Kommunalpolitik: Wer anpackt, bewegt.
Bad Tölz macht Tempo bei der Wärmewende – und bleibt ehrgeizig
Dr. Ingo Mehner ist Alt-Stipendiat der Hanns-Seidel-Stiftung und Erster Bürgermeister der Stadt Bad Tölz. Nach seiner Zeit bei den Gebirgsjägern in Mittenwald studierte er Jura in München und promovierte in Erlangen. Beruflich war er als Rechtsanwalt, Justiziar und Leiter der Immobilienabteilung in einem Münchner Unternehmen tätig, bevor er 2020 zum Ersten Bürgermeister von Bad Tölz gewählt wurde.
Foto: privat
1. In Bad Tölz wird derzeit das Fernwärmenetz ausgebaut – welche Ziele verfolgt die Stadt damit und wie bewerten Sie den aktuellen Stand des Projekts?
In unserem Energienutzungsplan haben wir festgestellt, wo wir den größten Hebel zur Reduzierung des CO₂-Ausstoßes haben. Im Landkreis produzieren wir (rechnerisch) schon mehr als 100 % des verbrauchten Stroms aus regenerativen Energien. Bei der Wärme sind wir noch nicht so weit. Die Stadtwerke Bad Tölz betreiben seit Jahrzehnten ein Fernwärmenetz. Dieses bauen wir seit Jahren massiv aus. Aktuell umfasst das Netz 16 km. Zurzeit investieren wir 30 Millionen Euro in eine neue Wärmeenergiezentrale und nochmals ungefähr den gleichen Betrag in Leitungen und Hausanschlüsse. Diese Maßnahmen werden von der Bundesrepublik gefördert. Wir kombinieren unterschiedliche Energieträger und Technologien wie Hackschnitzel, Wärmepumpen (mit Photovoltaik (PV) betrieben, Nutzung von Abwärme der PV, Umgebungswärme und Abwärme Rauchgas), Power-to-Heat (Möglichkeit, überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien zur Wärmeerzeugung zu nutzen). sowie einem Blockheizkraftwerk (BHKW). Neben den Vorteilen für das Klima sorgt unsere Fernwärme für regionale Wertschöpfung, Versorgungssicherheit und geringere Abhängigkeit von den Energiemärkten.
2. Welche Herausforderungen in der Stadtverwaltung beanspruchen aktuell am meisten Ihre Aufmerksamkeit?
Die größte Herausforderung ergibt sich nicht aus einem konkreten einzelnen Thema, sondern aus der Aufgabenfülle. Viele Bürger haben konkrete, einzelne Anliegen. Wir decken eine große Bandbreite ab. Und anders als Unternehmen können wir nicht sagen, dass wir nur einzelne Geschäftsbereiche bedienen. Wir haben sozusagen einen bunten Blumenstrauß. Viele Themen wollen wir voranbringen. Aber es kommt auch manches dazu, was wir uns nicht aktiv aussuchen. Neben der Vielzahl an Bereichen spüren wir die Komplexität der einzelnen Aufgaben. Die Standards sind schon viel höher als früher. Das merkt man beispielsweise beim Bau von Gebäuden genauso wie bei Veranstaltungen. Diese Standards wachsen zum einen aufgrund der Regulatorik, aber auch aufgrund der Anspruchshaltung der Bevölkerung. Hier muss man einen gesunden Mittelweg finden und muss dem Druck widerstehen, immer 100 %-Lösungen zu finden.
3. Mit Blick auf Ihre erneute Kandidatur 2026: Welche zentralen Themen und Projekte möchten Sie für Bad Tölz besonders vorantreiben?
Die Themen sind vielfältig und lassen sich nicht alle aufzählen. Eine große Überschrift kann man aber nennen: Stadtentwicklung. Wir haben eine wunderbare, gewachsene Stadt mit viel Geschichte und Tradition und sind trotzdem offen, modern und haben vor allem eine hohe Lebensqualität. Aber es geht darum, dass wir auf eigenen Flächen und auf privaten Flächen Entwicklungen anschieben, die unsere Stadt fit für die nächsten Jahrzehnte machen. In Bad Tölz entwickeln wir gerade mit den Eigentümern drei wichtige Flächen. Eine Industriebrache mit 6,5 ha, das ehemalige Postgelände in der Innenstadt und einen Technologiepark am Stadtrand. Diese Projekte gilt es, in den nächsten Jahren weiter voranzutreiben. Es stehen aber weitere Flächen an. Insbesondere der vorgesehene Bau einer neuen Umgehungsstraße, der sogenannten Nordspange, gibt uns die Chance, einen ganzen Stadtteil weiterzuentwickeln und dort zusätzlichen Wohnraum und Flächen für die Allgemeinheit zu schaffen.
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