Drei Jahre nach der Flucht des Diktators Zine el Abidine Ben Ali aus Tunesien hat sich das tunesische Volk im Januar 2014 eine eigene Verfassung gegeben. In der zweiten tunesischen Republik bleibt jedoch auch vier Jahre danach in vielen Bereichen die Verfassungswirklichkeit weit hinter den Ansprüchen der Konstitution zurück und die mit der neuen Verfassung verbundenen Hoffnungen wurden bisweilen enttäuscht. Auch wenn es stetig voran geht und Gesetze nach und nach an die Verfassung angepasst werden, ist besonders in den Bereichen Dezentralisierung und Einrichtung eines Verfassungsgerichtes jedoch der Fortschritt bisher hinter den vorgesehenen Zielen der Konstitution zurück geblieben. Die Demokratisierungsbemühungen des Landes werden letztendlich daran gemessen werden müssen, wie viel Verfassungstext in Verfassungsrealität und damit in die Lebenswirklichkeit der Menschen übersetzt werden konnte. Inwieweit Tunesien als das oft gefeierte "Musterbeispiel'" der demokratischen Transformation im arabischen Raum den Versprechungen der eigenen Verfassung gerecht werden kann, zeigt dieser Blick auf die tunesische Verfassung in ihrem vierten Jahr.
Übergeordnetes Werk / Enthalten in
Verfassung
Band / Heft
2018, 23, Seite 7-14
Sprache
Deutsch