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25. Todestag von Fritz Pirkl
Gründungsmitglied und erster Vorsitzender der HSS

Am 19. August 1993 starb Dr. Fritz Pirkl beim Bergwandern in der Nähe von Aschau. Franz Josef Strauß hatte ihn Ende 1965 mit der Gründung der Hanns-Seidel-Stiftung betraut. Die Mitgliederversammlung wählte ihn 1967 zum ersten Vorsitzenden, der er bis zu seinem Tod 1993 blieb.

Gedenktafel für Fritz Pirkl bei Aschau

Andreas Bitterhof; HSS, ACSP

Seit Anfang der 1960er Jahre wurden Planungen für eine CSU-nahe politische Stiftung betrieben. Fritz Pirkl wurde 1963 vom Parteivorsitzenden der CSU, Franz Josef Strauß, beauftragt, die Vorbereitungen zu intensivieren und zu verwirklichen. Seine Vorbereitungsarbeiten wurden durch die Gründungsversammlung der Stiftung im November 1966 abgeschlossen. In der Mitgliederversammlung vom 20. Januar 1967 erfolgte die Wahl von Fritz Pirkl zum 1. Vorsitzenden der Stiftung. Im April 1967 folgte die Eintragung der Hanns-Seidel-Stiftung e.V. ins Vereinsregister beim Amtsgericht und die Bestätigung des Vorsitzenden. Den Vorsitz hatte Fritz Pirkl bis zu seinem Tod inne.

Herkunft

Fritz Pirkl wurde am 13. August 1925 in Sulzbach-Rosenberg geboren. 1934 kam er mit seinen Eltern nach Nürnberg, wohin sein Vater als Reichsbahnbeamter versetzt worden war. Nach dem Abitur 1943 leistete er den Reichsarbeitsdienst und den Militärdienst ab. Der Krieg endete für ihn als Reserveoffizier in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung nahm er in Würzburg und Erlangen das Studium der Psychologie und Volkswirtschaft auf. Mit dem Diplomexamen in Psychologie und seiner Promotion zum Dr. phil. 1952 schloss Pirkl sein Studium ab. 1952 bis 1954 arbeitete er als freier wissenschaftlicher Psychologe in der Erziehungs- und Wirtschaftsberatung. Anschließend war er bis 1964 bei der Bundesanstalt für Arbeit angestellt; hier wirkte er u.a. im psychologischen Dienst.

Fritz Pirkl in den frühen fünfziger Jahren

HSS; ACSP, Ph Pirkl Fritz 1-1

Politischer Werdegang

Parallel zu seinem beruflichen Werdegang verfolgte Fritz Pirkl auch eine politische Laufbahn. Bevor er 1949 in die CSU eintrat, engagierte er sich ab 1945 in der katholischen Jugendarbeit. Dort hatte er, geprägt durch sein katholisches Elternhaus, auch während des Dritten Reiches aktiv mitgearbeitet. Bis zu seinem Tod wirkte er in verschiedenen katholischen Verbänden und Einrichtungen an vorderster Stelle.
Gleichzeitig mit dem Parteieintritt erfolgte die Aufnahme in die Junge Union (JU). 1952 wurde Pirkl sowohl in den Nürnberger Stadtrat, dem er bis 1959 angehörte, wie auch zum stellvertretenden Landesvorsitzenden der JU gewählt. 1957 bis 1961 war er Vorsitzender des JU-Landesverbandes Bayern, 1961 bis 1965 bekleidete er das Amt des stellvertretenden JU-Bundesvorsitzenden. Er gehörte dem Parteivorstand (seit 1955) bzw. dem Präsidium der CSU (seit 1963) in verschiedenen Funktionen bis 1991 an.

Fritz Pirkl im Kabinett I von Franz Josef Strauß 1978

Fritz Kuhn, Bay StK; HSS, ACSP, Ph S Bay Kab Strauß I

1958 wurde er erstmals für den Wahlkreis Mittelfranken in den Bayerischen Landtag gewählt. Seitdem stand er immer an der Spitze der mittelfränkischen Liste und gehörte dem Parlament bis 1984 an. 1964 erfolgte die Berufung zum Staatssekretär ins Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziale Fürsorge, 1966 wurde er zum Staatsminister ernannt (ab 1970: Arbeit und Sozialordnung). Er hatte dieses Amt bis zu seinem Ausscheiden am 17. Juli 1984 inne.

Fritz Pirkl Wahlplakat für die Europawahl 1984

Fritz Pirkl Wahlplakat für die Europawahl 1984

HSS; ACSP, Fl 1984-4

Im Europaparlament

Am 17. Juni 1984 wurde er bei der zweiten Direktwahl zum Europäischen Parlament als Spitzenkandidat der CSU in das Europäische Parlament gewählt. Als Europaabgeordneter arbeitete er an der Verwirklichung der europäischen Einigung. So gehörte er dem wichtigen Politischen Ausschuss des Europäischen Parlaments als Mitglied, weiteren Ausschüssen als stellvertretendes Mitglied an. Als Sprecher der CSU-Gruppe von 1989 bis 1991 vertrat er die europapolitischen Positionen der CSU in Straßburg und Brüssel. In den europäischen Parteizusammenschlüssen Europäische Volkspartei (EVP) und Europäische Union Christlicher Demokraten (EUCD) fungierte er als Vorstandsmitglied bzw. als Vizepräsident.

Fritz Pirkl auf einer CSA-Bezirksversammlung 1987  in Unterfranken

Fritz Pirkl auf einer CSA-Bezirksversammlung 1987 in Unterfranken

ACSP; HSS, ACSP, NL Pirkl Fritz Ph 6

Die Christlich-Soziale Arbeitnehmerschaft (CSA)

20 Jahre, von 1969 bis 1989, war Fritz Pirkl auch der Landesobmann bzw. der Landesvorsitzende der Christlich-Sozialen Arbeitnehmerschaft (CSA). Pirkl hatte den Vorsitz in einer sehr schwierigen Phase übernommen. Die CSA befand sich politisch zwischen der CSU und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). 1970 konnte Pirkl zunächst in Fürth, dann in Nürnberg das CSA-Büro für Nordbayern eröffnen. Ein weiterer Erfolg für die CSA war die Aufnahme der Forderung nach der paritätischen Mitbestimmung in das CSU-Grundsatzprogramm von 1976. Trotz mancher Widerstände gelang Fritz Pirkl in den 20 Jahren seiner Vorstandsarbeit, dass "Die CSA...der soziale Motor in der Partei" blieb.


Dr. Fritz Pirkl starb am 19. August 1993 beim Bergwandern in der Nähe von Aschau.