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Kommentar
Trumps Handelskrieg

Autorin/Autor: Christian Forstner

Der „Tariff-Man“ hat zugeschlagen. Trump erklärt der Welt den globalen Handelskrieg und verhängt reihum hohe Importzölle. Unser Mann in Washington, Christian Forstner, kommentiert die Maßnahmen des US-Präsidenten.

US-Präsident Donald Trump präsentiert seine Liste neuer Handelszölle für andere Staaten.

SNA; ©HSS; imago

20 Prozent gegen Europa, 34 Prozent gegen China, 31 Prozent gegen die Schweiz, 32 Prozent gegen Taiwan, 46 Prozent gegen Vietnam, das sind nur einige Beispiele aus der Zoll-Liste Trumps. 

Die erratischen Zölle basieren auf einer halbseidenen Methodik:

Handelsdefizit geteilt durch Importe geteilt durch zwei = Höhe der Strafzölle.

Globale Wertschöpfungsketten, komplizierte Handelsbilanzen, regulatorische Rahmenbedingungen, bürokratische Hindernisse und steuerrechtliche Faktoren werden ausgeblendet. Ebenso Mängel und Schwächen amerikanischer Produkte wie beispielsweise spritfressender US-Autos, die sich am europäischen Markt mit den hohen Benzinpreisen praktisch nicht verkaufen lassen.

Fakten werden ignoriert

Fakt ist auch: die USA haben ein Handelsbilanzdefizit mit der Welt, aber Trump denkt nur an den Warenverkehr und ignoriert Dienstleistungen, Gewinnrückführungen und ausländische Direktinvestitionen. Amerikas Tech-Unternehmen sind globale Marktführer, sie machen im Ausland große Gewinne und internationale Unternehmen investieren in Amerika deutlich mehr als es US-Unternehmen im Ausland tun. Rechnet man diese Faktoren ein, ist die gesamtwirtschaftliche Bilanz Amerikas mit Europa fast ausgeglichen. Und mit Blick auf den asiatischen Markt gilt: Der Verbraucher in Amerika profitiert von billigen Massenimporten wie Elektronikgütern oder Autos durch niedrige Preise.

Werden diese Produkte jetzt teurer, heizt es die Inflation in den USA an. Lieferketten werden unterbrochen, die Verunsicherung steigt, die Märkte reagieren nervös, Investoren halten sich zurück, die Aktienkurse sinken. Wenn die Zölle in Kraft bleiben und die Welt mit Gegenzöllen reagiert, wird eine Eskalationsspirale in Gang gesetzt und ein globaler Handelskrieg immer wahrscheinlicher.

Drohende Weltwirtschaftskrise

Trump spielt mit dem Feuer, national und international. Es hagelt Kritik im In- und Ausland. Trumps erratisch-disruptive Außen- und Wirtschaftspolitik kann in einer globalen Rezession und einer Weltwirtschaftskrise resultieren. 

Regionales Dominanzstreben, Einflussspähren, Protektionismus und Nationalismus prägen die heutige Zeit multipolarer Instabilität. Die internationale Ordnung zerfällt, die Welt sortiert sich neu. Amerikas Außenpolitik ist ein aggressiver Unilateralismus, gepusht vom Streben nach militärischer, technologischer und wirtschaftlicher Überlegenheit. Trumps Ziel ist ein von den USA beherrschtes Gesamt-Amerika aus Nordamerika, Mittelamerika, Südamerika. China muss kleingehalten werden, Russland kann sich Osteuropa unter den Nagel reißen. Die EU ist in den Augen des US-Präsidenten ein Störfaktor, ein schwacher, linksliberaler und arroganter Schmarotzer. Trump, Putin und Xi teilen sich die Welt in einem globalen Jalta auf. Für Menschenrechte, Demokratie, Kooperation und Klimaschutz ist darin kein Platz mehr.

Auf dem Rückzug

Trump bringt durchaus legitime Argumente an. Die Welt war schon vor ihm aus den Fugen, die internationalen Organisationen versagen, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind auf dem Rückzug. Globalisierung hat zu wirtschaftlicher Ungerechtigkeit und gesellschaftlichen Verwerfungen geführt, für Amerikas globale Führungsrolle gibt es keinen innenpolitischen Rückhalt im amerikanischen Hinterland mehr. Wer in Kansas oder Oklahoma von der regelbasierten internationalen Weltordnung spricht, wird für verrückt erklärt und vom Hof gejagt. Die Stimmung in Amerika hat sich gedreht. Die Trump-Administration sieht nur noch die Kosten der internationalen Politik, nicht mehr den Nutzen. 

Das Denken in der Trump-Administration wird sich wieder ändern, so wie sich die wirtschaftliche Lage ändert und Amerika in eine Rezession schlittert. Bis dahin muss sich Europa vor Überreaktionen hüten. Europa muss um so mehr mit denen reden, die noch zuhören: Im Kongress, in den Think Tanks, in der Business-Welt und vor allem mit Politik und Wirtschaft in den Bundesstaaten. Die Anti-Ausland-Stimmung ist weitverbreitet in Amerika, aber der zynische Europa-Hass ist eine Elitenhaltung des engsten Kreises der Trump-Administration.

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Leiter: Christian Forstner
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