Natur und Landschaft werden in Bayern positiv wahrgenommen und sind für die Bürger von hohem Stellenwert. Bayern hat seit 1970 das erste Umweltministerium in Europa. Ein weiterer Meilenstein war das Jahr 1984, als Bayern als erstes Bundesland den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen in die Verfassung aufnahm. Gleichwohl ist dies im Widerstreit der Interessen oft alles andere als leicht. Umweltschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die uns alle in Verantwortung nimmt: „gemeinsam, freiwillig, erfolgreich“.
Am Risserkogel, südlich vom Tegernsee
Franke
Umweltschutz der Zukunft – gemeinsam, freiwillig, erfolgreich!
Mit Umwelt- und Naturschutz eine lebenswerte Zukunft für alle zu sichern, ist also eine Kernaufgabe verantwortlicher Politik für das 21. Jahrhundert. Dazu gibt es einen Kernbestand an Regeln und Vorgaben. Der Staat kann die Aufgabe jedoch nicht alleine lösen. Er braucht dazu den Rückhalt in der Gesellschaft.
Zukunftsfähige Umweltpolitik muss die Menschen mitnehmen. Sie muss ihre Standpunkte und Ziele immer wieder erklären und Diskussionen versachlichen. Sie muss in der Lage sein, konsensfähige Lösungswege zu finden. Denn auch im Umwelt- und Naturschutz gibt es nie nur einen einzigen Weg zum Ziel. Die Herausforderung der modernen Welt ist gerade, Ökologie und Ökonomie intelligent zusammenzubringen. Und die gesellschaftliche Identifikation mit dem Umwelt- und Naturschutz wächst in dem Maße, in dem wir Betroffene aktiv mit einbinden. Der kooperative und freiwillige Ansatz gehört in Bayern seit jeher zur umweltpolitischen „DNA“. Unser Credo heißt: „gemeinsam, freiwillig, erfolgreich“!
Naturreichtum für Bayerns Zukunft
Zum Beispiel im Naturschutz. Hier geht es aktuell darum, das Verschwinden unserer Insekten zu stoppen. 40 Prozent der Insekten in Bayern gelten inzwischen als ausgestorben oder stark gefährdet [Insektenbericht des Bayerischen Landesamtes für Umwelt]. Das ist auch für uns Menschen fatal! Allein Honig- und Wildbienen bestäuben über zwei Drittel unserer Nahrungspflanzen. Diese Leistung der Natur ist deutschlandweit 4 Milliarden Euro pro Jahr wert: Artensterben macht uns also in doppelter Hinsicht arm.
Naturreichtum dagegen sichert Zukunft – deshalb investieren wir jedes Jahr fast 70 Millionen Euro in Naturschutz und Landschaftspflege. Wir bauen ein neues Bayerisches Artenschutzzentrum als wissenschaftliche Firewall auf. In der Rhön, im Spessart, an der Donau und im Oberallgäu entstehen weitere Zentren, die in den jeweiligen spezifischen Lebensräumen vom Fluss bis zum Hochgebirge zum Erhalt und zur Förderung bedrohter Pflanzen und Tiere beitragen.
Und wir aktivieren die hoch engagierten Kräfte des gesellschaftlichen Naturschutzes in Bayern, zum Beispiel mit dem neuen Blühpakt für unsere Insekten. Hand in Hand mit Landschaftspflegeverbänden, haupt- und ehrenamtlichen Naturschützern, Kommunen und Bürgern wollen wir unsere Städte, Landkreise und Gemeinden zum Blühen bringen – gemeinsam, freiwillig, erfolgreich! Und mit der Landwirtschaft kümmern wir uns um die Artenvielfalt in der Feldflur. Das Instrument dazu ist der bayerische Vertragsnaturschutz. Aktuell haben wir zum Beispiel über 18.000 landwirtschaftliche Betriebe, die mehr als 90.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche freiwillig naturschonend bewirtschaften.
Gutes Klima für ein lebenswertes Bayern
Praktischer Umweltschutz gemeinsam mit den Menschen sichert Zukunft – das könnte auch als Überschrift über meinem zweiten Thema stehen, Klimaschutz. Der Klimawandel ist eine Tatsache von globalem Ausmaß, die auch uns in Bayern betrifft: Die Luft bei uns erwärmt sich schneller als anderswo. Bis zum Ende des Jahrhunderts drohen dramatische 3,6 Grad plus – eine extreme Belastung für Umwelt und Menschen, eine enorme Herausforderung für unsere Wirtschaft und Landwirtschaft.
Bayern bleibt deshalb konsequent am Klima-Ball. Mit unserem Klimaschutzprogramm 2050 investieren wir allein im laufenden Doppelhaushalt 190 Millionen Euro für Einsparung von Treibhausgasen, die Anpassung an Klimafolgen und eine hochkarätige Klimaforschung. Bis 2050 wollen wir die Treibhausgase in Bayern auf unter 2 Tonnen pro Einwohner und Jahr senken. Dazu setzen wir beispielsweise auf die energetische Sanierung von Gebäuden – hier haben wir die größten Potenziale für effektiven Klimaschutz und können zugleich die heimische Wirtschaft ankurbeln. Und wir renaturieren Moore als wichtige natürliche Kohlenstoffspeicher. Dadurch konnten wir die Atmosphäre seit 2008 bereits um 87.000 Tonnen CO2-Äquivalente entlasten.
Und auch im Klimaschutz bauen wir erfolgreich auf gesellschaftliches Umweltengagement: Im Umweltpakt Bayern kümmern wir uns gemeinsam mit mehr als 2.000 Partnern aus der bayerischen Wirtschaft um Energieeffizienz und Klimaschutz in unseren Unternehmen. Und die Bayerische Klima-Allianz mit aktuell 43 Partnern ist unser gesellschaftliches Wurzelwerk für praktischen Klimaschutz im Alltag – zum Beispiel in Kirchengemeinden oder Sportvereinen.
Wir brauchen diesen breiten gesellschaftlichen Ansatz. Denn je mehr Treibhausgase wir aus der Atmosphäre fernhalten, desto leichter stemmen wir die zweite Hauptaufgabe beim Klimaschutz: die Anpassung an bereits heute spürbare Folgen des Klimawandels, wie zum Beispiel Hochwasser oder Starkregen. 3,4 Milliarden Euro investieren wir bis 2020 für klimagerechten Hochwasserschutz und in die Vorsorge gegen Überschwemmungen durch Starkregen. Doch auch das gelingt nur, wenn alle Beteiligten mitziehen.
Klimawandel heißt aber nicht nur „zu viel Wasser“. In heißen Sommern werden wir weniger Niederschläge haben – mit der Folge niedriger Grundwasserstände. Hier setzen wir mit einem bayernweiten Aktionspaket „Grundwasserschutz in der Fläche“ oder mit Konzepten für nachhaltige landwirtschaftliche Bewässerung an. Und wir kümmern uns um die Wasserqualität. Dazu haben wir einen bayerischen Wasserpakt geschlossen mit dem Ziel, die Gewässerqualität mit freiwilligen Maßnahmen zusätzlich zu verbessern. Insgesamt investieren wir für den Gewässerschutz 1,2 Milliarden Euro – für beste Wasserqualität für Mensch und Natur in Bayern!
Umweltpolitik in Bayern – für Menschen, Umwelt und Natur!
Die bayerische Umweltpolitik hat Naturschätze und Umweltgüter im Fokus, aber den Menschen im Mittelpunkt: Ohne reine Luft, sauberes Wasser, artenreiche Natur und fruchtbare Böden werden wir auf Dauer weder Lebensqualität noch Wohlstand in Bayern erhalten können. Die Sorge für Natur und Umwelt ist dabei eine zentrale staatliche Verantwortung der Daseinsvorsorge, die Bayern ambitioniert wahrnimmt.
Zugleich aber gehen Natur und Umwelt die gesamte Gesellschaft an – dies spiegelt sich in erfolgreichen kooperativen Politikmodellen wie Vertragsnaturschutz, Umweltpakt oder Klima-Allianz. Dieser Politikansatz wird in Bayern auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen. Eine Verantwortungsgemeinschaft aus Staat und Bürgern arbeitet hier Hand in Hand für ein Bayern, das auch in Zukunft ökonomisch erfolgreich und zugleich ökologisch lebenswert bleiben soll.
Autor: Dr. Marcel Huber