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Klima- und Umweltschutz
Namibias Wälder sollen wieder wachsen

In Namibia herrscht die größte Dürre seit 90 Jahren. Weil die Wälder des Landes immer weiter schwinden, sind nicht nur lokale Anwohner in einer ernsten Lage. Flora und Fauna leiden, Vieh muss notgeschlachtet werden. Wie können Namibias Wälder wieder wachsen?

Anfang des Jahres häuften sich die Berichte über den massiven, teils illegalen Einschlag von Tropenhölzern (u.a. Afrikanisches Rosenholz, Afrikanisches Teakholz und sogenanntes Dolfholz) entlang der namibisch-angolanischen Grenze im Norden Namibias. Nachdem die teilweise mehrere hundert Jahre alten Bäume gefällt und verarbeitet sind, werden sie über den Tiefseehafen in Walvis Bay nach Asien exportiert, vor allem nach China.

Stapel illegal geschlagenen Holzes zwischen Bäumen

Namibia will die Entwaldung um 75% reduzieren und jedes Jahr 75.000 Hektar wieder aufforsten.

Grundbesitzern und Pächtern werden durchschnittlich 19 EUR pro Baum bezahlt. Nach Presseberichten werden die Bäume am Hafen für mehr als 250 EUR weiterverkauft. In China erzielen die Bäume dann Preise von wenigstens 1.500 bis zu 30.000 EUR.

Die ökologischen und ökonomischen Schäden sind immens. Namibia leidet aktuell unter der schlimmsten Dürre der vergangenen 90 Jahre. Mehr als 80 Prozent der kommerziell verfügbaren Lebensmittel müssen importiert werden. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt von der Subsistenzwirtschaft. Schon jetzt sind viele Nutz- und Wildtiere wegen der Trockenheit und des resultierenden Wasser- und Futtermangels eingegangen oder mussten notgeschlachtet werden. Der Verlust der Wälder entzieht der lokalen Bevölkerung und der Flora und Fauna ihre Lebensgrundlage. Ein Schaden der insbesondere die kommenden Generationen vor große Probleme stellt. Der Schaden für die Artenvielfalt und den Artenreichtum ist nicht absehbar.

Diese Entwicklungen stehen neben den erheblichen ökologischen und ökonomischen Schäden, die Sie verursachen, auch im krassen Wiederspruch zu Namibias „Intended Nationally Determined Contributions“ (INDCs), zu denen sich das Land im Rahmen der Pariser COP-21 Verträge verpflichtet hat: die Entwaldung soll um 75 Prozent reduziert und zudem etwa 75.000 Hektar jährlich wieder aufgeforstet werden.

LKW mit Baumstämmen von einer Drohne aufgenommen

In Namibia werden Baumstämme für 19€ verkauft, bei der Verschiffung sind es schon 250€, in China erzielen die Stämme Preise bis zu 30.000€.

v.Doderer; ©HSS

Die Hanns-Seidel-Stiftung hat ein Konzept für nachhaltige Waldbewirtschaftung entwickelt, mit dem sie den Schutz der natürlichen Ressourcen und der Umwelt in Namibia fördern will. Eine von der HSS initiierte öffentliche Anhörung im Plenum des namibischen Parlamentes zur aktuellen Lage der namibischen Wälder fand große Beachtung und stieß eine wichtige und längst überfällige Diskussion an. Die Anhörung war die erste ihrer Art im namibischen Parlament, da sie in einem komplett offenen Verfahren erfolgte. Üblicherweise werden die Abgeordneten nämlich individuell durch die Verwaltung und Regierung informiert, nicht im Rahmen einer öffentlichen Sitzung. Die Aktion war ein voller Erfolg. Die Abgeordneten fühlten sich im Anschluss gut über das Thema informiert und begrüßten die Initiative der HSS.

Für Anfang Oktober plant die HSS eine nationale Konferenz zur aktuellen Situation des Ressourcenmanagements und der Entwicklung nachhaltiger, biologischer Landwirtschaft. Im Zentrum stehen dabei das Klima, Landwirtschaft, nachhaltige Waldbewirtschaftung und das integrierte Management der Binnenfischerei.

Stapel von Holzstämmen auf einer Lichtung

Unser Konzept für nachhaltige Waldwirtschaft soll helfen, den Schutz der natürlichen Ressourcen in Namibia zu fördern.

v.Doderer; ©0

Unterstützt wird die Konferenz von einer Reihe von Partnern der HSS, unter anderem vom Namibischen Parlament, der Namibia Nature Foundation (NNF), der Botschaften von Spanien, Finnland, dem Britischen Hochkommissariat, der EU sowie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ). Ziel ist es dabei auch, den Austausch von politischen Entscheidungsträgern, Experten und Verbänden zu etablieren und zu verstetigen.

Darüber hinaus wird ein regelmäßig tagendes Forum etabliert, das nachhaltige Ressourcennutzung in der Forst- und Landwirtschaft, also in der Konsequenz Umwelt- und Klimaschutz diskutiert. Ende Oktober 2019 werden sich hochrangige namibische Vertreter aus Regierung und Verwaltung auf Initiative der HSS in München, Bonn und Brüssel über nachhaltige Forstbewirtschaftung informieren.

„Diese Initiative stellt einen wichtigen Beitrag zum globalen Thema Umwelt- und Klimaschutz. Zudem trägt es zur Entwicklung und Stärkung des ländlichen Raumes bei“, sagt unser Länderrepräsentant Dr. Clemens v. Doderer.

Lichtung mit trockenem Gras und Baumstämmen, die in der Sonne lagern

Der Verlust der Wälder entzieht der lokalen Bevölkerung und der Flora und Fauna ihre Lebensgrundlage.

v.Doderer; ©HSS

Leiterin Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit, Onlineredakion

Susanne Hornberger