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Zweites Gipfeltreffen zwischen Trump und Jong-Un
Mühsame Schritte auf dem Weg zu einer friedlichen koreanischen Halbinsel

Morgen, am 27. Februar 2019, treffen sich in Hanoi der US-amerikanische Präsident, Donald Trump, und Nordkoreas Machthaber, Kim Jong-Un. Unsere Projektleiter Dr. Bernhard Seliger (HSS Seoul) und Dr. Axel Neubert (HSS Hanoi) ordnen das Treffen zur atomaren Abrüstung Koreas und mögliche US-Gegenleistungen ein.

Nach über 4000 Kilometern Zugfahrt ist heute (26.2.2019) Nordkoreas Machthaber, Kim Jong-Un, im vietnamesischen Hanoi eingetroffen, Schauplatz des zweiten amerikanisch-nordkoreanischen Gipfeltreffens. Es soll in eineinhalb Tagen endlich die Fortschritte in der Denuklearisierung Nordkoreas bringen, die seit dem ersten Gipfeltreffen im Juni 2018 in Singapur bislang vermisst werden. Unter anderem könnte der Atomreaktor in Yongbyon geschlossen werden, vielleicht erfolgen aber auch weitere Zugeständnisse. Eine vollständige Preisgabe des Nuklearmaterials und der Raketentechnik durch Nordkorea gilt allerdings als wenig wahrscheinlich. Umgekehrt erwartet Nordkorea Zugeständnisse bei den Sanktionen und möglicherweise eine Beendigung des offiziell immer noch bestehenden Kriegszustandes. Aber auch hier sind größere Zugeständnisse eher unwahrscheinlich, dagegen sind Ausnahmen von den Sanktionsregeln, wie sie schon in den letzten Wochen vermehrt für humanitäre Organisationen, die in Nordkorea tätig sind, gewährleistet wurden, eher zu erwarten.

Ein Fahrradfahrer in Vietnams Hauptstadt Hanoi vor den Gipfel-Plakaten

Hanoi bereitet sich auf den Gipfel vor.

Bernhard Seliger/Axel Neubert; HSS

Partnerschaft zwischen Vietnam und USA als Vorbild für Nordkorea

Ein Treffen in Hanoi ist sowohl für Trump als auch Kim konsequent. Bereits für das erste Treffen wurde der Standort diskutiert. Die USA glauben daran, dass eine Partnerschaft, wie sie zwischen Vietnam und den USA heute besteht, als Vorbild für Nordkorea dienen könnte. Denn auch der Gastgeber Vietnam hat eine Wandlung vom kommunistischen Entwicklungsland zu einem aufstrebenden Schwellenland vollzogen, vom einstigen Feind der USA zu einem der wichtigsten regionalen Partner in Südostasien. Umgekehrt wären für Nordkorea erste Wirtschaftsreformen nach dem Vorbild Vietnams und eine schrittweise Öffnung wohl eines der wenigen vorstellbaren Szenarien.

Es steht ein olivgrüner Lastwagen vor einem Gipfel-Plakat mit US- und Nordkorea-Flagge

Warten auf den Gipfel

Axel Neubert/Bernhard Seliger; HSS

Hanoi im Gipfelfieber - Staatsbesuch in Vietnam

Hanoi ist seit Tagen im Gipfelfieber, mit Straßensperren, Fahnen, Bannern und der Vermarktung eines „Trump-Haarschnitts“ und eines „Kim Jong-Un Haarschnitts“. Die Vietnamesen scheinen sich zu freuen oder sind zumindest sehr neugierig auf diesen Gipfel. Ein Australier, der als Double für Kim Jong-Un auftritt, ist dagegen bereits des Landes verwiesen worden.

Offiziell wird Kim dem kommunistischen Verbündeten Vietnam auch einen Staatsbesuch abstatten und sich staatliche Vorzeigeunternehmen zeigen lassen. Dazu gehört unter anderem der Industriestandort Bac Ninh, in dessen Nähe einer der größten Fabriken von Samsung in Südostasien liegt. Neben dem Prestigegewinn steht für Hanoi aber auch einiges auf dem Spiel. Südkorea ist der wichtigste Investor in Vietnam. Bei einer Annäherung an den Süden, könnten diese Finanzmittel auch in eine andere Richtung fließen.

Bei seiner Reise nach Hanoi hat Kim Jong-Un auf einen Flug in seiner eigenen Maschine verzichtet, wohl weil der Weg dafür zu weit war. Beim letzten Gipfel war er in einer geliehenen chinesischen Maschine nach Singapur geflogen. Nun trat er sozusagen in die Fußstapfen seines Großvaters Kim Il-Sung, der für seine teils wochenlangen Zugfahrten berühmt war und auch zweimal Vietnam mit dem Zug besucht hat. An der Grenzstation Dong Dang stieg Jong-Un in eine Limousine um, die ihn über 170 km nach Hanoi brachte. Begleitet wurde er unter anderem von seiner Schwester, die eine wichtige Stütze für ihn und bereits mehrfach diplomatisch in Erscheinung getreten ist, u.a. bei der Winterolympiade in Pyeongchang 2018. Bereits seit geraumer Zeit ist ein Vorkommando dabei, das Besuchsprogramm für Kim vorzubereiten. Gestern traf eine Air Koryo Maschine ein, die über 100 Nordkoreaner, darunter seine Bodyguards, mitbrachte.

Süd-/Südostasien
Stefan Burkhardt
Leiter