Der Wald ist sowohl Leidtragender als auch Hoffnungsträger beim Klimawandel. Leidtragender, weil viele Bäume wie die Fichte die auch hier in Deutschland ansteigenden Temperaturen nicht vertragen – ganz im Gegensatz etwa zum Borkenkäfer, dem das wärmere Klima immer bessere Lebensbedingungen in deutschen Wäldern bietet.
Hoffnungsträger deshalb, weil Bäume bei ihrem Wachstum CO2 aufnehmen, im Holz einlagern und es so aus der Atmosphäre entfernen, zumindest bis sich das Holz wieder zersetzt oder verbrennt.
Im Kampf gegen den Klimawandel ist ökologisches Wissen ein wichtiger Teil politischer Bildung. Also haben wir in Kooperation mit dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) ein Seminar veranstaltet, das mit der Führung durch den Rainer Wald bei Straubing seinen Höhepunkt fand. Dr. Martin Werneyer, der Flächenbetreuer des Rainer Waldes und Dr. Christian Stierstorfer vom LBV Niederbayern gaben den Seminarteilnehmern auch abseits der Wege faszinierende Einblicke in die Welt der Waldpflanzen und -tiere.
Der Rainer Wald ist mit derzeit 245 Hektar das größte Schutzgebiet im Besitz des LBV. Er wurde zwischen 2005 und 2009 fast vollständig vom LBV erworben, gefördert vom Europäischen Landwirtschaftsfonds, dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, dem Bayerischen Naturschutzfonds und der Regierung von Niederbayern. Auch die Unteren Naturschutzbehörden des Landkreises Straubing-Bogen und des Landkreises Regensburg hatten sich beteiligt.
Prägend für den Rainer Wald ist zum einen seine lange Tradition als Rückzugsort bedrohter Arten. Seltene holzbewohnende Käferarten, sogenannte „Urwaldreliktarten“, konnten hier bis heute durchgehend geeigneten Lebensraum mit ausreichendem Totholzanteil finden. Für Besucher sofort erkennbar ist die zweite Besonderheit: weil hier der Grundwasserspiegel besonderes nah unter der Oberfläche liegt, wirken sich bereits geringe Höhenunterschiede stark auf die Vegetation aus.
Das Spektrum reicht von Erlenwäldern auf den tieferliegenden, nassesten Standorten über Eschen- und Flatterulmenbestände bis zu Eichen-Hainbuchenwäldern, die nur gelegentliche Überflutungen im Wurzelbereich vertragen. Nur auf den höchsten Punkten stehen einzelne Buchen. Die großen Stieleichen sind ein prägendes Element des Rainer Waldes. Offene Strukturen, Feuchtwiesen und Freiflächen sowie zahlreiche Kleingewässer prägen zusätzlich das Bild des Rainer Waldes und tragen zu seiner großen ökologischen Vielfalt bei, indem sie den unterschiedlichen Arten passende Lebensräume bieten.
Hier gibt es sechs Spechtarten und 14 Fledermausarten. Ein bekannter Bewohner aus der Gruppe der Käfer ist der Hirschkäfer. Auch Amphibien wie der mittlerweile seltene Grasfrosch und der Springfrosch fühlen sich in den zahlreichen kleinen Tümpeln und Kleingewässern wohl. Seit 2014 gibt es ein Projekt zur Wiederansiedelung des Laubfrosches. Wer sich im Sommer trotz Mittagshitze in den Rainer Wald wagt, dem werden, insbesondere auf den Freiflächen, zahlreiche Schmetterlinge und Libellenarten begegnen.
Aber einfach sich selbst überlassen, würde die Biodiversität des Waldes womöglich leiden. Lichtungen würden zu wuchern, Feuchtwiesen verbuschen. Die Aktivisten des LBV haben deshalb gut zu tun im Rainer Wald. Sie versuchen, die standortfremden Fichten zurückzudrängen, durch Neupflanzungen oder Naturverjüngungen ursprüngliche Mischwaldgesellschaften zu fördern und „Neophyten“ zu bekämpfen.
Das sind neue invasive Pflanzenarten, die das Gleichgewicht in organisch gewachsenen Ökosystemen bedrohen können, wie etwa der „Sachalin-Staudenknöterich“. Das krautige, anspruchslose Gewächs hat seine Heimat in Japan, kommt aber auch in Nordamerika ursprünglich vor. Er überwuchert heimische Arten und gilt als besonders schwer zu bekämpfen, weil auch abgeschnittene Stängel wieder Wurzeln schlagen können.
Der LBV ist als Besitzer des Rainer Wald es Verbundpartner im BioHolz-Projekt, einer bundesweiten Initiative zur Förderung der biologischen Vielfalt in Wäldern. Ein weiteres wichtiges Ziel des LBV im Rainer Wald ist die Umweltbildung. Ein Lehrpfad und Unterrichtsmaterialien wurden mit Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) erstellt.
Autoren: Dr. Martin Werneyer (LBV) & Wolfgang Schwirz, HSS