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HSS-Veranstaltung: Starke Frauen – Starkes Handwerk
Schraubenschlüssel statt Schubladendenken

Autorin/Autor: Dr. Claudia Schlembach

Immer mehr Frauen wagen den Schritt ins Handwerk – ob als Gründerinnen, Meisterinnen oder Betriebsnachfolgerinnen. Sie prägen die Branche, setzen neue Impulse und zeigen: Handwerk ist alles andere als eine Männerdomäne. Warum das gut für Wirtschaft, Gesellschaft und die Zukunft des Handwerks ist, lesen Sie hier.

 

Markus Ferber

Markus Ferber, Stiftungsvorsitzender, MdEP, sieht das Thema "Frauen im Handwerk" auch als gesellschaftliche Aufgabe: „Wenn man Bildung als Befähigung versteht, sich der Lebensrealität zu stellen, dann kann man davon ausgehen, dass man das in der Werkstatt mindestens genauso gut lernt wie im Hörsaal.“

© HSS

Mit Meisterbrief und Mut

Frauen im Handwerk - ein Thema, das viele Klischees bedient, aber auch neue Perspektiven eröffnet und mehr Aufmerksamkeit verdient. Von den rund 2,6 Millionen Menschen, die im Handwerk arbeiten, sind rund 650.000 Frauen. Das darf gern noch mehr werden - nicht zuletzt, weil das Handwerk besonders stark vom Fachkräftemangel betroffen ist. 

Frauen übernehmen im Handwerk vielfältige Rollen. Sie führen gemeinsam mit ihrem Partner den Betrieb, engagieren sich ehrenamtlich in den Gremien der Handwerksorganisationen oder machen sich selbstständig. Die 146 anerkannten Handwerksberufe bieten ein breites Spektrum - und immer mehr junge Frauen trauen sich in sogenannte Männerdomänen. Neben den Klassikern wie Friseurin, Augenoptikerin und Konditorin gibt es heute beispielsweise KFZ-Mechatronikerin, Wärme-, Kälte und Schallschutzisoliererin, Spenglerin uvm. 

Zudem steigt der Anteil der Frauen, die einen Meisterbrief erwerben – und damit den Sprung in die Selbstständigkeit wagen oder den Familienbetrieb übernehmen. Allein im oberbayerischen Handwerk gibt es über 21.000 Unternehmerinnen, das entspricht rund 24 Prozent der Betriebsinhaber. Bei den Existenzgründungen liegt der Frauenanteil sogar bei 37 Prozent.

„Im Handwerk ist es normal, dass Frauen sich qualifizieren und Teil des Teams sind“, weiß Heidi Huber-Kamm, Geschäftsführerin von Huber-Technik in Erding, die gemeinsam mit ihrem Mann den Betrieb leitet. Dass ihre beiden Töchter - und nicht der Sohn - den Betrieb übernehmen erscheint ihr nur folgerichtig. 

Corinna Blunder (rechts), selbstständige Malermeisterin, beobachtet, dass Eltern ihre Töchter oft eher in Richtung Studium oder Bürojob lenken. Sie empfiehlt schon in der Schule stärker auf handwerkliche Berufe aufmerksam zu machen und Talente individuell zu fördern. li: Heidi Huber-Kamm, Geschäftsführerin von Huber-Technik in Erding.

Corinna Blunder (rechts), selbstständige Malermeisterin, beobachtet, dass Eltern ihre Töchter oft eher in Richtung Studium oder Bürojob lenken. Sie empfiehlt schon in der Schule stärker auf handwerkliche Berufe aufmerksam zu machen und Talente individuell zu fördern. li: Heidi Huber-Kamm, Geschäftsführerin von Huber-Technik in Erding.

© HSS

Klischees brechen

Dennoch gibt es in der Gesellschaft nach wie vor Vorbehalte. „Wir brauchen gezielte Informationskampagnen für junge Menschen und ganz speziell für Frauen“, weiß Franz Xaver Peteranderl, Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern. Eine Plakatkampagne des Zentralverbands des Deutschen Handwerks 

mit dem Slogan „Was gegen Handwerk spricht? Meine Akademikereltern.“ bringt das Thema provokant auf den Punkt. Auch Corinna Blunder, selbstständige Malermeisterin, beobachtet, dass Eltern ihre Töchter oft eher in Richtung Studium oder Bürojob lenken. Sie empfiehlt schon in der Schule stärker auf handwerkliche Berufe aufmerksam zu machen und Talente individuell zu fördern

 „Einfach mal machen. Traut Euch“, rät sie jungen Frauen. Magdalena Wagener hat sich getraut. Als Mechatronikerin für System- und Hochvolttechnik ist sie die einzige Frau unter 42 Männern in ihrer Werkstatt. „Ich wollte anpacken“. Mit einer Abinote von 1,9 hätte sie viele Möglichkeiten gehabt. Aber die Ausbildung zur Mechatronikerin gebe ihr die Sicherheit, überall auf der Welt einen Job zu finden und finanziell unabhängig zu sein. Handwerk steht für Sicherheit, Unabhängigkeit und Kreativität – und sollte damit gerade für junge, selbstbewusste Frauen attraktiv sein. Dennoch bleiben Herausforderungen, wie etwa bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Homeoffice ist selten möglich, und Betreuungsplätze sind nicht immer verfügbar. Zudem kann der Umgangston auf Baustellen rau sein – ob er respektvoll bleibt, hängt stark von der Unternehmenskultur ab.

Markus Ferber, Stiftungsvorsitzender, MdEP, sieht das Thema auch als gesellschaftliche Aufgabe: „Das ist eine unzulässige Verkürzung des Bildungsbegriffs. Wenn man Bildung als Befähigung versteht, sich der Lebensrealität zu stellen, dann kann man davon ausgehen, dass man das in der Werkstatt mindestens genauso gut lernt wie im Hörsaal.“

 

Kontakt

Leiterin: Dr. Claudia Schlembach
Wirtschaft und Finanzen
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