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Heilige Zeiten - Welche religiösen Feste feiern Menschen in Deutschland?
Teil II: Eid al-Fitr – das Ramadanfest

Das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlichen Glaubens gelingt umso besser, je mehr wir voneinander wissen. In einer kleinen Reihe wollen wir Unwissen mit Wissen begegnen und neugierig machen auf verschiedene Feste, die in Deutschland gefeiert werden. Zum Beispiel: das Fest des Fastenbrechens oder auf arabisch "Eid al-Fitr".

Fastenbrechen in Ägypten: Der Fastenmonat Ramadan endet mit dem Zuckerfest, Eid al-Fitr, in diesem Jahr am 12. Mai. Drei Tage lang dauert das Fest, bei dem die Süßigkeit Baklava eine Rolle spielt.

Fastenbrechen in Ägypten: Der Fastenmonat Ramadan endet mit dem Zuckerfest, Eid al-Fitr, in diesem Jahr am 12. Mai. Drei Tage lang dauert das Fest, bei dem die Süßigkeit Baklava eine Rolle spielt.

Otto J. Simon; ©3.0 ; Wikimedia Commons

Von Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., wird der Satz überliefert: „Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt.“ Ausdruck dieser vielen Wege ist eine bunte Vielfalt religiöser Feste, die Menschen auf ihren Wegen zu Gott in ihren jeweiligen religiösen Gemeinschaften feiern. Auch bei uns in Deutschland, hier in Bayern.

Nun ist das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlichen Glaubens keine Selbstverständlichkeit. Das zeigt ein Blick in viele Länder dieser Erde. Es wird aber auch deutlich, dass das friedliche Zusammenleben besser gelingt, wenn mehr Menschen über den Glauben anderer Bescheid wissen. Denn Unwissenheit weckt Angst und schürt Vorurteile.

Dem will die Hanns-Seidel-Stiftung vorbeugen, in dem sie in loser Folge religiöse Feste vorstellt und erklärt, was und warum es gefeiert wird. Dafür haben wir Vertreter der verschiedenen Glaubensrichtungen gebeten, uns von ihren Festen zu erzählen.

"Das größte Geschenk ist die geteilte Freude in der Gemeinschaft"

Am Abend des 12. Mai endet in diesem Jahr für die Muslime in Deutschland der Fastenmonat Ramadan. Der Termin wird im Islam nach dem Mondkalender berechnet und variiert daher von Jahr zu Jahr. Was genau gefeiert wird und wie sich das Fest gestaltet, erklärt uns Gönül Yerli, Vize-Direktorin der Islamischen Gemeinde Penzberg in Oberbayern:

Die Religionspädagogin Gönül Yerli ist seit 2005 Vize-Direktorin der Islamischen Gemeinde Penzberg und zuständig für das Referat Dialog und Öffentlichkeit. Zugleich ist sie stellvertretende Vorsitzende des Münchner Lehrhauses und unter anderem Vorstandsmitglied des Münchner Forum für Islam – MFI.

Die Religionspädagogin Gönül Yerli ist seit 2005 Vize-Direktorin der Islamischen Gemeinde Penzberg und zuständig für das Referat Dialog und Öffentlichkeit. Zugleich ist sie stellvertretende Vorsitzende des Münchner Lehrhauses und unter anderem Vorstandsmitglied des Münchner Forum für Islam – MFI.

Privatbesitz Gönül Yerli

"Das wohl bekannteste Fest der Muslime ist das Ramadanfest, das Eid al-Fitr, wie es arabisch benannt wird. Aus der türkischen Sprache stammt auch seine Bezeichnung als „Zuckerfest“. Drei Tage lang steht im Mittelpunkt die große Freude über das 30 Tage vollbrachte Fasten. Die Belohnung für die Fastenzeit wird allein durch Gott bestimmt, und so hoffen und beten wir, dass die Entbehrungen im Ramadan und unsere Gebete angenommen wurden. Letztendlich feiern wir einen neuen Lebensbeginn, als bessere Geschöpfe im Dienst für die Menschheit und die Schöpfung zu stehen. So könnten auch die Spenden gesehen werden, die spätestens mit dem Beginn der Festtage an Bedürftige weitergereicht werden.  

Eine wichtige religiöse Pflicht bildet das Festgebet am Morgen des ersten Festtages. Dazu wird die festliche Kleidung angelegt und wir treffen uns in Scharen in der Moschee zum gemeinsamen Beten. Nach dem Festgebet werden traditionell zunächst die Ältesten im näheren Umfeld, die eigenen Eltern, Verwandten und Nachbarn besucht und zum Fest beglückwünscht. Fehlen darf bei all diesen Zusammenkünften die Süßspeise „Baklava“ nicht, deshalb auch die verdiente Bezeichnung „Zuckerfest“. Kinder werden meist mit Geldmünzen und Süßigkeiten beschenkt. Doch das größte Geschenk ist die geteilte Freude in der Gemeinschaft. Höchstes Ziel der Festtage bleibt die Vergebung und Aussöhnung mit allen Menschen, die einen umgeben und mit denen vielleicht der ein oder andere Zwist bestand.

Auch wenn in diesem Jahr unter den Bedingungen der Pandemie weniger in der gewohnten Atmosphäre gefeiert werden kann, bleibt die innere Freude und Erfüllung, es erneut geschafft zu haben, das Band mit Gott und den Mitmenschen zu stärken."        

Das Fest des Fastenbrechens wird weltweit von rund 1,9 Milliarden Muslimen gefeiert.

Gesprächspartnerin: Gönül Yerli, ist Religionspädagogin und Vize-Direktorin der Islamischen Gemeinde Penzberg.