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Internationaler Tag des Waldes - Namibia
Schützen durch Nützen

Die Bayerischen Forsten werden nach dem Prinzip "Schützen durch Nützen" nachhaltig bewirtschaftet. Dieser Ansatz findet auch mehr und mehr Anklang namibischen Politik. Wir haben bei unserem Repräsentanten vor Ort nachgefragt, wie es um die Forsten in dem südafrikanischen Land steht.

Im Herzen Namibias leitet Dr. Clemens von Doderer das Büro der Hanns-Seidel-Stiftung in Windhoek. Die Stiftung setzt sich in Afrika auch stark für nachhaltige Waldbewirtschaftung ein. Wir haben ihn gefragt, wie die Situation in dem Land ist und ob seine Bemühungen vor Ort Erfolg haben.

Vom Tiefseehafen in Walvis Bay wird das Holz nach Asien und dort vor allem nach China transportiert.

Vom Tiefseehafen in Walvis Bay wird das Holz nach Asien und dort vor allem nach China transportiert.

HSS: Herr Dr. Doderer, heute ist der internationale „Tag der Wälder“. Wie ist es um Namibias Wälder bestellt?

Dr. Clemens v. Doderer: Täglich kommen mindestens fünf LKWs mit wenigstens 40 Kubikmeter Tropenholz in Walvis Bay an. Vom dortigen Tiefseehafen wird das Holz nach Asien und dort vor allem nach China transportiert. Mehr als 90% des Holzes kommt aus Namibia, der Rest aus dem benachbarten Sambia oder sogar aus der Demokratischen Republik Kongo. Das Problem des oft illegalen und nicht nachhaltigen Holzeinschlages, der in fast allen Fällen auf chinesische Unternehmer zurückgeht, ist nicht nur ein länderspezifisches Problem, sondern findet im gesamten Subsahara-Afrika statt. Ähnliche Berichte hören wir auch aus Westafrika, aus der Demokratischen Republik Kongo und anderswo. Insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels, den mittel- und langfristigen Habitatsverlusten für Flora und Fauna, sowie dem Raubbau auf Kosten der lokalen Bevölkerung ist das ein großes Problem. Einzelne Stimmen reagieren mit Unverständnis und kritisieren diese Einschätzung. Sie fragen, was der Westen für ein Problem damit hätte, schließlich hätten die Kolonialmächte in diesen Ländern auch Raubbau betrieben. Nun sei eben China dran...

Im sogenannten "Weltwald" ging es um den Waldumbau zur Anpassung an das sich verändernde Klima.

Im sogenannten "Weltwald" ging es um den Waldumbau zur Anpassung an das sich verändernde Klima.

HSS: Gibt es politische Veränderungen, die Ihnen Hoffnung machen?

Ganz aktuell gibt es eine positive Entwicklung: Der alte und kürzlich wiedergewählte Präsident Namibias, Dr. Hage Geingob, hat diese Woche eine Verkleinerung des Kabinetts von 26 auf 19 Ministerien angekündigt. Das Direktorat für Forsten, das seit etwa 2003 dem Landwirtschaftsministerium unterstellt war und dort ein eher kümmerliches Dasein hatte, wird in der neuen Legislaturperiode wieder dem Umweltministerium (neu: Ministry of Environment, Forestry and Tourism) unterstellt. Dafür haben wir uns zusammen mit einer Vielzahl zivilgesellschaftlicher Organisationen eingesetzt. Im europäischen Kontext würde ich dies in den meisten Fällen ablehnen, weil Wälder auf eine reine Schutzfunktion reduziert würden. Das in Bayern und Deutschland praktizierte Prinzip Schützen durch Nützen wird auch durch das namibische Umweltministerium klar als Maßstab des Handelns kommuniziert und umgesetzt. Es wird also ein ganzheitlicher Ansatz gepflegt, der einen Ausgleich der wirtschaftlichen, sozialen und umweltpolitischen Interessen sucht.

HSS: Hat die Stiftung dazu einen Beitrag geleistet?

Wie bereits erwähnt hat Präsident Geingob den Ruf der Zivilgesellschaft und auch unseren gehört, dass das Forstdirektorat sehr viel besser beim Umweltministerium aufgehoben wäre. Diese Entwicklung geht mit Sicherheit auch auf unsere Konferenz vom 2. Oktober 2019 und unsere Delegationsreise nach München, Bonn und Brüssel (19. - 26. Oktober 2019) zurück. An dieser Reise nahmen die Abgeordnete der National Assembly, Honourable Sophia Swartz (MP), die Abgeordnete des National Council, Honourable Victoria Mbawo Kauma (MP), der Leiter des Forstdirektorates, Direktor Joseph Hailwa (zu diesem Zeitpunkt noch zum Landwirtschaftsministerium zugehörig), der stellvertretende Direktor für Wildtiermanagement aus dem Umweltministerium, Herr Kenneth /Uiseb, und der Sonderberater des Parlamentspräsidenten, Herr Nelson Kisaka, teil. Während dieser Reise gehörte auch ein Besuch des Biolandhofs Braun bei Freising dazu, wo die Teilnehmer sich sehr beeindruckt zeigten, wie gut es möglich ist, land- und forstwirtschaftliche Produktion nachhaltig zu integrieren. Einen besonderen Einblick erhielten die Delegierten auch über die Anstrengungen der bayerischen Staatsforsten in Sachen Klimawandel. Beim Besuch des sogenannten Weltwaldes stand die Frage des Waldumbaus und damit die Anpassung an das sich verändernde Klima im Fokus.

Als Entwicklungspolitischer Sprecher der CSU-Fraktion und Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hatte MdL Klaus Steiner (rechts) natürlich besonderes Interesse am Austausch mit den namibischen Delegierten. Er führte durch das Maximilianeum.

Als Entwicklungspolitischer Sprecher der CSU-Fraktion und Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hatte MdL Klaus Steiner (rechts) natürlich besonderes Interesse am Austausch mit den namibischen Delegierten. Er führte durch das Maximilianeum.

HSS: Bringen solche Delegationsreisen auch ganz konkrete Ergebnisse?

Ein besonderes Highlight war der Besuch im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (STMELF), wo die Delegation u.a. von Hubert Bittlmayer, dem Amtschef im STMELF, und von Hubertus Wörner, dem Leiter der Abteilung Wald- und Forstwirtschaft, begrüßt wurde. Herr Bittlmayer zeigte großes Interesse an den Entwicklungen in Namibia und schlug eine offizielle Partnerschaft zwischen Bayern und Namibia zu Fragen der nachhaltigen Waldbewirtschaftung vor. Aktuell sind wir dabei diesen Vorschlag mit Leben zu füllen. Konkret werden aktuell Gespräche geführt, dass Bayern Namibia dabei unterstützt, das namibische Forstgesetz (2003) zu überarbeiten, die Grundprinzipien der nachhaltigen Waldbewirtschaftung stärker zu verankern und an die aktuellen Herausforderungen anzupassen. Mittelfristig könnte auch personelle und technische Unterstützung bei der Implementierung einer nationalen Waldinventur und entsprechende Trainingsmaßnahmen für Mitarbeiter der namibischen Forstbehörden sowie die Ausbildung namibischer Forstleute in Bayern auf Grundlage der nachhaltigen Waldbewirtschaftung (Schützen durch Nützen) mit dazu kommen.

Besonders schön war es auch, dass der MdL Klaus Steiner sich am 22. Oktober Zeit genommen und der Delegation das Maximilianeum vorgestellt hat. Als Entwicklungspolitischer Sprecher der CSU-Fraktion und Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hatte er natürlich besonderes Interesse am inhaltlichen Austausch mit den namibischen Vertretern. In Bonn stand vor allem der Austausch mit Vertretern der Wissenschaft und dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Vordergrund.

In Brüssel kam es zu einem Austausch mit den Generaldirektionen Landwirtschaft (AGRI), Umwelt (ENV), und Entwicklung (DEVCO). Besonderes Highlight hier war der Runde Tisch im Europäischen Forsthaus am Place du Luxembourg gegenüber des EU-Parlamentes. Das Thema „Sustainable Forest Management – one pathway to unlock Namibia’s bioeconomy potential“ wurde sehr interessiert aufgenommen und diskutiert. Die Kollegen des Brüsseler Büros haben hier exzellente Arbeit geleistet und die Delegation im Besten Sinne betreut.

HSS: Dr. v. Doderer, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Namibia
Dr. Clemens von Doderer
Projektleitung
Onlineredaktion/Internet
Maximilian Witte
Redakteur
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