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Asia-Europe Environment Forum 2023
Die Rolle kleiner und mittelständischer Unternehmen in der Kreislaufwirtschaft

Autor: Michael Siegner

Innovation, nachhaltiges Wirtschaftswachstum, hohe Resilienz und geringe Umweltbelastung - das Asia-Environment Forum 2023 hat deutlich gemacht, dass diese Begriffe keine Gegensätze sein müssen. Das zeigt sich gerade in der Kreislaufwirtschaft.

Die Kreislaufwirtschaft ist der Gegensatz zu einem linearen Wirtschaftsmodell, also unserer „Wegwerfwirtschaft“. Im kreislaufwirtschaftlichen Modell werden Materialien und Produkte so lange und so oft wie möglich wiederverwendet, repariert, recycelt oder geteilt. So werden Abfälle auf ein Minimum reduziert und Ressourcen in der Wertschöpfungskette gehalten.

Vom 21. bis 22. November 2023 fanden sich zahlreiche Experten, politische Entscheidungsträger und Wirtschaftsvertreter aus über 30 europäischen und asiatischen Ländern zusammen, um sich in Brüssel über die zentrale Rolle von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) sowie innovativen Startups in der kreislaufwirtschaftlichen Transformation auszutauschen.

Auf einem Coctailtisch steht ein Jubiläumskuchen.

Das Asia-Europe Environment Forum bietet seit 2003 eine Plattform zur Diskussion von Ansätzen und Trends nachhaltiger Entwicklung und zur Förderung des Dialogs zwischen Asien und Europa.

©HSS

Das verlangsamt den Ressourcenverbrauch, verringert die Abfallmenge. Gleichzeitig reduziert die Kreislaufwirtschaft die Importabhängigkeit der Europäischen Union von sogenannten kritischen Rohstoffen, die zur Herstellung von Hochtechnologien benötigt werden. Letztlich kann der kreislaufwirtschaftliche Wandel Innovationen fördern und damit das Wirtschaftswachstum in unterschiedlichsten Sektoren anregen. Der sektorübergreifende Ansatz der Kreislaufwirtschaft ist Chance und Herausforderung zugleich. Nur mit entsprechenden politischen Anreizen und Förderung für besonders ressourcenintensive Bereiche kann der schrittweise Übergang zur Kreislaufwirtschaft erfolgreich gestaltet werden.

Die Rolle kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMUs)

Die ambitionierten Ziele der Europäischen Union, bis 2050 klimaneutral zu werden, sind nur realistisch, wenn KMUs und Startups aktiv in den Prozess eingebunden werden. In Europa machen KMUs 99 Prozent aller Unternehmen aus und beschäftigen rund 100 Millionen Menschen. Insbesondere Startups zeichnen sich durch innovative Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen aus, da sie primär in Zukunftsbranchen tätig sind.

Eine Präsentation in einem Seminarraum

Repräsentanten von KMUs, Wirtschaftsverbänden und Finanzinstitutionen sind zu den Gesprächen nach Brüssel gekommen.

©HSS

In einer Unternehmenslandschaft, die sich schrittweise auf kreislaufwirtschaftliche Prinzipien hinbewegt, sind KMUs und Startups gegenüber etablierten Großunternehmen oft im Vorteil.  Kleinst- und mittelständische Unternehmen sind agil und anpassungsfähig und können schnell und innovativ auf Markttrends reagieren und etwa kreislaufwirtschaftliche Prinzipien in ihre Produktions- und Lieferketten integrieren. Insbesondere die innovativen deutschen und bayerischen Mittelständler mit ihrer ausgeprägten lokalen Verankerung haben darüber hinaus das Potenzial nicht nur die regionalen Marktstrukturen mitzugestalten sondern auch global neue Standards zu setzen.

Ergebnisse des Asia-Europe-Environment Forums 2023 in Brüssel

Auch in diesem Jahr kamen Entscheidungsträger und Experten im Rahmen des Forums in zusammen, ebenso wie Repräsentanten von KMUs, Wirtschaftsverbänden und Finanzinstitutionen. Markus Ferber, MdEP, Vorsitzender der Hanns-Seidel-Stiftung, betonte in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung von Innovation für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. "Innovation kann nicht erzwungen werden, Innovation kann nicht durch expansive Restriktionen erreicht werden, aber Innovation kann durch die richtigen Anreize erleichtert werden“, so Ferber. „Dazu gehören Offenheit für neue Technologien, Investitionen in nachhaltige, digitale und innovative Lösungen und die Unterstützung von Innovatoren."

Das Asia-Europe Environment Forum ist eine Partnerschaft zwischen der Asia-Europe-Foundation (ASEF), der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS), dem ASEM SEMs Eco-Innovation Center (ASEIC) und dem Institute for Global Environmental Strategies. Das Forum bietet seit 2003 eine Plattform zur Diskussion unterschiedlicher Ansätze und Trends nachhaltiger Entwicklung und zur Förderung des Dialogs zwischen Asien und Europa.

Die zweitägige Konferenz fokussierte sich darauf, Bedingungen zu identifizieren, die ein innovationsfreundliches Klima für KMUs und Startups schaffen. Dabei sei Innovationsförderung als Grundlage für den schrittweisen kreislaufwirtschaftlichen Wandel zu betrachten, so der Direktor der Asia-Europe Foundation Botschafter, Toru Morikawa. In Workshops identifizierten die Konferenzeilnehmer eine Reihe von Bedingungen, die es KMUs und Startups erleichtern würden, ihre nachhaltigen Geschäftsmodelle zu skalieren und gleichzeitig neue Märkte zu erschließen:

  1. Stärkere Einbeziehung von KMUs und Startups in Entscheidungsprozesse, insbesondere im Kontext von Finanzierungs- und Fördermechanismen;
  2. eine Standardisierung von Gesetzgebung sowie gegenseitige Anerkennung von Nachhaltigkeitsstandards und nachhaltigen Produktzertifizierungen;
  3. verstärkte Unterstützung von Verbänden bei der Erschließung neuer Absatzmärkte und der Einhaltung der jeweiligen gesetzlichen Vorschriften;
  4. verbesserter Zugang zu Information und effektivere Austauschplattformen.

Als interregionale Dialogplattform wird das Asia-Europe Environment Forum auch zukünftig versuchen, diese Prozesse unterstützend zu begleiten.

Kontakt

Projektleitung: Michael Siegner
Vietnam
Projektleitung