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„Religion Matters“ – die interreligiöse Interviewreihe mit Führungspersönlichkeiten der Weltreligionen
Teil II: Schiiten und Sunniten - Zweige vom selben Baum

Welche Antworten bietet der Glaube in schwierigen Zeiten? Im Interview mit hohen Religionsvertretern fragen wir, wie die verschiedenen Religionen und Konfessionen mit den Problemen der Gegenwart umgehen und was wir voneinander lernen können.

Ein Finger fährt über eine Sure im Koran.

Wer Menschen tötet, handelt klar gegen den Islam und exkommuniziert sich selbst, sagt Sheikh Eşref Efendi vom Naqshbandiyya Orden.

SonerCdem; ©HSS; IStock

Die Corona-Pandemie hat die globalen Lebensadern und ihre Gesellschaften an ihrer Achillesverse getroffen. Sie stellt Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Religion und Gesellschaft in einem ohnehin schon bestehenden Zeitalter wachsender Unsicherheiten vor ungeahnte Herausforderungen.

Wir brauchen dringend Antworten und Orientierung, vor allem aber Zuversicht, um gestärkt aus dieser Krise herauszukommen. Die interreligiöse Interviewreihe „Religion Matters“ der Hanns-Seidel Stiftung lässt religiöse Führungspersönlichkeiten der großen Weltreligionen zu Wort kommen, um ihre Perspektiven auf die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen herauszuarbeiten. So kann sich der Zuschauer selbst ein Bild machen, wie unterschiedliche Religionen und Konfessionen die schwierigen Fragen unserer Gegenwart angehen. Über diese Interviewreihe will die Hanns-Seidel-Stiftung außerdem diese religiösen Führungspersönlichkeiten indirekt in ein Gepräch miteinander bringen, von dem der interreligiöse Dialog weltweit profitieren soll.

Mann im Anzug, freundlich lächelnd

Oliver Rolofs

Oliver Rolofs ist Mitgründer und Managing Partner der Münchner Kommunikations- und Strategieberatung connecting trust. Er berät Wirtschaftsführer, politische Entscheidungsträger sowie religiöse Führer aus aller Welt in Fragen der strategischen Kommunikation, Public Affairs, Resilienz und Sicherheit sowie dem interreligiösen Dialog. Der ehemalige Kommunikationschef der Münchner Sicherheitskonferenz ist studierter Politikwissenschaftler, Völkerrechtler und Soziologe.

Im Mittelpunkt der einzelnen Interviews steht die Frage, inwieweit Glauben und Religion in Zeiten wachsender Komplexitäten und Unsicherheiten Antworten geben können. Wie kann religiöse Kompetenz die Politik aktuell in der Krisenbewältigung ergänzen? Wie steht es um die Religionsfreiheit weltweit und den interreligiösen Dialog? Welche Strategien braucht es, um die Polarisierung der Gesellschaft zu überwinden und Extremismus und Terrorismus zu bekämpfen?

Für „Religion Matters“  haben wir mit dem Sicherheitsexperten Oliver Rolofs unter anderem die Erzbischöfin der Schwedischen Kirche, Antje Jackelén, interviewt, außerdem den Präsidenten der Konferenz der Europäischen Rabbiner, Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, den Bischof von Arabien Paul Hinder, den Patriarchen der Syrisch-Orthodoxen Kirche, Moran Mor Ignatius Afrem II., und Sheikh Eşref Efendi vom ehrenwerten Sufi-Orden „Naqshbandiyya“.

Sheikh Eşref Efendi wurde 1964 in der Türkei mit dem bürgerlichen Namen Eşref Gökcimen geboren. Als direkter Nachfahre von Beratern des osmanischen Sultans wurden er und seine Geschwister von seinen Eltern in der sunnitischen Tradition aufgezogen. 1968 zog er mit seiner damals 6-köpfigen Familie nach Berlin, wo er aufwuchs und seine Schulzeit verbrachte. Ausgebildet durch unterschiedliche islamische Gelehrte, schloss er sich 1992 dem zyperntürkischen Sufi-Lehrer der Nakschibendi-Tradition, Großscheich Muhammed Nazim al Rabbani Naqshbandi, an und vertiefte die religiöse und spirituelle Lehre des Sufismus. Nach Stationen auf Zypern, Bosnien, in der Türkei und in Syrien kehrte er wieder nach Deutschland zurück, wo er Sufi-Zentren in Berlin, Köln, Ludwigshafen und Radolfzell gründete und sich im Namen seines Ordens der Ehrenwerten Nawqshbandiyya insbesondere dem interreligiösen Dialog widmet. Seit Ende 2014 hat er sich in Eigeltingen im Bodensee-Kreis niedergelassen und das dortige Sufi-Zentrum Rabbaniyya aufgebaut, von wo er aus die von ihm initiierte Sufi Way to Peace Tour steuert.

Mann mit Turban und Spitzbart

Der in Berlin aufgewachsene Sheikh Esref gründete Sufi-Zentren in Berlin, Köln, Ludwigshafen und Radolfzell und widmet sich im Namen seines Ordens, der Ehrenwerten Naqshbandiyya, insbesondere dem interreligiösen Dialog.

Sheikh Esref

Interview mit Sheikh Eşref Efendi

Wie ist die Sichtweise des Sufismus, jener als liberal geltenden Strömung im Islam mit asketischen Tendenzen und ausgeprägt spiritueller Orientierung, auf die aktuellen Herausforderungen unserer Zeit? Hierzu bezieht Sheikh Eşref Efendi vom Ehrenwerten Naqshbandiyya Orden und eines der geistigen Oberhäupter des Sufismus Position.

In der interreligiösen Interviewreihe „Religion Matters“ der Hanns-Seidel-Stiftung verurteilt Sheikh Eşref Efendi die jüngsten islamistisch motivierten Terroranschläge in Paris, Nizza, Dresden und Wien. Wer solche Taten begehe, handle klar gegen die Lehren seiner Religion und habe sich gewissermaßen selber exkommuniziert. Er appelliert, dass man den Islam richtig leben müsse, mit Liebe und Toleranz. Sheikh Eşref Efendi fordert im Zusammenhang mit dem Zeigen der Mohammed-Karikaturen mehr Respekt vor Persönlichkeiten, Werten und Heiligkeiten. Schiiten und Sunniten ruft er auf, wieder zur Einheit zurückzukehren. Man gehöre zum gleichen Baum. Zum Stand der Religionsfreiheit sagt das Sufi-Oberhaupt, dass die Politik sich ernsthafter mit diesem Thema auseinandersetzen und hierzu auch die Vertreter der verschiedenen Religionen stärker einbinden müsse.

Die Corona-Pandemie habe dazu geführt, dass die Religion wieder eine stärkere Rolle spiele und spielen müsse. Jetzt brauche man himmlische Unterstützung, da Technologien nicht mehr weiterhelfen würden, so Sheikh Eşref Efendi. Gerade jetzt benötige man die Spiritualität und spirituelle Führer. In der Tradition der großen Propheten wie Jesus, Moses und Mohammed müssten sie gerade jetzt die Wahrheit verbreiten, ohne Angst vor dem Volk oder der Politik, um Hoffnung und Zuversicht zu geben. Denn nach der gegenwärtigen Dunkelheit werde auch die Sonne wieder scheinen, ist sich das Sufi-Oberhaupt sicher.

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