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Kommunalpolitik: Wer anpackt, bewegt.
Die Natur ist unser Kapital

Autorin/Autor: Isabel Pantke

Als Bergsteigerdorf setzt Kreuth konsequent auf sanften Tourismus und natürliche Entwicklung. Großprojekte und laute Events haben hier keinen Platz.

Bürgermeister Josef Bierschneider erzählt, wie die Gemeinde den Einklang zwischen Mensch und Natur möglich macht und wie er um bezahlbaren Wohnraum kämpft. 

 

Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann hat er auf dem Zweiten Bildungsweg sein Abitur nachgeholt und anschließend Jura studiert. Unmittelbar nach dem 1. Juristischen Staatsexamen wurde er 1998 zum Ersten Bürgermeister der Gemeinde Kreuth gewählt und ist mittlerweile zum vierten Mal wiedergewählt worden.

Josef Bierschneider

HSS: Kreuth profitiert als Gemeinde inmitten einer Tourismusregion stark von seinen Gästen – gleichzeitig ist die Landschaft eines ihrer größten Kapitale. Wie gelingt Ihnen der Balanceakt zwischen innovativer Ortsentwicklung und einem nachhaltigen Tourismus?

Josef Bierschneider: Wir haben in Kreuth seit Jahrzehnten einen nachhaltigen Tourismus praktiziert, das heißt, wir stellen vor allem das Erlebnis unserer intakten Natur für die Gäste in den Vordergrund. Nachhaltigkeit wird in unserer Gemeinde auf vielfältige Weise gelebt: Ein komplett mit Solarenergie beheiztes Warmfreibad, die Produktion regionaler Lebensmittel in unserer Naturkäserei, Erlebniswege beziehungsweise ein Lehrgarten oder ein großes Netz an ehrenamtlichen Wegepaten, die unser Wanderwegenetz betreuen, sind nur einige Maßnahmen. Daher verbieten sich nicht erst seit der Auszeichnung unserer Gemeinde als DAV-Bergsteigerdorf im Jahr 2018 zum Beispiel flächige Landschaftsveränderungen durch Großprojekte oder laute Motorsportveranstaltungen. Bei allen Entscheidungen im Gemeinderat, die Auswirkungen auf unsere Natur haben, überlegen wir genau, ob dies sinnvoll und gerechtfertigt ist oder nicht. Und unsere Gäste wissen das zu schätzen.

HSS: Wie sehen Ihre Pläne aus, um Kreuth als attraktiven Wohn- und Arbeitsstandort zu erhalten – insbesondere im Hinblick auf junge Familien und den regionalen Fachkräftemangel?

Josef Bierschneider: Das Thema „Wohnungsnot“ trifft uns in einer Region mit sehr hohen Grundstücks- und Baupreisen ganz besonders. Sehr viele reiche Menschen nehmen im Tegernseer Tal ihren Zweitwohnsitz und belegen damit Wohnraum, der für die arbeitende Bevölkerung dann fehlt beziehungsweise nicht mehr bezahlbar ist. Oft sind die Wohnungen viele Monate im Jahr ungenutzt. Als Gemeinde versuchen wir hier gegenzusteuern, indem wir die Schaffung neuer Zweitwohnungen erschweren durch entsprechende Bausatzungen und durch die Erhebung einer Zweitwohnungssteuer. Im Rahmen unserer Möglichkeiten versuchen wir darüber hinaus, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sei es auf eigenen Grundstücken oder in Form von Belegungsrechten im Rahmen von städtebaulichen Verträgen bei der Ausweisung von Bauflächen für private Bauherren. 

sunnychicka; istock

Über die Reihe: „Kommunalpolitik: Wer anpackt, bewegt."

Die Vorbereitungen der Kommunalwahl 2026 sind im vollen Gange. In unserer neuen Reihe stellen wir engagierte Mandatsträgerinnen und Mandatsträger vor. Erfahren Sie, was sie motiviert und welche wertvollen Erfahrungen sie in ihrem Amt gesammelt haben.

Die Hanns-Seidel-Stiftung setzt sich dafür ein, dass mehr Menschen ein kommunalpolitisches Amt übernehmen. Wir unterstützen sie während des Wahlkampfs und machen das Engagement derjenigen sichtbar, die mit ihrem Einsatz Kommunalpolitik gestalten.

 

HSS: Was würden Sie Menschen mitgeben, die 2026 den Schritt in die Kommunalpolitik wagen wollen – worauf kommt es Ihrer Erfahrung nach besonders an?

Josef Bierschneider: Ich kann junge Menschen nur ermutigen, sich in die Kommunalpolitik einzubringen. Ich selber war damals 23 Jahre, als ich in den Gemeinderat gewählt wurde und 26 Jahre, als ich das Amt des Bürgermeisters antrat. Ich habe diesen Schritt nie bereut, weil man als kommunaler Mandatsträger aktiv die Zukunft seiner Gemeinde gestalten kann. Gerade im Gemeinderat ist es meiner Ansicht nach wichtig, dass von jung bis alt alle Altersschichten im Gremium vertreten sind, damit die Belange möglichst aller Bürger im Gremium entsprechend repräsentiert sind. 

Antwort als Video

 

Vielen Dank Herr Bierschneider.

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