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Die Wurzeln der Bundesrepublik Deutschland

Die Märzrevolution 1848, die Reichsverfassung von 1871, die Deutsche Revolution von 1918 und die Entstehung und das Scheitern der Weimarer Republik makierten nur einige Etappen des Parlamentarismus in der nachnapolionischen Zeit. Diesen schwierigen Prozess thematisierte die Grundakademie in Kloster Banz vom 28. bis 31. März 2016.

Goethe-Schiller-Denkmal in Weimar

Goethe-Schiller-Denkmal in Weimar

Beginnend in der nachnapoleonischen Zeit, wurde den Stipendiaten der holprige Weg des Parlamentarismus in Deutschland näher gebracht. Etappen auf diesem Weg waren die Märzrevolution 1848, die Paulskirchenversammlung, die Reichsverfassung von 1871, die Deutsche Revolution von 1918, die Entstehung und das Scheitern der Weimarer Republik. Die Schlussakzente bildeten der parlamentarische Neubeginn nach 1945 und die deutsche Wiedervereinigung.

Ausgehend vom Nipperdey-Zitat „Am Anfang war Napoleon“, wurden die beiden Hauptströmungen der Einigungszeit, nämlich Nationalismus und Liberalismus ausgiebig erarbeitet. Nach dem Wartburgfest der Burschenschaften flammte trotz der Karlsbader Beschlüsse und der bestehenden Zensur die Sehnsucht nach einem deutschen Nationalstaat, vor allem im Hambacher Fest in der Bayerischen Pfalz, wieder auf. Die Betrachtungen der ersten deutschen Revolution von 1848/49 bildeten einen weiteren Schwerpunkt im Parlamentarismus-Seminar. Beklemmend war für die meisten Seminarteilnehmer die Erkenntnis des Scheiterns dieser frühen nationalen Revolution, dafür umso interessanter die Gründung des Nationalstaates von oben durch Bismarck im Jahr

Demokratie ohne Demokraten

Einen zentralen Platz nahm als nächste Thematik die Entwicklung des deutschen Parlamentarismus in der Weimarer Republik ein. Dabei gab OStD Pfadenhauer den Teilnehmern über Quellen und Schaubilder einen spannenden Einblick in die Entstehung der Verfassung und die Stärken und Schwächen derselben. Eine Phaseneinteilung mit anschließender Diskussion über die Notwendigkeit des Untergangs der Weimarer Republik bildete den Abschluss dieser Betrachtungen.

Garten des Goethehauses im Ilmpark

Garten des Goethehauses im Ilmpark

Exkursion nach Weimar

Eine sinnvolle Ergänzung der Seminarinhalte erfolgte am nächsten Tag durch die Exkursion nach Weimar. Nach einem kurzen Spaziergang von der Goethe-Schiller-Gruft, vorbei am Wieland-Denkmal und den Wohnhäusern der beiden Klassiker, war der erste Halt am Tagungsort der Nationalversammlung, dem Nationaltheater. Höhepunkt des Vormittags war der Besuch der Sonderausstellung „Demokratie aus Weimar. Die Nationalversammlung 1919“ im Stadtmuseum Weimar. Durch diese äußerst anschaulich aufgebaute Ausstellung begleitete die Seminarteilnehmer der Leiter des Museums, Dr. Alf Rößner, der den Stipendiaten in Form eines lebendigen Referats die wichtigsten Geschehnisse der damaligen Zeit vor allem anhand der gezeigten Exponate näherbrachte. Von dort aus führte der Weg zum ehemaligen Thüringer NS-Gauforum, das einzige dieser Art, das von den Nationalsozialisten bis Kriegsende fast komplett realisiert werden konnte. Für viele Seminarteilnehmer war besonders das enge Miteinander von Klassikerstadt und NS-Gaustadt mit angegliedertem Konzentrationslager eine ganz besondere Erkenntnis. Nur eine einzige Gehminute vom neuen Schloss (Nationalgalerie und 1919 Sitz des Reichspräsidenten Ebert) entfernt quälte in der NS-Zeit im ehemaligen Marstallhof die Gestapo Häftlinge auf bestialische Art.

Der Nachmittag setzte dann auch ganz bewusst einen Kontrast zu den dunklen Seiten der deutschen Geschichte: So konnte man sich der Zeit der Weimarer Klassik durch eine kurze Stadtexkursion zur Herderkirche, zum Neuen Schloss und zur Anna-Amalie-Bibliothek annähern. Fakultativ konnten die Stipendiaten zwischen der Führung durch das Goethe-Haus am Frauenplan oder einem Spaziergang zum Gartenhaus an der Ilm mit anschließender Begehung wählen.

Demokratie nach der Diktatur

Wieder zurück in Banz hatte der letzte Vortrag des Seminars die parlamentarische Geschichte Deutschlands nach 1945 zum Thema. Schwerpunkte bildeten das Wiederaufleben des Parlamentarismus nach der Kapitulation, aber auch der Umweg über die Zweistaatigkeit BRD und DDR. Klar wurden hier die Unterschiede in der demokratischen Auffassung anhand der beiden Verfassungen herausgearbeitet. Eine besondere Würdigung erfuhr die zentrale Stellung der Politik Konrad Adenauers anhand einer filmischen Dokumentation. Das Resümee war bei allen übereinstimmend: Vier spannende Tage mit dem Highlight Weimar!

Larissa Mantoan

Referat IV/SB
Michaela Regele
Leiterin