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Hanns-Seidel-Stiftung
Unsere Kollegen im Ehrenamt

Autor: Maximilian Witte

Der Einsatz während der Corona-Pandemie, die Hilfe bei der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr oder jetzt die Betreuung der Ukraine-Flüchtlinge: Ohne die mehr als 430.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Deutschen Roten Kreuzes und anderer humanitärer Organisationen würde in Deutschland vieles nicht funktionieren.

Nächtlicher Aufbau der Notunterkunft im Luisengymnasium durch die SEG'n des BRK-München.

Nächtlicher Aufbau der Notunterkunft im Luisengymnasium durch die SEG'n des BRK-München.

(©HSS)

Wir erleben eine Zeitenwende. Putins Überfall auf die Ukraine hat uns klar gezeigt, was wir in den vergangenen Jahrzehnten sträflich vernachlässigt haben, wo wir investieren müssen. Und das ist nicht nur die Bundeswehr. Auch beim Katastrophenschutz und dem Zivilschutz wurde gespart, wo es nur ging. Jetzt steht man vor großen Aufgaben und alles soll reaktiviert werden. Auf einen Schlag. Am besten morgen. Sind wir gerüstet für die kommenden Monate? Andreas, Truppführer beim Bayerischen Roten Kreuz sagt: „Es ist doch absehbar, dass wir als Gesellschaft seit dem Ende des kalten Krieges auf die kommenden Herausforderungen nur unzureichend vorbereitet sind und die vor uns liegenden Herausforderungen dadurch sehr schwierig werden.“
Hauptberuflich arbeitet er in der Zentrale der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) in München.

„Das Ehrenamt jenseits der regulären Arbeit ist ein ganz wesentlicher Teil unserer Gesellschaft“, erklärt Andreas. „Ohne geht gar nichts, weil alle Strukturen heillos überfordert wären.“

Was man denn 2015 gemacht hätte ohne die zahllosen freiwilligen Helfer? Oder jetzt, da sich Deutschland auf hunderttausende Geflüchtete aus der Ukraine einstellt?

So sieht das auch Gerda Hasselfeldt, Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes.

„Das Ehrenamt ist ein unverzichtbarer Eckpfeiler für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft“, betont Hasselfeldt.

Der Einsatz während der Corona-Pandemie, die Hilfe bei der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr oder jetzt die Betreuung der Ukraine-Flüchtlinge: Ohne die mehr als 430.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Deutschen Roten Kreuzes und anderer humanitärer Organisationen würde in Deutschland vieles nicht funktionieren. Hasselfeldt:

„Wir freuen uns, dass es Arbeitgeber gibt, die es ihren Mitarbeitern ermöglichen, ihre ehrenamtliche Tätigkeit auch mal während der Arbeitszeit auszuüben. Darüber hinaus müssen wir die Attraktivität der Freiwilligendienste deutlich erhöhen. Für viele ist das ein Einstieg in eine spätere ehrenamtliche Tätigkeit.“

Alles, was Blaulicht auf dem Dach hat, ist BOS

Wenn in der Arbeit der Piepser (Funkmeldeempfänger) die Frequenz der Leitstelle empfängt und Andreas in sein Auto springt, um zur Wache zu fahren, weiß er noch nicht, worum es geht. Er muss also vom „worst case“ ausgehen. Ein großer Unfall, Bombenevakuierung? In der Wache liegt alle Ausrüstung bereit, die „persönliche Schutzausstattung“ (PSA): Uniform, Sicherheitsstiefel, Handschuhe, Helm. Zehn Minuten bleiben für die Vorbereitung, dann muss der Einsatzwagen auf der Straße sein. Die Leitstelle informiert über die Lage.

„Je nachdem, ob Eile geboten ist und wir mit Martinshorn und Blaulicht unterwegs sind, haben wir ein besonderes „Wegerecht“ und dürfen Verkehrsregeln brechen, wenn wir dabei niemanden gefährden“, erklärt Andreas. Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) haben dieses Vorrecht. „Alles, was Blaulicht auf dem Dach hat, ist BOS.“

Verdienstausfall wird komplett ersetzt

Er schätzt es sehr, dass die Hanns-Seidel-Stiftung schon immer den flexiblen Einsatz der vielen ehrenamtlich Tätigen in ihren Reihen ermöglicht hat, auch wenn das für Arbeitgeber im Öffentlichen Dienst nicht ganz unkompliziert ist. In der freien Wirtschaft sind die Möglichkeiten für Arbeitgeber klar geregelt: Freistellungen sind für bestimmte Aufgaben ohne weiteres möglich. Für alle BOS sowieso. Der Verdienstausfall wird komplett ersetzt. Seit der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann am 10. März 2022 den Katastrophenfall festgestellt hat, gilt das auch für Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes. „Als Mitglied des Roten Kreuzes bin ich damit für alles freigestellt, was mit Flucht und Krieg zu tun hat“, berichtet Andreas.

Gerade als öffentliche politische Stiftung ist es wichtig, auch das zu leben, was im Leitbild steht: staatsbürgerliche Verantwortung zum Beispiel.

„Dass sich unsere Mitarbeiter aktiv gesellschaftlich engagieren, macht mich sehr stolz“, sagt Oliver Jörg, Generalsekretär der HSS. „Der Einsatz für andere ist ein Wert an sich, in welchem Ehrenamt auch immer. Und natürlich legen wir als Arbeitgeber großen Wert darauf, das soziale Engagement unserer Beschäftigten zu fördern. Gerade in Krisenzeiten.“

Solidarität in ganz Europa

In den kommenden Monaten wird es darauf ankommen, ob die Hilfsbereitschaft weiter hoch bleibt, die Menschen bereit sind, sich einzusetzen und Arbeitgeber bereit sind, ihnen das zu ermöglichen. Jetzt ist Solidarität gefragt. Nicht nur bei uns, sondern in ganz Europa. Aus Brüssel meldet sich Markus Ferber, MdEP, und Vorsitzender der Hanns-Seidel-Stiftung.

„Eine der großen Stützen der Stabilität in Deutschland und Europa ist die Zivilgesellschaft“, betont Ferber. „Ich kann mich glücklich schätzen, dass unsere Beschäftigten sich so vorbildlich engagieren. Natürlich sind wir in der Hanns-Seidel-Stiftung immer schon flexibel genug, um ehrenamtliche Arbeit bei Bedarf auch kurzfristig möglich zu machen. Ich bin ja froh, dass meine Kollegen in München genau die Haltung zeigen, die wir in unserer täglichen Arbeit vermitteln wollen: Eigenverantwortung, soziale Verantwortung und Solidarität: Menschen, die sich ehrenamtlich einsetzen, sind Botschafter genau dieser Werte.“

Hinweis: Veranstaltung der Akademie für Politik und Zeitgeschehen in Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Landesverband Bayern e.V. am 05. April 2022. Anmeldung bis zum 1. April 2022, um 12 Uhr unter ref0207@hss.de

Kontakt

Redakteur: Maximilian Witte
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Leiterin: Dr. Susanne Schmid
Gesellschaftliche Entwicklung, Migration, Integration
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