicher Politiker oder ein politischer Christ zu sein?
Diesen Fragen widmete sich am 9. und 10. September 2016 eine gemeinsame Tagung der Hanns-Seidel-Stiftung zusammen mit der Evangelischen Akademie Tutzing und der Katholischen Akademie in dem wunderschönen Ambiente der Evangelischen Akademie am Starnberger See. Eine Kooperation in dieser Konstellation war ein sehr erfolgreiches Novum und bot für die Thematik eine ideale Besetzung.
Der Bayerische Kultusminister a.D. Professor Hans Maier sowie der Bayerische Ministerpräsident a.D. Dr. Günther Beckstein erörterten in zwei historisch geprägten Impulsen aus ihrer langjährigen Erfahrung heraus die Entwicklung der christlichen Parteien. Meier ging dabei besonders auf die politische Zusammenarbeit der Konfessionen und die Entwicklung des christlichen Verständnisses in den Parteien ein. Beckstein stellte die Frage nach der Kompatibilität von christlich geprägter Politik und dem verfassungsrechtlich verankerten Neutralitätsgebot des Staates.
In dem wissenschaftlich besetzten Panel der Professoren Andreas Lob-Hüdepohl und Klaus Tanner erfuhren die Zuhörer einiges aus dem deutschen Ethikrat, dem Professor Andreas Lob-Hüdepohl angehört. Tanner beschäftigte sich in sieben Punkten mit dem Einfluss des christlichen Glaubens auf die Politik und gab zu bedenken, dass teilweise auch durch christlich geprägte, wohl gemeinte Politik zwangsläufig Folgen geschaffen werden, die dem widersprechen.
Einen Schlagabtausch lieferten sich die beiden Politikerinnen Petra Guttenberger, MdL und Kathi Pertersen, MdL über den Einfluss christlicher Werte auf politisches Handeln, unter anderem im Rahmen der Flüchtlingspolitik.
Insgesamt waren sich die Referenten einig, dass in der gegenwärtigen Zeit die Bezeichnung „christliche Politik“ überholt ist. Es handele sich vielmehr um Politik aus eigener Verantwortung und Verantwortung vor Gott. Beide Sphären, die des staatlichen und die des religiösen Bereichs, bedingen sich gegenseitig. Sie haben in gegenseitiger Reibung und gegenseitigem Miteinander ein Wertefundament herausgearbeitet, das unser Miteinander in diesem Land bis heute prägt.
Hier finden Sie einen ausführlichen Bericht der Tagung.
Referenten der Tagung: