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Gründung der DSU in Leipzig 1990

Am 20. Januar 1990 schlossen sich in Leipzig rund ein Dutzend liberal-konservativer und christlicher Parteien und Gruppierungen zur DSU zusammen. Hans-Wilhelm Ebeling, Pfarrer der Leipziger Thomaskirche, wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt.

Plakat der DSU für die Volkskammerwahl 1990

ACSP; HSS, ACSP Pl S : 1302

Mit der friedlichen Revolution, dem Fall der Mauer und der Öffnung der Grenzen der DDR hatte am 9. November 1989 der Prozess der Wiedervereinigung Deutschlands begonnen. Als am 30. Januar 1990 der sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow der Einigung der beiden deutschen Staaten prinzipiell zustimmte, gewann der Einigungsprozess rasant an Fahrt.

Am 20. Januar 1990 schlossen sich in Leipzig rund ein Dutzend liberal-konservativer und christlicher Parteien und Gruppierungen zur DSU zusammen. Hans-Wilhelm Ebeling, Pfarrer der Leipziger Thomaskirche, wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt. Bei den ersten freien Parlamentswahlen in der DDR am 18. März 1990 erreichte die „Allianz für Deutschland“, bestehend aus CDU, DSU und Demokratischem Aufbruch (DA), 48,0 % der Stimmen und bildete mit dem „Bund freier Demokraten“ aus LDP, FDP und Deutscher Forumspartei eine Koalitionsregierung unter Ministerpräsident Lothar de Maizière.

Die DSU hatte mit insgesamt 6,3 % vor allem in den südlichen DDR-Bezirken gute Ergebnisse erreicht, war aber nach Norden stark abgefallen. In der neuen Regierung stellte sie mit Peter-Michael Diestel den Innenminister und stellvertretenden Ministerpräsidenten und mit Ebeling den Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Eine ihrer wichtigsten politischen Initiativen startete die DSU am 17. Juni 1990, als sie in der Volkskammer den sofortigen Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland beantragte. Damit wurde schließlich ein Weg zur Wiedervereinigung gewählt, den Artikel 23 des Grundgesetzes eröffnet hatte

"Leipziger Unionsgespräche" am 16./17.02.1990 Hansjoachim Walther, Theo Waigel und Hans-Wilhelm Ebeling

"Leipziger Unionsgespräche" am 16./17.02.1990 Hansjoachim Walther, Theo Waigel und Hans-Wilhelm Ebeling

ACSP; HSS, ACSP Rabanus Winfried: 102-1-17

Die DSU war mit Unterstützung der CSU gegründet worden. Schon mit der Namenswahl demonstrierte sie die gewünschte Nähe zur CSU. Mit ihrer Gründung lebte auch die Idee einer „vierten Partei“ wieder auf. Im Juni 1990 kürte die DSU den CSU-Vorsitzenden Theo Waigel zu ihrem Ehrenvorsitzenden. Nachdrücklich trat Waigel allen Spekulationen über eine Ausweitung der CSU über Bayern hinaus entgegen. Schon bald kam es zu Spannungen zwischen den beiden Parteien. Politischer Druck aus der CDU, Führungskrisen, interne Querelen und organisatorische Probleme führten zum Austritt zahlreicher Mitglieder und zum raschen Verfall des Ansehens der DSU. Der Bruch mit der CSU begann sich seit 1992 abzuzeichnen. Als sich die DSU im April 1993 auf das gesamte Bundesgebiet ausdehnte, kündigte die CSU die Zusammenarbeit auf.

Neu erschienen Band 5 der Bayerischen Lebensbiler „Die Mauer ist weg! Mauerfall, Wendejahre und demokratischer Neubeginn“.