Bürgermeister Josef Bierschneider erzählt, wie die Gemeinde den Einklang zwischen Mensch und Natur möglich macht und wie er um bezahlbaren Wohnraum kämpft.
Bürgermeister Josef Bierschneider erzählt, wie die Gemeinde den Einklang zwischen Mensch und Natur möglich macht und wie er um bezahlbaren Wohnraum kämpft.
Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann hat er auf dem Zweiten Bildungsweg sein Abitur nachgeholt und anschließend Jura studiert. Unmittelbar nach dem 1. Juristischen Staatsexamen wurde er 1998 zum Ersten Bürgermeister der Gemeinde Kreuth gewählt und ist mittlerweile zum vierten Mal wiedergewählt worden.
Josef Bierschneider
Josef Bierschneider: Wir haben in Kreuth seit Jahrzehnten einen nachhaltigen Tourismus praktiziert, das heißt, wir stellen vor allem das Erlebnis unserer intakten Natur für die Gäste in den Vordergrund. Nachhaltigkeit wird in unserer Gemeinde auf vielfältige Weise gelebt: Ein komplett mit Solarenergie beheiztes Warmfreibad, die Produktion regionaler Lebensmittel in unserer Naturkäserei, Erlebniswege beziehungsweise ein Lehrgarten oder ein großes Netz an ehrenamtlichen Wegepaten, die unser Wanderwegenetz betreuen, sind nur einige Maßnahmen. Daher verbieten sich nicht erst seit der Auszeichnung unserer Gemeinde als DAV-Bergsteigerdorf im Jahr 2018 zum Beispiel flächige Landschaftsveränderungen durch Großprojekte oder laute Motorsportveranstaltungen. Bei allen Entscheidungen im Gemeinderat, die Auswirkungen auf unsere Natur haben, überlegen wir genau, ob dies sinnvoll und gerechtfertigt ist oder nicht. Und unsere Gäste wissen das zu schätzen.
Josef Bierschneider: Das Thema „Wohnungsnot“ trifft uns in einer Region mit sehr hohen Grundstücks- und Baupreisen ganz besonders. Sehr viele reiche Menschen nehmen im Tegernseer Tal ihren Zweitwohnsitz und belegen damit Wohnraum, der für die arbeitende Bevölkerung dann fehlt beziehungsweise nicht mehr bezahlbar ist. Oft sind die Wohnungen viele Monate im Jahr ungenutzt. Als Gemeinde versuchen wir hier gegenzusteuern, indem wir die Schaffung neuer Zweitwohnungen erschweren durch entsprechende Bausatzungen und durch die Erhebung einer Zweitwohnungssteuer. Im Rahmen unserer Möglichkeiten versuchen wir darüber hinaus, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sei es auf eigenen Grundstücken oder in Form von Belegungsrechten im Rahmen von städtebaulichen Verträgen bei der Ausweisung von Bauflächen für private Bauherren.
sunnychicka; istock
Josef Bierschneider: Ich kann junge Menschen nur ermutigen, sich in die Kommunalpolitik einzubringen. Ich selber war damals 23 Jahre, als ich in den Gemeinderat gewählt wurde und 26 Jahre, als ich das Amt des Bürgermeisters antrat. Ich habe diesen Schritt nie bereut, weil man als kommunaler Mandatsträger aktiv die Zukunft seiner Gemeinde gestalten kann. Gerade im Gemeinderat ist es meiner Ansicht nach wichtig, dass von jung bis alt alle Altersschichten im Gremium vertreten sind, damit die Belange möglichst aller Bürger im Gremium entsprechend repräsentiert sind.
Vielen Dank Herr Bierschneider.