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VICTORIA; HSS; ADOBE STOCK

VICTORIA; HSS; ADOBE STOCK

Was ist ambidextre Führung?

 

Definition

Der Begriff Ambidextrie kommt aus dem Lateinischen und bedeutet frei übersetzt „Beidhändigkeit“. Beidhändig zu arbeiten meint bildlich gesprochen, mit einer Hand eine stetige agile Weiterentwicklung anzustreben und mit der anderen Hand unterdessen Stabilität zu geben sowie zugleich Bewährtes zu erhalten (vgl. Heinrich & Fellner, 2022).

Wird Ambidextrie von einer Führungskraft gelebt und innerhalb des eigenen Teams gezielt gefördert, dann hat sowohl die Führungskraft als auch das Team die Chance, sich dynamisch weiterzuentwickeln, ohne dabei die eigene Identität bzw. die Teamidentität zu verlieren. Entscheidend ist dabei vor allem das Mindset, also die Denkweise, mit der man Situationen oder auch Veränderungen im Alltag begegnet.

Erklärvideo ambidextre Führung

 

Anwendungsgrundsätze

Integration als Zauberwort: Anstatt klassisch in Alternativen also dem „entweder – oder“ zu denken, gilt es zum „sowohl als auch“ zu kommen, also Gegensätze oder auch Mehrdeutigkeit zuzulassen.

Bewährtes“ als Fundament für Veränderungen: Der Ansatz macht sich dafür stark in die kritische Reflexion zu gehen, also ganz gezielt zu schauen, was bereits gut funktioniert, was sich demnach lohnt beizubehalten.

 

Dimensionen der ambidextren Führung

  • Ergebnisse sichern: Dieser Bereich adressiert ein Verhaltensrepertoire, das es ermöglicht, Wissen und Erfahrungen zu vernetzen und Ziele in einem Team gemeinsam zu definieren bzw. zu verfolgen.
  • Effiziente Strukturen und Prozesse: Dieser Bereich adressiert Verhaltensweisen, die dazu beitragen, mit effizienten Strukturen und Prozessen für gute und verlässliche Rahmenbedingungen zu sorgen.
  • Zukunft zu gestalten: Dieser Bereich adressiert Führungskräfte. Diese sollen zum Beispiel Veränderungen innerhalb des Teams oder des Aufgabenfeldes nicht als Problem, sondern als eine positive Herausforderung ansehen. 
  • Menschen zu unterstützen und zu fördern:  Dieser Bereich adressiert die Wichtigkeit eines Umfelds der gegenseitigen Unterstützung, des gemeinsamen Lernens, der persönlichen Fürsorge und des gegenseitigen Vertrauens.

Wichtig: Keiner der Bereiche ist besser oder schlechter. Für eine erfolgreiche Umsetzung der ambidextren Grundidee sind alle Bereiche wichtig – was aber nicht bedeutet, dass eine Führungskraft automatisch in allen Bereichen gleich gut sein muss.

 

Wie kann es gelingen?

  1. Analyse des eigenen Führungsverhaltens bzw. des IST-Zustands im eigenen Team
  2. Erstellen eines darauf aufbauenden Maßnahmenplans
  3. Etablieren neuer Routinen und Planen von Interventionen
  4. Zentrale Leitfrage: Kompetenzanalyse bei einem selbst oder des Teams, um Entwicklungspotenzial zu eruieren
  5. Orientierung an Praxisleitfäden

 

Interessante Fakten

  1. Innovationsdilemma“: Der amerikanische Wissenschaftler Clayton Christensen beschrieb so bereits vor 20 Jahren, dass gefestigte Strukturen und Werte zwar aktuelle wirtschaftliche Interessen bedienen, aber innovativen Prozessen entgegenstehen und diese oftmals behindern. Ambidextrie ist ein aktueller Ansatz diesem Dilemma zu begegnen.
  2. Der „Totengräber“ kommt auf aus dem eigenen Haus: Der ehemalige Tech-Gigant Xerox ist ein gutes Beispiel dafür, dass grundlegende Entwicklungen zu disruptiven Lösungen häufig in den Unternehmen stattfinden, die später selbst davon vom Markt verdrängt werden (vgl. Gergs & Lakeit, 2020). Disruptive Erneuerungen sind Produkte oder Dienstleistungen, die den Markt oder bestehende Strukturen grundlegende verändern.
  3. Erfolgsgeschichte: CLAAS zählt zu den Marktführern unter den Landmaschinenherstellern. Um die Verbindung von Tradition und Innovation in Zeiten des weitreichenden Wandels der Landwirtschaft zu meistern, setzt das Unternehmen auf Ambidextrie. (vgl. Gergs & Lakeit, 2020)
  4. Lesempfehlungen: Agilität braucht Stabilität (Gergs & Lakeit, 2020); Ambidextrie in Teams (Heinrich, Fellner, 2022)

Über die Expertin Prof. Dr. Hanna Heinrich

Hanna Heinrich ist Professorin für Wirtschafts- und Sozialpsychologie an der University of Applied Science Doepfer (HSD). Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Personal- und Organisationsentwicklung. Dabei setzt sie sich nachhaltig mit Trends und Veränderungen der modernen Arbeitswelt auseinander. Erkenntnisse der wissenschaftlichen Psychologie erfolgreich in die Praxis zu bringen ist zum Leitsatz ihrer Tätigkeit geworden. Seit mehreren Jahren ist sie bei der Gesellschaft für empirische Organisationsforschung (GfeO mbH) tätig. Als Beraterin unterstützt sie hier Einzelpersonen, Teams und Organisationen, verschiedenster Branchen in Form von Vorträgen, Workshops und Projektbegleitungen.


Kontakt

Wirtschaft, Finanzen, Arbeit, Soziales
Konrad Teichert
Leiter
Wirtschaft, Finanzen, Arbeit, Soziales
Sarah Hagedorn
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