Was ist Organisationsentwicklung?
Definition
Die Organisationsentwicklung (OE) ist ein systemisches und geplantes Veränderungsbemühen, welches Erkenntnisse aus den Verhaltenswissenschaften nutzt, um die organisationale Effektivität und Problemlösefähigkeit zu steigern, so dass sich Organisationen an wechselnde Umweltbedingungen anpassen können (vgl. Beckhard, 2006; Cummings u. Worley, 2015; French, 1969).
Um als Organisation heute bestehen zu können, gilt es stets anpassungs- und lernfähig zu sein. Daher ist die Organisationsentwicklung ein wichtiger strategischer Baustein.
Erklärvideo Organisationsentwicklung
Wie funktioniert Organisationsentwicklung?
Bei Organisationsentwicklung geht es nicht nur rein um die Wirtschaftlichkeit, sondern vor allem um die Beschäftigten in den Organisationen (humanistischer Ansatz). Die zentrale Frage ist: „Was braucht es, um Menschen, Inhalte und Strukturen in Organisationen in Einklang zu bringen.“ Mit dieser Fokussierung kann man das Feld der Organisationsentwicklung gut von „Changemanagement“ abgrenzen, auch wenn diese beiden Begriffe in der Praxis gerne synonym verwendet werden.
Wichtig für den Erfolg ist die Kooperation und Beteiligung aller „betroffenen“ Organisationsmitglieder. Wie viele Personen einbezogen werden müssen, hängt oftmals damit zusammen, wie weitreichend die angestrebten Veränderungen sind. In der Regel unterscheidet man hier zwischen einem Wandel erster und einem Wandel zweiter Ordnung.
- Wandel erster Ordnung: Geringfügige, oberflächliche Anpassungen
- Wandel zweiter Ordnung: Kern einer Organisation wird berührt, d.h. es kommt zu drastischen oder radikalen Veränderungen, die einen deutlich spürbaren und sichtbaren Paradigmenwechsel zur Folge haben.
In der Literatur finden sich viele weitere Möglichkeiten, Veränderungen zu klassifizieren oder zu kategorisieren.
Fazit
In einem sich rasch wandelnden Geschäftsumfeld ist die Organisationsentwicklung von entscheidender Bedeutung für die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit und der Nachhaltigkeit von Unternehmen. Welche Art der Veränderung sinnvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, u.a. welchen Impuls oder Anlass gibt es für eine Veränderung, um welche Organisation handelt es sich, welche Werte oder Kultur ist vorherrschend und wie sieht der organisationale Kontext aus.
Um erfolgreich zu sein, ist es unabdingbar, den Blick nach innen zu richten, d.h. auf die Organisation – und ganz besonders – auf die Menschen. Organisationsentwicklung ist daher ein komplexes Unterfangen.
Interessante Fakten
- Das heute wohl bekannteste Organisationsentwicklungs-Modell („Drei-Phasen-Modell“) wurde von Kurt Lewin ursprünglich für ein Forschungsprojekt entwickelt, in dem er mit amerikanischen Hausfrauen arbeitete, um die Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung zu verbessern.
- Wie wichtig ist Organisationsentwicklung heute? Laut einer aktuellen Studie (Wirtschaftsauskunft Creditreform e.V.) werden die meisten Unternehmen in Deutschland im Schnitt nicht einmal volljährig. Ca. die Hälfte der Organisationen ist nach 10 Jahren wieder vom Markt verschwunden und nur jede vierte Firma wird älter als 20 Jahre.
- Erfolgsgeschichte: Bosch galt lange als einer der konservativsten Konzerne Deutschlands. In den letzten Jahren hat das Unternehmen durch erfolgreiche Organisationsentwicklung einen beeindruckenden Kulturwandel hingelegt und konnte so zum Beispiel in der Zusammenarbeit mit Google und Tesla punkten.
- „Different times produce different minds“: Die Fast Fashion Branche mit ihrem strapaziösen Wandel zu mehr Nachhaltigkeit ist ein gutes Beispiel, wie der Wandel gesellschaftlicher Werte die Entwicklung von Organisationen, ihren Geschäftsmodellen und Markenstrategien beeinflussen kann (vergleiche beispielsweise H&M und Zara).
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Über die Expertin Prof. Dr. Hanna Heinrich
Hanna Heinrich ist Professorin für Wirtschafts- und Sozialpsychologie an der University of Applied Science Doepfer (HSD). Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Personal- und Organisationsentwicklung. Dabei setzt sie sich nachhaltig mit Trends und Veränderungen der modernen Arbeitswelt auseinander. Erkenntnisse der wissenschaftlichen Psychologie erfolgreich in die Praxis zu bringen ist zum Leitsatz ihrer Tätigkeit geworden. Seit mehreren Jahren ist sie bei der Gesellschaft für empirische Organisationsforschung (GfeO mbH) tätig. Als Beraterin unterstützt sie hier Einzelpersonen, Teams und Organisationen, verschiedenster Branchen in Form von Vorträgen, Workshops und Projektbegleitungen.
Kontakt
Konrad Teichert
Leiter
Sarah Hagedorn