Print logo

Herkulesaufgabe für Lateinamerika
Bildung, Bildung, Bildung

Autor: Philipp Fleischhauer

Die aktuellen Entwicklungen auf dem lateinamerikanischen Kontinent, vor allem in den Andenländern, zeigen, wie wichtig (politische) Bildung für die Gesellschaft ist, um eine stabile und nachhaltige Entwicklung der Länder zu ermöglichen. Über die Herausforderungen in den HSS-Projektländern Ecuador und Peru informierte sich unsere Stiftungsvorsitzende, Prof. Ursula Männle, bei Partnern, Politikern und Experten.

In den letzten Jahren verstärkte die Hanns-Seidel-Stiftung im Andenraum ihre Projektarbeit bei Ausbildung und Partizipation neuer politischer Führungskräfte, bei der Institutionenförderung, der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Integration sowie bei dem Thema Unabhängigkeit und Transparenz von staatlichen/öffentlichen Institutionen.

Die aktuelle Lage in Ecuador sowie der gesamten Region beschrieb der deutsche Botschafter Dr. Philipp Schauer und ging auch auf die Proteste und Unruhen der letzten Wochen ein. Vor allem seien es die ungleichen Chancen und Bedingungen in der Bevölkerung, die zur Eskalation geführt hätten. Protagonisten seien Indigene gewesen, die in Ecuador noch immer gesellschaftlich benachteiligt würden.

Bildung für eine nachhaltigere und bessere Zukunft

Um die soziale Inklusion zu unterstützen und die Entwicklung einer neuen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Führungselite nach demokratischen Wertvorstellungen zu fördern, vergibt die Hanns-Seidel-Stiftung in Ecuador Exzellenzstipendien. Davon profitieren finanziell und sozial benachteiligte Studenten, vor allem Indigene und Mestizen, denen die Stiftung mit Stipendien ein Studium an einer Eliteuniversität ermöglicht. Das Programm ist ganzheitlich angelegt und unterstützt die zukünftigen Nachwuchskräfte auch mit Seminaren zur politischen Bildung, Wertorientierung und Ethik.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die HSS seit 2015 gemeinsam mit dem Partner Fundación Fidal. Die Ex-Präsidentin Ecuadors, Rosalia Arteaga, leitet die Stiftung Fidal. Sie erläuterte dem Besuch aus Deutschland, wie in der „Politikschule“, die mit verschiedenen Modulen arbeitet, jährlich neue politische Führungskräfte aus- und fortgebildet werden. Erste Erfolge zeigten sich, da bereits zahlreiche Absolventen verschiedene Posten im politischen, sozialen und öffentlichen Bereich übernommen hätten.

Denselben Weg geht die Hanns-Seidel-Stiftung in Peru zusammen mit der Katholischen Universität San Pablo (UCSP) in Arequipa. In dieser „Politikschule“ werden im südlichen Peru politische Nachwuchsführungskräfte zwischen 18 und 25 Jahren geschult zu Themen wie den historischen und gesellschaftlichen Grundlagen der Politik, christsozialem Denken, Coaching für die politische Karriere, politischer Kommunikation, Verhandlungsfertigkeiten oder politischen Parteien. In Gesprächen mit Absolventen erhielt Prof. Männle anschaulich einen Einblick in die Erfolge der „Politikschule“. Die Ausgebildeten berichteten, wie ihnen das erworbene Wissen bei ihrer Arbeit in Politik, öffentlicher Verwaltung und Organisationen der Zivilgesellschaft nutze.

Um die Nachhaltigkeit der Aktivitäten der „Politikschulen“ zu gewährleisten, gründete die HSS mit ihren Partnern Netzwerke für Alumni und fördert den regionalen Austausch zwischen den Bildungsprogrammen in den einzelnen Ländern.

Ein weiteres länderübergreifendes Projekt der Hanns-Seidel-Stiftung ist die Simulation von Parlamentsdebatten. Seit mehreren Jahren unterstützt die HSS einige Initiativen, die darauf abzielen, junge Menschen für Demokratie, Gewaltenteilung und der Arbeit des Parlaments zu begeistern. Nur mit informierten und gebildeten Staatsbürgern wird es möglich sein, langfristig eine stabile und nachhaltige Demokratie zu gestalten. Gemeinsam mit dem Kongress in Peru und der Partnerorganisation CORSIAC in Ecuador werden Nachwuchsführungskräfte mit den Aufgaben und Herausforderungen der Arbeit der Parlamentarier vertraut gemacht.

Prof. Männle erhält die höchste Auszeichnung des ecuadorianischen Parlaments

Prof. Männle erhält die höchste Auszeichnung des ecuadorianischen Parlaments

Philipp Fleischhauer

Förderung von effizienten, unabhängigen und transparenten Institutionen

Im ecuadorianischen Parlament tauschte sich Prof. Männle mit dem Vizepräsidenten des Parlaments, César Solórzano, aus über die parlamentarische Arbeit und deren Herausforderungen. Ziel der HSS ist es, in Zusammenarbeit mit lokalen Experten die Effizienz der legislativen und administrativen Arbeit zu steigern. Die gute Zusammenarbeit wurde gelobt und ein langfristiger Kooperationsvertrag auf den Weg gebracht. Für den Einsatz der Hanns-Seidel-Stiftung in Ecuador wurde Prof. Männle mit der höchsten Auszeichnung der Nationalversammlung ausgezeichnet.

Angesichts der verschiedenen Korruptionsskandale in der Region, wie etwa des brasilianischen Bauunternehmens Odebrecht, müssen Institutionen, Staatsbedienstete und Zivilgesellschaft für die Bedeutung von Transparenz, Unabhängigkeit und Korruptionsvermeidung sensibilisiert und dazu fortgebildet werden.

Die Projektpartner der Hanns-Seidel-Stiftung Fundación Ciuadanía y Desarrollo (FCD) in Ecuador sowie Proética und das Instituto de Defensa Legal (IDL) in Peru gaben Prof. Männle einen Einblick in ihre Arbeit mit dem Parlament und den verschiedenen Gerichten zu den oben genannten Themen sowie bei der Realisierung einer „Antikorruptionsschule“ für Repräsentanten der Zivilgesellschaft. Auch hier stimmten alle überein, dass nur mit gut ausgebildeten und informierten Bürger eine effiziente, unabhängige und transparente Entwicklung und damit eine starke Demokratie in Lateinamerika möglich seien wird.

Flucht und Migration, eine Herausforderung für die gesamte Region

Flucht und Migration sind nicht nur in Europa hochaktuelle Themen, sondern spielen auch in Lateinamerika eine große Rolle. In den letzten Jahren flüchteten mehrere Millionen Venezolaner aus ihrem Land auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen. Aufnahmestaaten sind momentan neben Kolumbien vor allem Ecuador und Peru. Um die wirtschaftliche und soziale Integration der Geflüchteten in diesen Ländern zu verbessern, arbeitet die Hanns-Seidel-Stiftung mit ihren Partnern in Peru (UCSP) und Ecuador (Fundación Fidal) in einem integralen Projekt, also mit einem wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Ansatz. Ziele sind auf der einen Seite die Integration von Geflüchteten auf dem lokalen Arbeitsmarkt, in die Kultur und Gesellschaft vor Ort sowie die Beratung zu Rechten und Pflichten. Auf der anderen Seite wird die Aufnahmegesellschaft für die Migranten sensibilisiert und insbesondere die Mitarbeiter von staatlichen Institutionen im angemessenen Umgang mit den Geflüchteten fortgebildet.

In Anwesenheit von Prof. Männle wurde in einem feierlichen Akt das „Centro de Integración“ in Arequipa zur Durchführung dieses Projekts eingeweiht. In Zukunft sollen hier venezolanische Geflüchtete bei der Aufnahme und Integration umfassend betreut werden. Für den Einsatz und die Arbeit der Hanns-Seidel-Stiftung in der Region wurde in diesem Rahmen Prof. Männle von der Stadt Arequipa die Ehrung als „Visitante Ilustre“ (Ehrengast) verliehen.

 

 

Kontakt

Representante Regional para Centroamérica y el Caribe: Philipp Fleischhauer
Representante Regional para Centroamérica y el Caribe:  Philipp Fleischhauer