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Hanns Seidel

CSU-Vorsitzender – Ministerpräsident – Namensgeber

Ministerpräsident und Parteivorsitzender der CSU: Hanns Seidel war einer der wichtigsten und einflussreichsten Politiker der jungen Bundesrepublik. Er formte die Christlich-Soziale Union maßgeblich mit und trug erheblich zur Modernisierung der Partei bei. Aufgrund seiner politischen Leistungen und seines Engagements für die politische Bildung, der er größte Bedeutung zumaß, wurde unsere Stiftung nach ihm benannt. Erfahren Sie hier mehr über unseren Namensgeber Hanns Seidel.

Fotofeature

 

Hanns Seidel hatte alles andere als einen leichten Start ins Leben: Mit gerade mal sieben Jahren verlor er seinen Vater. Zusammen mit fünf Geschwistern wuchs er anschließend im heutigen Aschaffenburger Stadtteil Schweinheim in ärmlichen Verhältnissen auf. Geprägt durch das katholische Bekenntnis und eine daraus resultierende klare weltanschauliche Bindung, fest verankert im humanistischen Bildungsgedanken mit der Idee der selbstverantwortlichen, fortwährenden umfassenden Persönlichkeitsbildung, mit seinem Verständnis für die sozialen Nöte, die er aus eigenem Erleben kannte, schließlich mit seinen Erfahrungen mit dem Unrechtsstaat der NS-Zeit, mit Krieg und Zerstörung – all dies bewog ihn zu seinem politischen Engagement in Staat und Partei, das ihn bis in die Ämter des CSU-Vorsitzenden (1955) und des Bayerischen Ministerpräsidenten (1957) führte.


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Lebenslauf

12.10.1901 geb. in Schweinheim bei Aschaffenburg als eines von sechs Kindern des Kaufmanns Johann Seidel und seiner Frau Christine; auf den Namen Franz Wendelin getauft, wird er jedoch Hanns
genannt; katholisch, verheiratet (20.8.1929) mit Ilse Tenter (1905 -1997), zwei Söhne

1921 - 1925 Abitur, anschließend Studium der Rechtswissenschaften, der Germanistik und der Volkswirtschaft in Jena, Freiburg und Würzburg

1925 - 1928 juristisches Staatsexamen, anschließend Referendar am Amts- und Landgericht und am Bezirksamt Aschaffenburg

1929 Promotion

1929 - 1940 Niederlassung als Rechtsanwalt in Aschaffenburg

1930 - 1932 Beginn seiner politischen Tätigkeit, 1932 Eintritt in die BVP

1933 als deren Kandidat bei den Stadtratswahlen in Aschaffenburg aufgestellt

1933 kurzzeitige Verhaftung durch die Nationalsozialisten, anschließend für einige Monate Emigration nach Litauen; berufliche Beschränkungen als Rechtsanwalt

1940-1945 Soldat

1945 Mitglied der CSU in Aschaffenburg und in der Folge deren führender Vertreter in Unterfranken

11.10.1945 Ernennung zum Landrat in Aschaffenburg (bis 20.9.1947) durch die amerikanische Militärregierung

30.6.1946 - 1.12.1946 Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung

1.12.1946 - 5.8.1961 Mitglied des Bayerischen Landtags für den Stimmkreis Obernburg bzw. Obernburg-Miltenberg

20.9.1947 - 14.12.1954 Bayerischer Wirtschaftsminister in den Kabinetten Ehard II und III

14.12.1954 -16.10.1957 Sprecher der CSU-Landtagsfraktion und Oppositionsführer unter der „Viererkoalition“

22.1.1955 - 16.2.1961 Landesvorsitzender der CSU; Beginn der grundlegenden und planmäßigen Neuorganisation der Partei

16.10.1957 - 22.1.1960 Bayerischer Ministerpräsident

22.1.1960 Rücktritt vom Amt des Bayerischen Ministerpräsidenten aus gesundheitlichen Gründen

20.2.1961 Rücktritt vom Amt des Landesvorsitzenden der CSU

5.8.1961 gest. in München

Ausführlicher Lebenslauf auf csu-geschichte.de

Hanns Seidel wurde am 12. Oktober 1901 in Schweinheim bei Aschaffenburg geboren. Nach dem Abitur studierte er Rechtswissenschaften, Germanistik und Volkswirtschaft an den Universitäten Würzburg, Freiburg und Jena. 1929 wurde Seidel zum Dr. jur. promoviert und ließ sich in Aschaffenburg als Rechtsanwalt nieder. 1932 trat er der Bayerischen Volkspartei (BVP) bei. Als deren Kandidat wollte er ein Jahr später bei den Stadtratswahlen in Aschaffenburg antreten, die aber dann nach der Machtübernahme der NSDAP nicht mehr stattfinden konnten. Obwohl er dem Regime nicht genehm war - Seidel vertrat als Wirtschaftsanwalt auch zahlreiche Juden - gelang es ihm, sich als erfolgreicher Rechtsanwalt zu etablieren. Als ihm aufgrund seiner Konflikte mit der NSDAP 1933 die Verhaftung drohte, floh er zu seinen Schwiegereltern ins litauische Memel. In der Folge erlitt seine Kanzlei finanzielle Einbußen, konnte aber weitergeführt werden. 1940 bis 1945 war Seidel Soldat einer Panzerdivision an der russischen Ostfront, wurde 1942 zum Leutnant befördert und kehrt 1945 nach kurzer amerikanischer Kriegsgefangenschaft in seine zerstörte Heimatstadt zurück.

 

Als Ministerpräsident förderte Seidel den Wandel Bayerns vom Agrar- zum Industriestandort

Als Ministerpräsident förderte Seidel den Wandel Bayerns vom Agrar- zum Industriestandort

ACSP, Ph P : Seidel, Hanns : 13

Die amerikanische Militärregierung ernannte den politisch unbescholtenen Hanns Seidel zum Landrat von Aschaffenburg, und für die CSU kandidierte er 1946 erfolgreich für die Verfassunggebende Landesversammlung und den Bayerischen Landtag. Im September 1947 berief Ministerpräsident Hans Ehard Hanns Seidel zum Bayerischen Staatsminister für Wirtschaft. Nach der Landtagswahl 1950 bestätigte Hans Ehard seine Ernennung. Das Amt musste er nach der Landtagswahl 1954 abgeben, als eine Viererkoalition aus SPD, FDP, BP und GB/BHE die Regierung bildete und die CSU auf den Oppositionsbänken Platz nehmen musste. Die CSU-Landtagsfraktion wählte Hanns Seidel zu ihrem Sprecher und Oppositionsführer.

Fred Henrich; fpa Bilderdienst ; ACSP, Ph P : Seidel, Hanns : 16

Im Januar 1955 wählte die CSU-Landesversammlung Hanns Seidel zum neuen Parteivorsitzenden. Er leitete umgehend, ab 1956 tatkräftig von seinem neuen Generalsekretär Fritz Zimmermann unterstützt, die bis dahin vernachlässigte Modernisierung und Neuorganisation der CSU ein. Als die Viererkoalition im Oktober 1957 zerbrach, bildete die CSU wieder die Regierung und der Landtag wählte Hanns Seidel zum Ministerpräsidenten. Die Bevölkerung honorierte Seidels Kompetenz und ausgleichende Art und bescherte der CSU bei der Landtagswahl 1958 mit knapp 50% das beste Ergebnis seit 1946.

Es wurde allgemein bedauert, als Hanns Seidel aufgrund einer langwierigen Erkrankung im Januar 1960 als Ministerpräsident und ein Jahr später auch als CSU-Vorsitzender zurücktrat.  Am 5. August 1961 verstarb er an den Folgen dieser Krankheit. Wenige Monate später begannen die Planungen für eine parteinahe politische Stiftung. Da Seidel die politische Bildung als entscheidend für den Aufbau und Erhalt eines demokratischen Staates ansah - bereits 1957 hatte er einen Sitz im Kuratorium der neugegründeten Akademie für politische Bildung in Tutzing eingenommen – wurde er, dem die Partei so viel zu verdanken hatte, zum Namensgeber ihrer neuen Stiftung.


Weitere Informationen

Aufbruch in eine neue Zeit: Zum 60. Todestag
Artikel zum 60. Todestag auf hss.de

Hanns Seidel - Ein Lebensbild
Ausführlicher Werdegang auf csu-geschichte.de

Hanns Seidel und die Soziale Marktwirtschaft
Artikel auf csu-geschichte.de

Politisches Handeln im Spannungsfeld zwischen Normen und Nutzen
Artikel auf csu-geschichte.de

Hanns Seidel - Aufbruch in eine neue Zeit - Broschüre
Publikation zum Download oder kostenfreien Bestellung in Printversion auf hss.de


Archiv für Christlich-Soziale Politik (ACSP), Politisch-historische Fachbibliothek
Dr. Renate Höpfinger
Leiterin