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Nicht nur Partner, sondern enge Freunde

Autorin/Autor: Andreas von Delhaes-Guenther

Als sich Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß und der damalige ägyptische Staatspräsident Mohamed Anwar El-Sadat 1978 über die Aufnahme eines bayerisch-ägyptischen Dialoges einigten, war vieles noch vage Zukunftsmusik. 45 Jahre später kann die Hanns-Seidel-Stiftung, die diesen Prozess gemeinsam mit ihren ägyptischen Partnern von Anbeginn begleitet hat, auf viele konkrete Projekte verweisen, die sie in dem Land zwischen Maghreb und Maschrek angestoßen und mitgetragen hat.

Besonders dankte Ferber auch den lokalen Partnern der HSS, Dr. Noura Ebeid.

Besonders dankte Ferber auch den lokalen Partnern der HSS, Dr. Noura Ebeid.

©HSS

„Wir feiern unsere gewachsenen Beziehungen und persönlichen Freundschaften und blicken auf 45 gemeinsame Jahre zurück“, so der Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung, Markus Ferber, bei seiner Eröffnungsrede zum Jubiläum. Diese Jahre seien „unvergesslich, unverwechselbar und vor allem erfolgreich“ gewesen. „Dieser Zeithorizont fasziniert mich besonders vor dem Hintergrund unserer gegenwärtigen Zeiten, in denen Schnelllebigkeit und rasantes Wachstum uns dazu verleiten, Bestehendes als selbstverständlich zu betrachten und den Wert vergangener Bemühungen etwas falsch einzuschätzen.“

Vergangenheit waren zu diesem Zeitpunkt auch die alten Büroräume, die endlich neuen modernen Stiftungsräumen in Kairo nahe der deutschen Botschaft weichen mussten. Zugleich zog auch der (fast) neue Leiter des Büros, Thomas Schama, dort ein, der erst seit einem Jahr im Dienst ist. Er führt nun die Projekte fort, die die Hanns-Seidel-Stiftung in Ägypten aufgebaut hat, und wird neue Projekte starten. Am Anfang standen ab 1978 die sogenannten „Nilzentren“, die interkulturellen Austausch auf lokaler Ebene erleichterten und ein Pioniermodell für Gemeindezentren in Ägypten waren. Dort hat die Stiftung mit staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen ein landesweites Netzwerk von Partnern auf der lokalen Ebene etabliert, das bei allen weiteren Kooperationen hilfreich war – egal, ob es um Bildung, Fortbildung, Dezentralisierung, Umweltschutz, die Stärkung der Rolle der Frau, Menschen mit Behinderung, Stadtentwicklung, Energiesparen, Wasser- oder Müllmanagement ging. 30 Nilzentren waren es im Jahr 2015, als dieses Projekt abgeschlossen wurde. Dieser partizipative Ansatz diente als Vorbild für viele andere HSS-Länderprojekte im Mittleren Osten und Nordafrika. Kombiniert mit einem innovativen technologischen Ansatz wurde er beispielsweise auch in Tunesien gefördert.

HSS-Vorsitzender Markus Ferber (Mitte), MdEP, der Leiter des HSS-Büros in Ägypten, Thomas Schama, und Claudia Fackler, die Leiterin Naher Osten und Nordafrika der Hanns-Seidel-Stiftung, im Al-Azhar-Park in Kairo

HSS-Vorsitzender Markus Ferber (Mitte), MdEP, der Leiter des HSS-Büros in Ägypten, Thomas Schama, und Claudia Fackler, die Leiterin Naher Osten und Nordafrika der Hanns-Seidel-Stiftung, im Al-Azhar-Park in Kairo

©HSS

Als einen der weiteren Erfolge griff Markus Ferber in seiner Rede die Dezentralisierung heraus, die auch mit dem Freistaat Bayern und der regional verwurzelten HSS „sehr eng verbunden“ sei. In Übereinstimmung mit dem Konzept „Egypt Vision 2030“ der ägyptischen Regierung kommt es hier gemeinsam mit dem „Nationalen Institut für Führung und nachhaltige Entwicklung“ sowie der „Takamol Stiftung“ zu einem Informations- und Ideenaustausch und Reformprojekten in Gouvernements und lokaler Verwaltung. Hier gebe es „gemeinsame Interessen“ und eine „professionelle Kooperation“ mit Ägypten, so Ferber – was die Anwesenheit des Ministers für lokale Entwicklung, General Hisham Amna, belegte, der nächstes Jahr zu einem Arbeitsbesuch in München erwartet wird. „Der gemeinsame Erfahrungsaustausch, der kontinuierliche Dialog und das Lernen voneinander sind mir auch als Mitglied des Europäischen Parlaments ein besonderes Anliegen“, betonte Ferber. „Denn in den Beziehungen und Freundschaften spiegelt sich das Potenzial unserer Zusammenarbeit wider, mit der wir in gemeinsamer Verantwortung den Herausforderungen unserer Zeit begegnen können.“

Ein Herzensprojekt der Stiftung ist auch der Einsatz für Menschen mit Behinderung, der in Ägyptens Gesellschaft erst seit einigen Jahren auf der Tagesordnung steht. Den Erfolg durften Ferber, Schama und Claudia Fackler, die Leiterin Naher Osten und Nordafrika der Hanns-Seidel-Stiftung, im Al-Azhar-Park in Kairo persönlich miterleben. Dort trainierten sehbehinderte Menschen unter Anleitung der von der Stiftung finanzierten Lehrer, wie man sich in steilem Gelände, auf Stufen und zwischen Bäumen zurechtfindet – ein erster Schritt zu einem selbstbestimmten Leben und der Integration in den Arbeitsmarkt. In diesem Bereich kooperiert die Stiftung auch eng mit dem Nationalen Rat für Menschen mit Behinderung. Weitere Kooperationen gibt es im Bereich der Jugendbildung mit der Alexandrina-Bibliothek und der Universität Kairo. Besonders dankte Ferber deshalb auch den lokalen Partnern der HSS, Dr. Ahmed Zeid, Dr. Iman Karim, Dr. Ashraf Marei, Dr. Noura Ebeid, Dr. Ayman Mokhtar, Dr. Khaled Abdel-Halim und Dr. Ali Abou Sema. Sie begleiteten Projekte der Stiftung vor Ort.

Ferber drückte seine Wertschätzung gegenüber den örtlichen Partnern der HSS aus, wie auch Dr. Iman Karim.

Ferber drückte seine Wertschätzung gegenüber den örtlichen Partnern der HSS aus, wie auch Dr. Iman Karim.

©HSS

Der ägyptische Minister für lokale Entwicklung, General Hisham Amna, würdigte die Zusammenarbeit mit der HSS und lobte die gemeinsamen Projekte im Bereich der Dezentralisierung, des Umweltschutzes, der Wirtschaft und im Kampf gegen die Armut. Er nannte als Beispiel die Online-Plattform „Hands of Egypt“, auf der ägyptische Produkte national und international vermarktet werden. Markus Ferber und der Minister tauschten Geschenke aus – einen bayerischen Löwen und einen Amtsschild des Ministeriums. In drei Paneldiskussionen wurden anschließend noch die für Ägypten wichtigen Themen Empowerment von Frauen, Kommunal- und Regionalentwicklung sowie Abfallmanagement mit den Anwesenden debattiert. In all diesen Bereichen engagiert sich die Hanns-Seidel-Stiftung, deren ägyptische Partner Dr. Khaled Abdel-Halim, Dr. Abdou Mohamedein, Dr. Mohamed Naguib, Dr. Iman Karim und Dr. Amal Kamel über die Herausforderungen, aber auch über die Erfolge berichteten.

Bereits am Vortag des Jubiläums gab es einen Austausch über die wirtschaftliche Entwicklung Ägyptens mit Mohamed Anwar El Sadat, dem Neffen des früheren Präsidenten und Chef der Reform & Development Party, der Parlamentsabgeordneten Dr. Maha Abdel Nasser und Dr. Khaled Abdel Halim, einem Projektdirektor des Ministeriums für lokale Entwicklung. Trotz eines ehrgeizigen Infrastrukturprogramms und dem Bau einer neuen Hauptstadt wurden als Probleme des Landes die ausbleibenden Touristen, die kleinteilige Landwirtschaft, fehlende Investoren sowie die Energie- und Wasserversorgung identifiziert. Bei letzterem Thema wirkt sich insbesondere der neue äthiopische Staudamm am Oberlauf des Nils negativ aus.

"Viel Erfolg für die nächsten 45 Jahre": Am Jubiläumsabend fanden sich in den neuen Büroräumen als Gratulanten der deutsche Botschafter Frank Hartmann (2.v.l.), der EU-Botschafter Christian Berger (l.) sowie Repräsentanten der anderen politischen Stiftungen und Organisationen ein.

"Viel Erfolg für die nächsten 45 Jahre": Am Jubiläumsabend fanden sich in den neuen Büroräumen als Gratulanten der deutsche Botschafter Frank Hartmann (2.v.l.), der EU-Botschafter Christian Berger (l.) sowie Repräsentanten der anderen politischen Stiftungen und Organisationen ein.

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Am Jubiläumsabend fanden sich dann noch in den neuen Büroräumen der deutsche Botschafter Frank Hartmann, der EU-Botschafter Christian Berger sowie Repräsentanten der anderen politischen Stiftungen und Organisationen ein. Botschafter Hartmann gratulierte der Hanns-Seidel-Stiftung zum Jubiläum, wünschte „viel Erfolg für die nächsten 45 Jahre“ und versprach seine tatkräftige Unterstützung, sollte es Schwierigkeiten geben. Er erhalte aber nur „positive Rückmeldungen“ über die Arbeit der Stiftung.

Nun beginnt ein neues Kapitel in Kairo. HSS-Vorsitzender Markus Ferber hatte es in seiner Rede zum Ausdruck gebracht: „Die Menschen in Ägypten, mit denen wir seit 45 Jahren gemeinsam unterwegs sind, sind nicht nur Partner, sondern auch enge Freunde.“ In diesem Geist solle es trotz aller Herausforderungen weitergehen, denn im nächsten Jahr werden neue Prioritäten und Ziele der Hanns-Seidel-Stiftung für Ägypten festgelegt. Ferber ist überzeugt: „Unsere gemeinsame Zukunft wird von mindestens ebenso vielen Erfolgen markiert werden, wie die vergangenen 45 Jahre!“

Kontakt

: Dr. Susanne Luther
Leiterin
Institut für Internationale Zusammenarbeit
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