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Die CSU in der Oppostion 1954-1957

"Die Koalitions-Eisenbahn. Mit zahlreichen Entgleisungen ist zu rechnen." Karikatur von Herbert Kolfhaus 1954

"Die Koalitions-Eisenbahn. Mit zahlreichen Entgleisungen ist zu rechnen." Karikatur von Herbert Kolfhaus 1954

Herbert Kolfhaus; ACSP, Nl Kolfhaus Herbert 1954: 12-16

Innerparteiliche Folgen der Viererkoalition – Hans Ehard neuer Landtagspräsident

Die CSU hatte zwar die Landtagswahl 1954 gewonnen, scheiterte jedoch anschließend mit der Regierungsbildung. Die vom konservativen Flügel der CSU um  Alois Hundhammer und Georg Meixner forcierte Haltung, die Koalition mit der SPD nicht weiterzuführen und den Fokus auf ein Bündnis mit der Bayernpartei zu legen, eröffnete der SPD die Möglichkeit zum Zusammenschluss mit anderen Parteien. Der SPD gelang es dann auch, mit der sogenannten „Viererkoaltion“ bestehend aus den so unterschiedichen Parteien FDP, Bayernpartei (BP) und Gesamtdeutscher Block/Bund der Heimatvertrieben und Entrechteten eine Regierung zu bilden. In die ungewohnte Oppositionsrolle musste sich die CSU erst hineinfinden, was auch für das innerparteiliche Gefüge nicht ohne Folgen blieb. Der in der innerparteilichen Kritik stehende Parteivorsitzende Hans Ehard war am 13. Dezember 1954 zum Landtagspräsidenten gewählt worden, da sich der bisherige Amtsinhaber Alois Hundhammer aufgrund seiner konservativer Haltung und Kritik gegenüber der Viererkoalition nicht mehr durchsetzen ließ. Am 18. Dezember 1954 legte Ehard sein Amt als Parteivorsitzender nieder. Ebenfalls am 13. Dezember 1954 hatte die CSU Hanns Seidel zum Fraktionssprecher und damit zum eigentlichen Führer der Opposition gewählt. Prälat Georg Meixner blieb Fraktionsvorsitzender. Die zu erwartenden scharfen Auseinandersetzungen mit der Regierung sollte künftig Hanns Seidel führen, der mit seiner sachlichen und ruhigen aber dennoch bestimmten Art die Oppostitionsrolle einnahm und schon bald zum neuen Landesvorsitzenden der CSU gewählt, grundlegende Reformen einleitete.

"...da gibt's nur eine Rettung" Karikatur zur Wahl von Hanns Seidel zum Parteivorsitzenden 1955

"...da gibt's nur eine Rettung" Karikatur zur Wahl von Hanns Seidel zum Parteivorsitzenden 1955

Nl Seidel Hanns 47/1

Hanns Seidel – Neuer Landesvorsitzender der CSU


In einer Kampfabstimmung am 22. Januar 1955 wählten die CSU-Delegierten auf einer Landesversammlung der Partei Hanns Seidel zu ihrem neuen Vorsitzenden. Seidel konnte sich mit 380 zu 239 Stimmen gegen seinen Mitbewerber Franz Josef Strauß durchsetzen. Der Verlust der Regierungsverantwortung durch die Bildung der Viererkoalition war zwar eine Niederlage für die CSU, doch sah der neue Landesvorsitzende darin auch die Möglichkeit zur Durchführung dringend notwendiger Reformen innerhalb der Parteiorganisation. Unterstützung erhielt Hanns Seidel bei seinem Vorhaben, die CSU in eine moderne Massenpartei umzuwandeln, vom ebenfalls neu gewählten Landesgeschäftsführer Friedrich Zimmermann. Das Amt des Landesgeschäftsführers war zu Beginn des Jahres 1955 geschaffen worden, um den Landesvorsitzenden in seiner Arbeit zu unterstützen.
Zimmermann stellte einen 5-Punkte-Plan zur Durchführung der Parteineuorganisation auf. Der lose Kontakt der Parteizentrale in München zu den Verbänden hatte zur Folge, dass die Vorsitzenden auf Bezirks- und Kreisebenen weitgehend unabhängig von der Zentrale agieren konnten . Auf Bezirks- und Kreisebene sollte durch die Einführung der Bundeswahlkreise und bezahlten Geschäftsführer der Kontakt zur Zentrale deutlich enger werden. Die aktive Mitgliederwerbung musste deutlich verstärkt, die Betreuung und Informationspolitik gegenüber den schon bestehenden Mitgliedern wesentlich verbessert werden. Das Verhältnis zwischen Partei und Presse konnte als durchaus angespannt bezeichnet werden. Der Ausbau der CSU-Pressearbeit war daher unumgänglich. In diesem Zusammenhang sollte der Bayernkurier als Parteimedium inhaltlich und qualitativ verbessert werden. Die Forderung nach einer Verstärkung der Grundsatzdiskussionen innerhalb der Partei trug mit der Verabschiedung eines überarbeiteten Grundsatzprogrammes bereits 1957 Früchte.

"Sowas ist halt Christenpflicht, - man kann die ja nicht einfach stehen lassen und vorbeibrausen!" Karikatur von Herbert Kolfhaus 1960

"Sowas ist halt Christenpflicht, - man kann die ja nicht einfach stehen lassen und vorbeibrausen!" Karikatur von Herbert Kolfhaus 1960

ACSP, Nl Kolfhaus Herbert 1960: 1-29

Hanns Seidel tritt als Ministerpräsident zurück

Fünf Jahre nach der Wahl zum Parteivorsitzenden musste Hanns Seidel am 22. Januar 1960 seinen Rücktritt als Ministerpräsident Bayerns bekanntgeben. Wiederkehrende gesundheitliche Probleme machten eine Amtsführung im vollen Umfang unmöglich. Die parteiübergreifende Anteilnahme und Betroffenheit über den Rücktritt zeigte die hohe Wertschätzung Seidels als Mensch und Politiker.
Die CSU-Fraktion nominierte Hans Ehard zum Nachfolger Hanns Seidels. In einer Sitzung des Landtages am 26. Januar 1960 wurde er mit 115 der 176 gültigen Stimmen zum zweiten Mal nach 1946 zum Ministerpräsidenten gewählt. Rudolf Hanauer folgte Hans Ehard im Amt des Landtagspräsidenten nach.
Die Leitung der Staatskanzlei wurde dem Staatssekretär Franz Heubl übertragen. Hanns Seidel erholte sich von seiner schweren Erkrankung nicht mehr. Er verstarb am 5. August 1961 und wurde in einem Staatsakt auf dem Münchner Westfriedhof beigesetzt. Die nach ihm benannte Hanns-Seidel-Stiftung wurde sechs Jahre nach seinem Tod gegründet.