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Eine Hassliebe
Trump und die Medien

Das Verhältnis zwischen Donald Trump und den Medien war von Anfang an gespannt. Trumps Karriere war eng mit den Medien verbunden, er war über Jahre der Showmaster einer erfolgreichen Fernsehsendung auf NBC mit dem Titel The Apprentice/Der Lehrling. Junge Business-Novizen präsentierten in zwei Teams ihre Ideen. Donald Trump senkte den Daumen, wenn er sie für Versager hielt oder vermittelte ihnen Arbeit, wenn er deren Potential sah.

Seriöse Medien nahmen Trump nicht ernst. Sie machten sich über seine geringe politische Bildung lustig, verachteten den New Yorker mit seinen Immobiliengeschäften und hielten ihm charakterliche Schwächen vor.

Donald Trump veröffentlicht seinen Fake News Awards

Donald Trump veröffentlicht seinen Fake News Awards

Donald Trump liebt Superlative. Unvergessen sind die Einschätzungen zu den angeblich so großen und jubelnden Massen bei seiner Amtseinführung: Largest Crowds Ever! Zahlen und Bilder belegten dies jedoch nicht. Sein Pressesprecher Sean Spicer, ein besonnener Mann aus dem republikanischen Establishment, hatte einen schweren Job und seinen guten Ruf schnell verspielt. Mit Wortkreationen wie „Alternative Fakten“ versuchte das Weiße Haus zu retten, was nicht zu retten war. Nach einigen Monaten gab Spicer frustriert auf.

Medienpolitik ist Chefsache im Weißen Haus und der Chef bin ich, sagt Donald Trump, der sich für ein „ausgeglichenes Genie“ (stable Genius) hält. Seine strittigen oder vermeintlichen Kommentare wie zur unerwünschten Einwanderung aus afrikanischen 'Drecksloch-Ländern' werden schnell ausgebügelt mit: „Ich bin der am wenigsten rassistische Mensch“ (Trump über sich selbst). Auch Amerikas Wirtschaftswachstum heftet er sich ans eigene Revers („Ich bin der beste Job-Beschaffer, den Gott jemals erschaffen hat“), obwohl er höchstens Anerkennung dafür verdient, den Aufschwung unter Barack Obama nicht sofort zu Beginn seiner Amtszeit beendet zu haben.

Die etablierten Medien verfolgten Trumps Aufstieg mit kritischer Verachtung. Fair behandelt wurde Donald Trump nicht. Der Respekt vor der Institution POTUS/President of the United States galt und gilt nicht für ihn. Donald Trump hat seinen Teil zu dieser Situation beigetragen, besonders mit seinem beispiellosen Feldzug gegen die Medien. Ikonen des US-Journalismus wie die New York Times oder die Washington Post waren für Trump „Fake News-Produzenten“ oder korrupt. Er diffamierte sie sogar öffentlich als Feinde des amerikanischen Volkes.

Unstrittig ist dennoch: Trump sells/Trump zieht, auch für die Medien. Ihre gestiegenen Einschaltquoten oder Zeitungsverkäufe gehen zu einem nicht unerheblichen Teil auf den Präsidenten zurück, der, immer im Zentrum der Aufmerksamkeit, das Rad des Nachrichtenzyklus in irrwitziger Geschwindigkeit dreht. Kündigt Donald Trump etwas an, wartet die Welt gespannt, auch wenn es offensichtlich darum geht, abzulenken oder die eigene Agenda weiter voranzutreiben: Die Web-Seite der Republikaner beispielsweise brach wegen der vielen Anfragen zusammen, als kürzlich der Link zu Donald Trumps zynischen „Fake News Awards“ geschaltet wurde, in deren Rahmen Trump über die Presse herziehen konnte. Auch das kürzlich erschienene Enthüllungsbuch Fire and Fury über die chaotischen ersten Monate der Trump-Administration war sofort vergriffen und das nicht nur in Washington.

Mit der Veröffentlichung seines Fake News Awards hat der US-Präsident dieser intensiven Beziehung ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Es ist eine Auflistung von Meldungen, die teilweise schlecht recherchiert waren und nach der Veröffentlichung auch wieder korrigiert wurden. Oder politische Beobachter hatten aus ihrer Analyse voreilige Schlüsse gezogen.

Die Hassliebe zwischen dem US-Präsidenten und den Medien wird vermutlich auch 2018 weitergehen.