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Fronleichnam
Jüngstes Hochfest der katholischen Kirche

Autor: Dr. Birgit Strobl

In jedem zweiten Bundesland wird Fronleichnam als gesetzlicher Feiertag begangen. In unzähligen katholischen Kirchengemeinden werden in prunkvollen Prozessionen barock geschmückte Monstranzen durch die Straßen getragen. Allein in München nehmen jedes Jahr um die 10.000 Gläubige an dem feierlichen Umzug teil. Woher kommt der Brauch, was bedeutet „Fronleichnam“ und warum konnte Martin Luther diesem kirchlichen Brauch nichts abgewinnen?

Fronleichnam feiern Katholiken erst seit dem Mittelalter. Damit ist es das jüngste Hochfest der katholischen Kirche. Schon bald nach seiner Einführung wurde mit der Feier eine Prozession verbunden. Die Feierlichkeiten finden immer am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest statt, dem 60. Tag nach Ostersonntag. Der Donnerstag als Feiertagstermin geht auf Gründonnerstag zurück, dem Tag, an dem Jesus Christus selbst mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl feierte. Wegen des stillen Charakters der Karwoche verbot sich eine prunkvolle Festlichkeit in dieser Zeit jedoch, weshalb das Fronleichnamsfest bei seiner Einführung auf den Donnerstag der zweiten Woche nach Pfingsten gelegt wurde.

Einer der Altäre in Kallmünz in der Oberpfalz nahe Regensburg

Einer der Altäre in Kallmünz in der Oberpfalz nahe Regensburg

Strobl; HSS

Vision einer Klosterschwester

Entstanden ist Fronleichnam nach einer Vision der belgischen Augustiner-Chorfrau Julia von Lüttich im Jahre 1246. Sie sah im Gebet den Mond mit einem dunklen Fleck. Dieser Fleck wurde als Symbol für das fehlende Fest zur Verehrung der heiligen Hostie gedeutet. Als Jahre darauf ein Priester aus Prag, der an der Gegenwart Christi beim Messopfer zweifelte, von blutroten Tropfen auf dem Altartuch bei der Wandlung berichtete, nahm Papst Urban IV. dies zum Anlass, 1264 ein kirchliches Fest zu Ehren der heiligen Eucharistie ins Leben zu rufen.

Name des neuen Festes

Mit dem Fronleichnamsfest wird die Eucharistie, die heilige Kommunion gefeiert, in Erinnerung an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern am Vorabend seiner Kreuzigung. In dem Sakrament findet die durchaus wörtlich verstandene Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi statt. Es steht für die Gegenwärtigkeit Jesu im Gedenken der Gläubigen an seinen Opfertod.

Fronleichnamsprozession in Kallmünz

Fronleichnamsprozession in Kallmünz

Strobl; HSS

Der Begriff „Fronleichnam“ bedeutete im Mittelhochdeutschen frei übersetzt „Dienst am Leib des Herrn“. Im Zuge der Gegenreformation wurde die Ausgestaltung der Prozession zunehmend prunkvoller. Es wurden Reliquien mitgeführt und lebende Bilder dargestellt, meist von Bruderschaften und Zünften. Als dies verboten wurde, ersetzte man sie durch Statuen und Heiligenbilder. Was auch heute noch üblich ist: Das Allerheiligste, das sind die „konsekrierten“ Hostien, in denen Jesus nach kirchlicher Lehre gegenwärtig ist, werden in einer Monstranz unter einem Traghimmel oder auf einer geschmückten Tragbahre mitgetragen. Der Prozessionsweg wird mit Birkenbäumchen gesäumt, die Häuser mit roten Tüchern geschmückt und auf den Straßen werden Blumenteppiche ausgelegt. Fahnen, Standarten, Leuchter und Kerzen sind bei der Prozession dabei. In welcher Reihenfolge die verschiedenen Gruppen mitgehen, ist in sogenannten Prozessionsordnungen geregelt. Eine der ältesten ist von 1484 aus München erhalten. Darin ist genau vorgeschrieben, wer vor und nach dem Allerheiligsten, nach Priesterschaft und Geistlichkeit der Prozession zu folgen hat. Heute ziehen mit ihr Spitzenvertreter aus Politik, Gesellschaft und Bildung, Vereine, Verbände sowie die gesamte Bevölkerung.

Typischer Hausschmuck an Fronleichnam. In Bayern sind rote Geranien besonders beliebt.

Typischer Hausschmuck an Fronleichnam. In Bayern sind rote Geranien besonders beliebt.

Strobl; HSS

4 Altäre, 4 Himmelsrichtungen und der Segen

An vier Stellen des „Umgangs“, wie die Prozession in Bayern auch heißt, sind reich geschmückte Altäre errichtet, an denen der Pfarrer jeweils die Anfänge eines der vier Evangelien vorträgt. Zum Schluss erteilt er dann mit dem Allerheiligsten den Wettersegen in alle vier Himmelsrichtungen, auch um Unwetter abzuwenden.

Kritik Martin Luthers

Getreu seinem Vorsatz, die christliche Kirche zu ihren spirituellen Wurzeln zurückführen zu wollen und dabei auf alle Äußerlichkeiten zu verzichten, die von der reinen Lehre ablenken könnten, lehnte Martin Luther die farbenprächtigen Umzüge ab, die sich mit allem Gepränge kirchlicher und weltlicher Macht zu schmücken pflegten. 1530 sagte er in den in den Kirchenpostillen überlieferten „Tischreden“:

Blumenteppich in Velburg

Blumenteppich in Velburg

Strobl; HSS

„Ich bin keinem Fest mehr feind … als diesem. Denn es ist das allerschändlichste Fest. An keinem Fest wird Gott und sein Christus mehr gelästert, denn an diesem Tage und sonderlich mit der Prozession. Denn da tut man alle Schmach dem heiligen Sakrament, dass man’s nur zum Schauspiel umträgt und eitel Abgötterei damit treibet. Es streitet mit seiner Schmink und erdicht’en Heiligkeit wider Christi Ordnung und Einsetzung. Denn er es nicht befohlen hat also umherumtragen. Darum hütet euch vor solchem Gottesdienst!“

Feste besonderer Art

In Bayern haben sich teilweise ganz besondere Fronleichnamsprozessionen erhalten. In Landshut beispielsweise wird die Prozession wie eh und je von drei eisernen Rittern angeführt!

Auch vor dem Rathaus in Burglengenfeld ist ein Altar aufgebaut und festlich geschmückt. Wie bei den meisten Altären an Fronleichnam ist die Farbe rot zentrales Symbol für das Blut Christi.

Auch vor dem Rathaus in Burglengenfeld ist ein Altar aufgebaut und festlich geschmückt. Wie bei den meisten Altären an Fronleichnam ist die Farbe rot zentrales Symbol für das Blut Christi.

Strobl; HSS

Besondere Bedeutung hatte auch immer die Landeshauptstadt München. Hier ging zu Zeiten der Monarchie hinter dem Allerheiligsten immer auch der König mit. Eine Erinnerung daran haben wir humoristisch verbrämt noch bei einem historischen Volkslied aus der Prinzregentenzeit. Dort heißt es in Strophe 8:

Und dann kommt der Prinzregent, Prinzregent, Prinzregent,
mit der Kerzn in de Händ
die scho nimma brennt.
D´Musi spielt das Fischerlied,
daß oam ganz damisch wird  
und daß ma`s Ghör verliert.
As letzte Jahr sand glei drei Hund krepiert,
weil so a saudumms Liad 
jeds Viech ruiniert  
Bis nix mehr gspürt!

 

 

Recht, Geschichte, Kultur
Dr. Birgit Strobl
Leiterin