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Reisen in Europa
Sommerurlaub in Corona-Zeiten - nur "kleine" Ferien?

Jetzt beginnen in einigen Bundesländern bereits die großen (heuer eher kleinen) Ferien. Für 27 europäische Länder besteht jetzt keine Reisewarnung mehr. Reisen ist grundsätzlich wieder möglich, allerdings ggf. mit Einschränkungen.

Wir haben unseren Vorsitzenden, Markus Ferber, MdEP, auch tourismuspolitischer Sprecher der CSU-Gruppe im EP, zu Reisen in Corona-Zeiten zehn Fragen gestellt.

HSS-Vorsitzender, Mann im Anzug, lächelt in Kamera

HSS-Vorsitzender, Europapolitiker Markus Ferber, ist auch tourismuspolitischer Sprecher der CSU-Gruppe im EP. Als solcher ist er ein Fachmann in Tourismusfragen.

Markus Ferber; http://www.markus-ferber.de/

HSS: Herr Ferber, muss ich mich in meinem Reiseland "anmelden", wenn ich eingereist bin?

Markus Ferber: „Die Grenzen zu unseren Nachbarländern sind wieder ohne Kontrollen passierbar und die Reisewarnungen für 27 europäische Länder konnten aufgehoben werden. Auch wenn wir nach wie vor Hygiene- und Abstandsregeln beachten müssen, um die Corona-Pandemie weiter unter Kontrolle zu halten, so sind doch viele Urlaubsreisen wieder möglich. Aktuell kann sich die Situation jedoch rasch verändern, daher ist ein Blick auf die Seite der jeweiligen deutschen Botschaft immer zu empfehlen.“

HSS: Wo und wie finde ich Hygienebestimmungen für mein Reiseland, z.B. Maskenpflicht, Abstandsregeln am Strand oder in Lokalen?

Markus Ferber: „Die Europäische Union hat genau für diese und viele weitere Fragen auf der Webseite „Re-open EU“ die aktuell geltenden Regeln in den 27 EU-Länder zusammengefasst. Auf dieser Website erfahren Sie, auf welchem Weg Sie in einreisen können, ob Restaurants, Bars und Geschäfte geöffnet sind und welche Regeln Sie wo einhalten müssen.

HSS: Muss ich immer vorher fest buchen oder kann ich noch spontan ins Ausland reisen, z.B. mit meinem Pkw?

Markus Ferber: „Da die Einreisebeschränkungen weitestgehend aufgehoben sind, kann man auch spontan reisen. Aber natürlich ist zu beachten, dass die Übernachtungsmöglichkeiten auf Grund der Bestimmungen in diesem Jahr beschränkt sind. Es wird sicherlich schwieriger, spontan ein Zimmer zu bekommen.“

HSS: Haben Sie Tipps, wie Reisen in Anbetracht von COVID-19 für die Reisenden sicherer wird?

Markus Ferber: „Nach wie vor gilt: Abstand halten und große Menschenansammlungen vermeiden, auch im Urlaub. Regelmäßiges Händewaschen ist ohnehin immer eine gute Idee.“

HSS: Die Reisebranche ist ziemlich gebeutelt - gibt es europäische Hilfen?

Markus Ferber: „Ich bin im engen Austausch mit den Unternehmern aus meiner Region und weiß genau, wie ernst die Lage ist. Die Europäische Kommission hat umgehend die Hilfsprogramme der Mitgliedstaaten genehmigt, damit besonders den kleinen Betrieben rasch geholfen werden kann. Das war ein wichtiger Schritt. Darüber hinaus muss die Unterstützung des Tourismus ein wichtiger Punkt des europäischen Investitionsprogramms, das aktuell noch verhandelt wird, werden. Hier geht es um viele Arbeitsplätze, viele Familienbetriebe.“

HSS: Was muss passieren, damit die Reisebranche den nötigen Rückenwind erhält, um wieder aus dem tiefen Tal zu kommen?

Markus Ferber: „Damit es für die Reisebranche wieder aufwärts geht braucht es das Vertrauen der Urlauber - und das muss erst gewonnen werden. Dafür brauchen wir klare Regeln in ganz Europa und gut vorbereitete Krisenmechanismen. Es muss zum Beispiel klar definiert sein, ab wann eine Region nicht mehr für den Tourismus sicher ist und gut vorbereitet, wie Touristen in ihr Heimatland gebracht oder gegebenenfalls medizinisch versorgt werden. Die Koordination auf europäischer Ebene spielt für diese Sicherheit und dieses Vertrauen eine große Rolle.“

HSS: Was glauben Sie? Verändert Corona die Einstellung der Menschen zum Reisen insgesamt? Wird sich das Reiseverhalten der Menschen verändern?

Markus Ferber: „Wir alle freuen uns auf den Jahresurlaub oder ein paar Tage Auszeit im Jahr. In diesem Jahr werden Fernreisen sicherlich wegfallen und der Urlaub „daheim“ oder im europäischen Ausland, das mit dem Auto erreichbar ist, gefragt sein.“

HSS: Steckt in Corona auch die Aussicht, dass vermehrt über Probleme nachgedacht wird, die der Tourismus mit sich bringt?

Markus Ferber. „Eine Krise ist immer auch eine Chance, den Status Quo zu überdenken. Wo wird Tourismus zur Gefahr für die Anwohner, für unsere Landschaft oder unsere Umwelt allgemein? Doch nicht alles, was es schon lange gibt, ist schlecht - ganz im Gegenteil: Tradition spielt gerade für den Tourismus bei uns in Bayern eine große Rolle. Neuerungen ja, aber mit Fingerspitzengefühl und Respekt.“

HSS: Viele geschäftliche Termine finden ja schon webbasiert in Videokonferenzen statt - was meinen Sie, kann der virtuelle Aspekt auch beim Tourismus eine stärkere Rolle spielen?

Markus Ferber: „Virtuellen Tourismus kann ich mir nicht vorstellen. Denn das ist doch genau das, was Reisen ausmacht: neue Länder und Regionen entdecken, die Kultur, die Menschen und kulinarischen Spezialitäten kennenlernen.“

HSS: Letzte Frage: Wie und wo verbringen Sie heuer Ihren Sommerurlaub?

Markus Ferber: „Ich mache Urlaub „daheim“ aber nicht „zu Hause“. Konkret: Der Schwabe Markus Ferber macht Urlaub in Oberbayern.“

HSS: Sehr geehrter Herr Ferber, vielen Dank für das Gespräch.

 

Das Interview führte Thomas Reiner für die HSS.

Leiterin Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit, Onlineredakion

Susanne Hornberger